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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Vormittag wieder zurückfahren. Ich bog in die Cow Lane ein, radelte hinter der Bücherei und dem Dreizehn Erpel vorbei auf dem Treidelpfad am Fluss entlang, dann in die Shoe Street, am Friedhof vorbei und anschließend querfeldein.
    Holterdiepolter rumpelten Gladys und ich einher. Ich war sehr froh, dass ich meine liebe Freundin wieder hatte.
    O der Mond schien hell auf Mrs Porter
Und ihr Töchterlein
Sie tauchen ihre Füße in Sodawasser ein.
    Dieses Lied hatte mir Daffy beigebracht, aber erst nachdem ich ihr versprochen hatte, es niemals auf Buckshaw zu singen. Das Lied schien wie geschaffen dafür, es in der freien Natur zu trällern, weshalb ich diese Gelegenheit ohne zu zögern nutzte.
    Vor der Haustür fing mich Dogger ab.
    »Ich muss mit dir reden, Miss Flavia«, sagte er. Ich sah ihm an, dass ihn etwas bedrückte.
    »Klar«, erwiderte ich. »Wo?«
    »Im Gewächshaus.« Er zeigte mit dem Daumen in die Richtung.
    Wir gingen ums Haus herum und durch die grüne Tür in der Mauer des Küchengartens. Im Gewächshaus kam man sich vor wie mitten in Afrika. Außer Dogger setzte kein Mensch je den Fuß hinein.

    Drinnen fingen die gekippten Belüftungsfenster die Nachmittagssonne ein und warfen ihre Strahlen dorthin, wo wir zwischen den Bänken mit den Blumentöpfen und den Guttapercha-Schläuchen standen.
    »Is’ was, Dogger?«, fragte ich leichthin und versuchte dabei, ein bisschen - aber nicht zu sehr - wie Bugs Bunny zu klingen.
    »Die Polizei. Ich muss wissen, was du denen alles erzählt hast, über … du weißt schon.«
    »Genau dasselbe habe ich mir auch gedacht«, erwiderte ich. »Du zuerst.«
    »Also, dieser Inspektor … Hewitt. Er hat mir wegen heute Morgen ein paar Fragen gestellt.«
    »Mir auch. Und was hast du ihm erzählt?«
    »Tut mir leid, Miss Flavia, aber ich musste ihm erzählen, dass du mich geweckt hast, weil du die Leiche entdeckt hattest, und dass wir zusammen in den Garten gegangen sind.«
    »Das wusste er doch schon.«
    Doggers Augenbrauen schossen himmelwärts wie zwei Möwen.
    »Das wusste er schon?«
    »Aber ja doch. Von mir.«
    Dogger stieß einen leisen langgezogenen Pfiff aus.
    »Aber du hast ihm doch nichts von dem … dem Streit … im Zimmer deines Vaters erzählt?«
    »Ich bitte dich, Dogger! Für wen hältst du mich?«
    »Davon darfst du niemandem auch nur ein Sterbenswörtchen verraten, Miss Flavia. Auf gar keinen Fall!«
    Na, das war ja hochinteressant. Dogger verlangte von mir, dass ich mich mit ihm verbündete und der Polizei Hinweise vorenthielt. Wen wollte er damit decken? Sich selbst?
    Aber das konnte ich ihn nicht frei heraus fragen. Also verlegte ich mich auf eine andere Taktik.
    »Klar halte ich dicht. Aber warum?«

    Dogger nahm eine kleine Schippe in die Hand und fing an, schwarze Erde in einen Topf zu schaufeln. Er sah mich nicht an, aber ich sah seinem Unterkiefer an, dass er einen unumstößlichen Entschluss gefasst hatte.
    »Es gibt Fragen«, sagte er schließlich, »die man stellt, und es gibt Fragen, die behält man lieber für sich.«
    »Zum Beispiel?«, hakte ich nach.
    Seine Züge wurden sanfter, fast lächelte er.
    »Zisch ab«, sagte er.
     
    In meinem Labor zog ich das Päckchen aus meiner Tasche und faltete das Zeitungspapier vorsichtig auf.
    Dann stöhnte ich enttäuscht auf: Die Querfeldeinfahrt und die Kletterei über die Mauer hatten mein Beweisstück in lauter kleine Brocken und Brösel zerlegt.
    »Na toll! Krümel!«, sagte ich, nicht ohne mich an meiner eigenen Ironie zu erfreuen. »Und was mach ich jetzt damit?«
    Ich legte die Feder vorsichtig in einen Umschlag und den Umschlag wiederum in eine Schublade voller Briefe, die Tar de Luce gehört hatten; Briefe, die geschrieben und beantwortet wurden, als Harriet in meinem Alter war. Hier würde niemand nachsehen, außerdem war der beste Ort, um miese Laune zu überspielen, wie Daffy einmal gesagt hatte, mitten auf der Opernbühne.
    Trotz ihrer kläglichen Verfassung erinnerten mich die Pastetenreste daran, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Auf Buckshaw galt von alters her das ungeschriebene Gesetz, dass Mrs Mullet das Abendessen zu früh zubereitete, woraufhin es gegen neun wieder aufgewärmt und anschlie ßend verzehrt wurde.
    Ich war halb verhungert und hätte einen … nun, ich hätte sogar ein Stück von Mrs Mullets widerlichem Schmandkuchen vertilgen können. Verrückt, was? Sie hatte mich heute
Vormittag kurz nach Vaters Zusammenbruch gefragt, ob mir der Kuchen geschmeckt

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