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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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und jemand sagte: »Ich glaube, du kommst jetzt lieber mal mit.«
    Es war Inspektor Hewitt.
     
    »Das wäre ausgesprochen vorschriftswidrig«, sagte der Inspektor. »Höchst unangebracht.«
    Wir saßen in seinem Büro, einem langen schmalen Raum, der früher einmal die Schankstube der ehemaligen Poststation beherbergt hatte. Hier war es beeindruckend ordentlich, es fehlten nur noch eine Kübelpalme und ein Klavier.
    Ein Aktenschrank und ein schlichter Schreibtisch, ein Stuhl, ein Telefon und ein kleines Bücherregal, obendrauf das gerahmte Foto einer Frau im Kamelhaarmantel, die sich an die Brüstung einer malerischen Brücke lehnte. Ich war insgeheim ein bisschen enttäuscht.
    »Dein Vater muss so lange hierbleiben, bis wir gewisse Erkundigungen eingezogen haben. Anschließend wird er wahrscheinlich woanders hingebracht, wohin, darf ich dir leider nicht sagen. Tut mir leid, Flavia, aber es kommt nicht infrage, dass du ihn besuchst.«
    »Ist er verhaftet?«, fragte ich.
    »Leider ja.«
    »Aber wieso?« Eine dämliche Frage, wie ich sofort begriff, als ich sie ausgesprochen hatte. Er sah mich an, als hätte er ein Kind vor sich.
    »Sieh mal, Flavia, ich kann nachvollziehen, dass du wütend
bist. Das ist verständlich. Du hattest keine Möglichkeit, deinen Vater noch einmal zu sehen, als … na ja, du warst nicht zu Hause, als wir ihn mitgenommen haben. Auch einem Polizeibeamten fällt es nicht immer leicht, jemanden zu verhaften. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich nicht immer wie ein Freund handeln kann, auch wenn mir das manchmal lieber wäre, aber ich bin nun mal auch Stellvertreter Seiner Majestät.«
    »Ich weiß schon, Georg VI. ist kein alberner Mensch.«
    Inspektor Hewitt sah mich bekümmert an. Er stand von seinem Schreibtisch auf und trat ans Fenster, wo er mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf die sich draußen zusammenballenden Wolken schaute.
    »Nein«, bestätigte er schließlich, »König Georg ist kein alberner Mensch.«
    Da hatte ich eine Eingebung. Mit einem Mal war alles so folgerichtig wie in einem dieser rückwärts laufenden Kinofilme, wo alle Puzzleteile an die ihnen zugedachte Stelle hüpfen und das Bild sich vor den Augen der Zuschauers von selbst zusammensetzt.
    »Darf ich offen mit Ihnen sprechen, Herr Inspektor?«
    »Aber natürlich. Schieß los.«
    »Der Mann, der tot auf Buckshaw aufgefunden wurde, ist am Freitag in Bishop’s Lacey eingetroffen, und zwar nach einer Schiffsreise aus dem norwegischen Stavanger. Sie müssen Vater sofort freilassen, Herr Inspektor, er war’s nämlich nicht.«
    Der Inspektor war zwar ein wenig verdutzt, fing sich aber gleich wieder und schmunzelte nachsichtig.
    »Ach was?«
    »Nein! Ich war’s. Ich habe Horace Bonepenny umgebracht.«

14
    E s war wasserdicht. Niemand hätte etwas anderes beweisen können.
    Ich würde behaupten, ich sei mitten in der Nacht durch ein verdächtiges Geräusch draußen vor dem Haus wach geworden. Ich sei die Treppe hinunter- und in den Garten hinausgegangen, wo ich von einem Mann, der ums Haus herumschlich, bedrängt worden sei, einem Einbrecher womöglich, der es auf Vaters Briefmarken abgesehen hatte. Nach kurzem Kampf hätte ich ihn überwältigt.
    Halt mal, Flave, jetzt nicht übertreiben: Horace Bonepenny war über eins achtzig groß und hätte mich mühelos zwischen Daumen und Zeigefinger erdrosseln können. Nein, wir hatten miteinander gerungen, und dann war er tot umgekippt. Vielleicht hatte er ja ein schwaches Herz in der Folge einer längst vergessenen Kinderkrankheit. Oder er litt meinetwegen an rheumatischem Fieber. Ja, das war’s. Verschleppte Herzmuskelschwäche, wie bei Beth in Vier Schwestern. Ich richtete ein Stoßgebet an den heiligen Tankred und bat um ein Wunder. Bitte, lieber Tankred, mach, dass die Autopsie meine Flunkerei bestätigt.
    » Ich habe Horace Bonepenny umgebracht«, wiederholte ich, als würde es glaubhafter, wenn ich es zweimal sagte.
    Inspektor Hewitt holte tief Luft und atmete bedächtig aus. »Dann erzähl mal.«
    »Ich habe nachts ein Geräusch gehört und bin raus in den Garten, und dann hat mich jemand angefallen.«

    »Halt. Aus welcher Richtung kam der Betreffende?«
    »Er kam hinter dem Geräteschuppen hervor. Ich wollte mich losreißen, da hat er auf einmal ganz komisch geröchelt, als hätte er eine Herzmuskelschwäche, weil er als Kind an rheumatischem Fieber gelitten hat oder etwas Ähn lichem.«
    »Aha«, sagte Inspektor Hewitt. »Und was hast du dann

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