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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Sergeants holten ihre Ausrüstung aus dem Kofferraum des Vauxhall, und ich führte die schweigende Prozession durch das Haus bis nach hinten in den Garten.
    Nachdem ich ihnen gezeigt hatte, wo die Leiche lag, schaute ich interessiert zu, wie Sergeant Woolmer eine Kamera auspackte und auf ein hölzernes Stativ schraubte, wobei seine Wurstfinger erstaunlich geschickt mit den silbernen Einstellrädchen
hantierten. Er knipste mehrere Panorama- und auch Detailaufnahmen von unserem Garten, wobei er dem Gurkenbeet besondere Aufmerksamkeit zuteil werden ließ. Dann klappte Sergeant Graves eine abgewetzte Ledertasche auf, in der lauter kleine Fläschchen in mehreren Reihen säuberlich angeordnet waren und in der ich einen Packen durchsichtiger Umschläge erspähte.
    Vor Neugier geradezu sabbernd trat ich näher.
    »Ob es wohl zu viel verlangt wäre, Flavia …«, Inspektor Hewitt trat schwungvoll ins Gurkenbeet, »… wenn du jemanden bitten würdest, uns ein Tässchen Tee zu bringen?«
    Ich muss wohl vielsagend dreingeschaut haben.
    »Wir mussten heute Morgen furchtbar früh raus. Meinst du, du könntest für uns etwas Heißes zu trinken auftreiben?«
    Typisch. Ob Geburt oder Todesfall - stets wird die einzige anwesende Frau losgeschickt, um den Kessel aufzusetzen. Hielt mich der Kerl etwa für ein Dienstmädchen?
    »Mal sehen, was sich machen lässt, Herr Inspektor«, erwiderte ich ausgesprochen unterkühlt, wie ich hoffte.
    »Vielen Dank«, erwiderte Inspektor Hewitt. Und als ich schon fast an der Küchentür war, rief er mir nach: »Ach ja, Flavia …«
    Ich drehte mich erwartungsvoll um.
    »Wir holen uns den Tee ab. Du brauchst ihn nicht extra hier nach draußen zu bringen.«
    Der Kerl hatte vielleicht Nerven! Nicht zu fassen!
     
    Ophelia und Daphne saßen schon am Frühstückstisch. Mrs Mullet hatte die schlimmen Neuigkeiten sofort ausgeplaudert, sodass die beiden genug Zeit gehabt hatten, eine gespielt gleichgültige Haltung einzunehmen.
    Ophelias Mund hatte immer noch nicht auf mein kleines Präparat reagiert. Ich nahm mir vor, die Uhrzeit der Begutachtung und das Ergebnis später nachzutragen.

    »Ich hab im Gurkenbeet eine Leiche gefunden«, verkündete ich.
    »Das sieht dir mal wieder ähnlich.« Ophelia zupfte sich ungerührt weiter die Augenbrauen.
    Daphne hatte Die Burg von Otranto ausgelesen und war schon mittendrin in Nicholas Nickleby. Aber mir fiel auf, dass sie sich beim Lesen auf die Unterlippe biss: ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie abgelenkt war.
    Eine theatralische Stille trat ein.
    »War denn viel Blut zu sehen?«, erkundigte sich Ophelia schließlich.
    »Nein. Nicht ein Tropfen.«
    »Wessen Leiche ist es denn?«
    »Keine Ahnung.« Ich packte dankbar die Gelegenheit beim Schopf, mich hinter der Wahrheit zu verstecken.
    »Tod eines Wildfremden«, deklamierte Daphne, als kündigte sie ein Kriminalhörspiel an. Sie nahm die Nase aus ihrem Dickens, ließ aber den Finger zwischen den Seiten.
    »Woher willst du wissen, dass es ein Fremder ist?«, fragte ich.
    »Ist doch sonnenklar«, erwiderte Daffy. »Du bist es nicht, ich bin’s nicht und Feely ist es auch nicht. Mrs Mullet ist in der Küche, Dogger ist mit den Bullen im Garten und Vater hat noch vor wenigen Minuten oben im Bad rumgeplanscht.«
    Ich wollte sie schon dahingehend berichtigen, dass ich es gewesen war, die sie im Bad gehört hatte, ließ es aber bleiben. Jedes Mal, wenn ich das Badezimmer erwähnte, führte das unweigerlich zu gehässigen Bemerkungen hinsichtlich meiner Reinlichkeit. Aber nach den frühmorgendlichen Ereignissen im Garten hatte ich das dringende Bedürfnis nach Wasser und Seife verspürt.
    »Er ist wahrscheinlich vergiftet worden«, sagte ich. »Der Fremde, meine ich.«
    »Es ist immer Gift, oder?« Feely warf ihr Haar in den Nacken.
»Jedenfalls in diesen grässlichen reißerischen Kriminalromanen. Vielleicht hat der Betreffende ja den tödlichen Fehler begangen, sich an einem Ergebnis von Mrs Mullets Kochkünsten zu vergehen.«
    Als sie angewidert den Teller mit den Resten ihres pochierten Eis von sich schob, sprang in meinem Geist etwas auf wie ein Stück Glut, das vom Rost auf die Herdplatte hüpft, aber ehe ich mich dem zuwenden konnte, wurde meine Gedankenkette leider unterbrochen.
    »Hört euch das an!« Daphne fing an, laut vorzulesen. »Fanny Squeers schreibt einen Brief:
    … mein Bapa ist im gansen Leibe nur eine Beile, bald blau bald grön; auch sind zwei Benke mit seinem Blute be flegt. Wir sahen uns

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