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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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gespielt wird, einfach toll finde, und Feely bekam einen Wutanfall, der sich nicht mal dann legte, als ich das Zimmer verließ und kurz darauf zurückkehrte, und zwar mit einem Bakelit-Hörrohr, das ich in einem Wandschrank gefunden hatte, und einem handgemalten Schild um den Hals, auf dem stand: »Durch einen tragischen Klavierunfall ertaubt. Bitte haben Sie Mitleid.«

    Wahrscheinlich hatte Feely den Vorfall inzwischen längst vergessen. Ich nicht. Als ich so tat, als wollte ich am Flügel vorbei zum Fenster gehen, warf ich einen verstohlenen Blick in ihr Gesicht. Verflixt! Immer noch nichts für mein Notizbuch!
    »Du kriegst bestimmt Ärger«, sagte sie und knallte den Deckel zu. »Wo hast du den ganzen Tag gesteckt?«
    »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten«, erwiderte ich. »Bin ich vielleicht deine Kammerzofe?«
    »Alle haben dich gesucht. Daffy und ich haben allen erzählt, du wärst von zu Hause weggelaufen, aber wie es scheint, haben wir uns wohl leider geirrt. So ein verdammtes Pech aber auch.«
    »›Verdammt‹ sagt man nicht, Feely … das weißt du doch. Und puste die Backen nicht so auf, sonst siehst du aus wie eine beleidigte Birne. Wo ist Vater?«
    Als ob ich das nicht wüsste.
    »Er war den ganzen Tag noch nicht vor der Tür«, sagte Daffy. »Glaubt ihr, die Sache von heute Morgen macht ihm noch zu schaffen?«
    »Die Leiche auf unserem Grundstück? I wo. Das hat doch nichts mit ihm zu tun.«
    »Das hab ich mir auch gedacht.« Feely klappte den Flügel wieder auf, warf das Haar zurück und stimmte die erste von Bachs Goldberg-Variationen an.
    Ein langsames, aber trotzdem wunderschönes Stück, auch wenn Bach meiner Meinung nach nicht mal an seinem besten Tag einem Pietro Domenico Paradisi das Wasser reichen konnte.
    Dann fiel mir Gladys wieder ein! Ich hatte sie beim Dreizehn Erpel stehen lassen, wo sie jeder sehen konnte. Wenn die Polizei nicht längst dort gewesen war, würde sie bestimmt bald dort aufkreuzen.
    Ob die Beamten Mary und Ned bereits so weit bearbeitet hatten, dass sie ihnen von meinem kleinen Besuch erzählt hatten?
Aber müsste in diesem Fall Inspektor Hewitt nicht bereits auf Buckshaw aufgetaucht sein, um mir die Leviten zu lesen?
    Fünf Minuten später war ich zum dritten Mal an diesem Tag unterwegs nach Bishop’s Lacey - diesmal zu Fuß.
     
    Indem ich immer in der Nähe der Hecken blieb und mich jedes Mal, wenn ich ein Fahrzeug kommen hörte, hinter einen Baum duckte, gelang es mir, auf einem kleinen Umweg ans andere Ende der Dorfstraße zu gelangen, die wie immer um diese späte Stunde bereits in behaglichem Dämmerschlaf lag.
    Die Abkürzung durch Miss Bewdleys Ziergarten (Wasserlilien, steinerne Störche, Goldfische und eine rot lackierte kleine Brücke) endete vor einer Ziegelmauer. Dahinter lag der Innenhof des Dreizehn Erpel. Ich ging in die Hocke und horchte. Falls niemand sie weggeschoben hatte, musste Gladys direkt auf der anderen Seite der Mauer stehen.
    Bis auf das ferne Dröhnen eines Traktors war nichts zu hören. Aber gerade als ich einen Blick über die Mauerkrone wagen wollte, hörte ich Stimmen. Besser gesagt, eine Stimme, und zwar die von Tully. Die hätte ich auch gehört, wenn ich auf Buckshaw geblieben wäre und mir Stöpsel in die Ohren gesteckt hätte.
    »Hab den Kerl noch nie im Leben gesehen, Inspektor. Vermute mal, das war sein erster Besuch hier in Bishop’s Lacey. Jedenfalls würd ich mich dran erinnern, wenn er hier schon mal abgestiegen wär. Sanders hieß nämlich meine verstorbene Frau mit Mädchennamen. Da können Sie’n Fünfer drauf verwetten. Nein, hier draußen im Hof war er nicht. Er kam vorne rein und ging gleich rauf in sein Zimmer. Wenn Sie irgendwelche Spuren suchen, müssen Sie dort nachsehen - oder vorne in der Schankstube. Da hat er noch’ne Weile gesessen. Hat’n großes Glas Halb-und-Halb getrunken, gluck-gluck, kein Trinkgeld.«
    Demnach wusste die Polizei also Bescheid! Ich spürte, wie die Aufregung in mir hochsprudelte wie Ingwerlimonade, aber
nicht, weil die Beamten den Toten identifiziert hatten, sondern weil ich ihnen zuvorgekommen war, und das, ohne mir lange den Kopf zu zerbrechen.
    Ich erlaubte mir ein selbstgefälliges Grinsen.
    Als Tully verstummt war, spähte ich hinter einer Kletterpflanze hervor über die Mauerkrone. Der Hof war leer.
    Ich schwang mich über die Mauer, schnappte mir Gladys und strampelte möglichst geräuschlos auf die verlassene Dorfstraße hinaus. Jetzt musste ich den ganzen Weg vom

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