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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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kam doch nicht voran. Und dann, als ich schon aufgeben wollte, schlug ich mir das Schienbein an der Teekiste an. Ich setzte mich sofort hin, um wieder zu Atem zu kommen.
    Als ich mich ein wenig erholt hatte, ließ ich die Schultern kreisen, erst nach hinten, dann nach rechts. Als ich es mit links versuchte, streifte ich die Wand. Das munterte mich gehörig auf! Meine Kiste stand an der Wand oder jedenfalls dicht davor. Wenn es mir gelang hinaufzuklettern, würde es mir vielleicht auch gelingen, mich abzustoßen und über den Rand emporzuschnellen wie ein Seelöwe im Aquarium. Hatte ich die Grube erst einmal verlassen, war die Wahrscheinlichkeit erheblich
größer, dass ich einen Haken oder etwas anderes entdecken würde, womit ich mich von Pembertons Jacke befreien konnte. Dann würde ich auch wieder sehen können, was ich tat, und erst meine Hände befreien und dann meine Füße. Ein Kinderspiel. Theoretisch …
    Ganz behutsam drehte ich mich um neunzig Grad, sodass ich mit dem Rücken zur Wand stand. Ich schob meinen Allerwertesten an die hintere Kante der Kiste, und es gelang mir, vorne die Fersen darauf zu stellen. Dann langsam … vorsichtig … fing ich an, die Beine durchzustrecken und Zentimeter für Zentimeter an der Wand heraufzurutschen.
    Wir bildeten ein rechtwinkliges Dreieck. Die Wand und die Oberfläche der Kiste waren die Schenkel und ich die zitternde Hypotenuse.
    Plötzlich schoss mir ein Krampf in die Wade, so heftig, dass ich hätte schreien mögen. Wenn ich zuließ, dass der Schmerz die Oberhand gewann, würde ich von der Kiste kippen und mir wahrscheinlich einen Arm oder ein Bein brechen. Also riss ich mich zusammen und wartete, dass der Schmerz nachließ, wobei ich mir so fest in die Wange biss, dass ich fast sofort mein warmes, salziges Blut schmeckte.
    Halt durch, Flave, ermahnte ich mich, es gibt Schlimmeres. Aber mir wollte absolut nichts Schlimmeres einfallen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so zitternd dagestanden habe, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich war schweißgebadet, aber immerhin kam von irgendwoher ein kühler Lufthauch, dessen stetigen, leisen Strom ich auf meinen nackten Beinen spüren konnte.
    Nach einem langen Kampf stand ich endlich aufrecht auf der Teekiste. Ich tastete mit den Fingern so viel von der Wand ab wie möglich, aber sie war zum Wahnsinnigwerden glatt.
    Schwerfällig wie eine Elefantenballerina rotierte ich um hundertachtzig Grad, bis ich mit dem Gesicht zur Wand stand. Dann beugte ich mich vor und spürte - vielmehr glaubte ich
das - den Rand der Grube unter dem Kinn. Aber da mein Kopf immer noch in Pembertons Jacke eingewickelt war, konnte ich mir meiner Sache nicht völlig sicher sein.
    Es gab keinen Ausweg, zumindest nicht in dieser Richtung. Ich kam mir vor wie ein Hamster, der in seinem Käfig auf die Leiter gestiegen war und oben erkennen musste, dass er nirgendwohin konnte als wieder runter. Dabei wussten Hamster in ihren kleinen Hamsterherzen bestimmt, dass Flucht sinnlos war; nur wir Menschen sind unfähig, unsere Hilflosigkeit zu akzeptieren.
    Also ließ ich mich auf der Teekiste auf die Knie fallen. Wenigstens war es leichter, von ihr runterzusteigen als herauf, obwohl das gesplitterte Holz und etwas, das sich schmerzhaft wie ein schmaler Metallrand rings um den Deckel der Kiste anfühlte, mir ordentlich die nackten Knie aufschrammte. Von dort aus war ich in der Lage, mich seitlich in eine sitzende Stellung zu drehen und die Beine über den Rand zu hieven, bis ich wieder den Grubenboden unter den Füßen spürte.
    Wenn ich die Öffnung, durch die die kalte Luft in die Grube wehte, nicht finden konnte, blieb nur ein einziger Fluchtweg: nach oben. Falls es tatsächlich ein Rohr oder irgendeinen Durchlass vom Fluss bis hierherein gab, war er dann groß genug, damit ich durchkriechen konnte? Und selbst wenn, war er vielleicht verstopft und ich würde plötzlich mit dem Gesicht voran wie ein riesiger Blindwurm in völliger Dunkelheit gegen etwas Widerliches stoßen und in der Röhre stecken bleiben, mich nicht mehr vorwärts und auch nicht mehr zurück bewegen können.
    Würden meine Knochen in einem zukünftigen England von einem verblüfften Archäologen gefunden werden? Würde ich in einer Vitrine im British Museum ausgestellt und von den Besuchermassen angestarrt werden? Meine Gedanken rasten hin und her, wogen das Pro und Kontra ab.
    Aber halt! Ich hatte die Treppe am Ende der Grube vergessen!
Ich konnte mich auf die unterste Stufe setzen und

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