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Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie

Titel: Flavia de Luce - Mord im Gurkenbeet - The Sweetness at the Bottom of the Pie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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auszusprechen, wären Bonepenny und Stanley nicht ungeschoren davongekommen, und Mr Twining hätte sich nicht dazu genötigt gesehen, sich das Leben zu nehmen. Weißt du, Flavia, manchmal muss man für sein Schweigen teuer bezahlen.
    Nach langem Überlegen beschloss ich, entgegen allen meinen
Überzeugungen auf seine Erpressung einzugehen. Ich wollte meine Sammlungen zu Geld machen, alles verkaufen, was ich besaß, um mir sein Schweigen zu erkaufen, und ich muss dir sagen, Flavia, dass ich mich für diese Entscheidung mehr schäme als für irgendetwas anderes, das ich je getan habe.«
    Darauf hätte ich gern die richtige Erwiderung gewusst, aber ausnahmsweise ließ mich meine Schlagfertigkeit im Stich. Ich saß da wie ein Holzklotz und brachte es nicht einmal über mich, meinen Vater anzusehen.
    »Irgendwann am frühen Morgen, es muss gegen vier gewesen sein, denn es wurde draußen schon hell, knipste ich die Schreibtischlampe aus. Eigentlich war ich fest entschlossen, ins Dorf und zum Dreizehn Erpel zu laufen, Bonepenny zu wecken und in seine Forderung einzuwilligen.
    Etwas hielt mich noch davon ab, aber was genau, kann ich nicht erklären. Ich trat auf die Terrasse hinaus, aber statt wie geplant ums Haus herum und die Auffahrt hinunterzugehen, zog mich die Remise fast magnetisch an.«
    Aha!, dachte ich. Also war es nicht Vater gewesen, der zur Küchentür hinausgegangen war! Er war ja von der Terrasse vor seinem Arbeitszimmer aus an der Gartenmauer entlang ohne Umweg zur Remise gegangen. Er hatte keinen Fuß in den Garten gesetzt. Er war nicht an dem sterbenden Horace Bonepenny vorbeigekommen.
    »Ich wollte nachdenken«, fuhr Vater fort, »aber ich brachte einfach keinen klaren Gedanken zustande.«
    »Da hast du dich in Harriets Rolls gesetzt«, platzte ich heraus. Manchmal könnte ich mich erschießen!
    Vater sah mich so bekümmert an, wie ein Wurm den schon besonders früh aufgestandenen Vogel ansieht, kurz bevor er in dessen Schnabel verschwindet.
    »Ja«, antwortete er leise. »Ich war müde. Ich weiß noch, dass mir irgendwann einfiel, dass Bony und Stanley, wenn
sie herausfanden, dass ich bankrott bin, ihr böses Spiel aufgeben und sich jemand anderen vorknöpfen würden. Dabei wünschte ich natürlich keinem anderen, in diese Zwickmühle zu geraten …
    Dann muss ich eingeschlafen sein, keine Ahnung. Spielt ja auch keine Rolle. Jedenfalls saß ich immer noch in Harriets Wagen, als mich die Polizisten fanden.«
    »Bankrott?«, wiederholte ich erstaunt. Ich konnte mich nicht beherrschen. »Aber du hast doch Buckshaw, Vater!«
    Vater sah mich mit feuchten Augen an, wie er mich noch nie angesehen hatte.
    »Buckshaw gehörte Harriet, verstehst du, und bei ihrem Tod hinterließ sie kein Testament, keinen letzten Willen. Die Erbschaftssteuer … nun ja, die Erbschaftssteuer würde uns vermutlich auffressen.«
    »Aber Buckshaw gehört doch dir! Es ist seit Jahrhunderten in Familienbesitz!«
    »Nein«, erwiderte Vater bedrückt, »es gehört mir nicht, kein Stein davon. Harriet war nämlich schon vor unserer Hochzeit eine de Luce, meine Kusine dritten Grades. Buckshaw gehörte ihr. Ich besitze nichts mehr, was ich in das Anwesen investieren könnte, keinen roten Heller. Wie schon gesagt, ich bin pleite.«
    Da klopfte es scheppernd, und Inspektor Hewitt kam herein.
    »Tut mir leid, Colonel de Luce. Wie Sie sicher wissen, achtet unser Polizeipräsident penibel darauf, dass die Vorschriften bis auf das letzte Komma eingehalten werden. Ich habe Ihnen so viel Zeit gewährt, wie ich konnte, ohne meinen Posten zu riskieren.«
    Vater nickte resigniert.
    »Komm, Flavia«, wandte sich der Inspektor an mich, »ich bring dich nach Hause.«
    »Ich kann aber noch nicht nach Hause«, erwiderte ich. »Jemand
hat mir das Fahrrad geklaut. Ich möchte gerne Anzeige erstatten.«
    »Dein Fahrrad liegt hinten in meinem Auto.«
    »Haben Sie es schon gefunden?« Halleluja! Gladys war wieder da!
    »Es war gar nicht weg«, entgegnete der Inspektor. »Ich habe gesehen, wie du es vor dem Revier in den Ständer gestellt hast, und Wachtmeister Glossop angewiesen, es vorsichtshalber wegz ubringen.«
    »Damit ich nicht fliehe?«
    Angesichts meiner Dreistigkeit hob Vater die Augenbrauen, sagte aber nichts.
    »Das auch«, erwiderte Inspektor Hewitt, »aber vor allem, weil es draußen immer noch in Strömen gießt und man bis nach Buckshaw elend lang bergauf strampelt.«
    Ich umarmte Vater wortlos, wogegen er, obwohl er sich steif wie eine Eiche

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