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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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angekommen war, schloss ich hinter mir ab und krempelte die Ärmel hoch.
    Das Bleichmittel war im Grunde nichts anderes als Kalziumhypochlorit. Wenn man es zusammen mit Aceton auf eine Temperatur zwischen 750 und 900 Grad Celsius erhitzt - beziehungsweise die Haloform-Reaktion abwartet -, kann man hinterher aus den entstandenen Acetatsalzen durch simple Destillation ein recht ordentliches Chloroform extrahieren. Dieser Teil war, wie es immer so schön heißt, ein Kinderspiel.
    »Jippie!«, rief ich, als ich das Ergebnis in eine braune Flasche goss und den Korken daraufsetzte.
    Anschließend rührte ich einen halben Teelöffel Vanilleextrakt in ein paar Tropfen Acetaldehyd (das Onkel Tar, wohl wissend, dass der Stoff flüchtig ist und schon bei Raumtemperatur zu kochen anfängt, in einer versiegelten Flasche unter einer Schicht Argon aufbewahrt hatte) und kippte die Mixtur in ein sauberes Becherglas, in das ich vorher sechseinhalb Esslöffel Ethanol (das gute alte C 2 H 5 OH) gegeben hatte. Letzteres hatte ich von Vaters Anrichte gemopst, wo es schon seit Urzeiten ungeöffnet gelegen hatte, nachdem es ihm ein Briefmarkensammlerkollege, der vom Auswärtigen Amt nach Russland geschickt worden war, vermacht hatte.
    Damit waren alle Voraussetzungen geschaffen.
    Ich legte ein neues Blattstück in ein sauberes Reagenzglas, fügte ein paar Tropfen meines alkoholischen Vanillinpräparats hinzu (das ich insgeheim das »Duquenois-Levine-de-Luce-Reagens« nannte), und nachdem ich ein paar Sekunden abgewartet hatte, gab ich noch ein Ideechen konzentrierter Salzsäure hinzu.
    Wieder stiegen kleine Bläschen in dem Glas auf, als sich die Kohlensäure bildete, aber diesmal nahm die Flüssigkeit rasch einen blau-violetten Farbton an.
    Begeistert fügte ich der Mixtur noch ein paar Tropfen meines
selbst gefertigten Chloroforms hinzu, das, da sich Chloroform nicht mit Wasser mischt, prompt auf den Boden sank.
    Sobald sich der Stoff in zwei Schichten getrennt hatte (das klare Chloroform unten, das blau-violette Duquenois-Reagens darüber), rührte ich kräftig mit einem Glasstäbchen um und wartete mit angehaltenem Atem darauf, dass sich die beiden Ingredienzien ein letztes Mal voneinander absetzten.
    Es dauerte nicht lange. Nun hatte das Chloroform die Farbe der darüberliegenden Schicht angenommen und zeigte den malvenfarbenen Ton eines abklingenden Blutergusses.
    Da ich dieses Ergebnis erwartet hatte, stieß ich ein zufriedenes »Heureka!« aus.
    Was Gordon Ingleby auf seiner geheimen Lichtung anbaute, waren mitnichten Steckrüben: Es war indischer Hanf!
    Ich hatte davon in einem Sonderdruck von O’Shaugnessys Über die Gewinnung von Hanf oder Ganja - seine Wirkung auf das vegetative Nervensystem und sein Nutzen bei der Behandlung von Tetanus und anderen Krankheiten mit krampfartigen Anfällen gelesen, einer Ausgabe, die ich ganz hinten in einer von Onkel Tars Schreibtischschubladen gefunden hatte.
    Hatte Onkel Tar indischen Hanf konsumiert? Ob das womöglich ein weiterer Grund für seinen plötzlichen und unerwarteten Abschied von Oxford gewesen war?
    Ganja, oder auch Bhang, war schon lange als Opium-Ersatz bekannt, und Dr. O’Shaugnessy selbst hatte von großen Erfolgen bei der Behandlung eines Falles von frühkindlichen Krämpfen berichtet.
    Und was war Ruperts Kinderlähmung denn anderes, fiel mir ein, als Muskelkrämpfe, die auf grausame Weise bis ans Ende seines Lebens andauern und ihn Tag für Tag quälen würden?
    Die Untersuchung der von Gordon und Rupert gerauchten Zigaretten war dann schon fast Routine; das Ergebnis entsprach meinen Erwartungen. Als ich alles abgewaschen und
die Glasgefäße ordentlich wieder weggestellt hatte (bäh - dabei kann ich Abwaschen nicht ausstehen!), hielt ich die Untersuchungsergebnisse in meinem Notizbuch fest:
    Freitag, 21. Juli 1950, 21.50 Uhr. Duquenois-Levine-Test der Blätter und Zigarettenreste aus dem Gibbet Wood zeigt Vorhandensein von indischem Hanf an (Cannabis sativa). Gordon Ingleby baut das Kraut an - und raucht es auch. Habe seine Bemerkung belauscht, dass für ihn jetzt »endgültig Schluss« sei. Was hat er damit gemeint? Wer sind »die anderen«, von denen Rupert gesprochen hat? Wer ist die »tote Frau«? Kann er seine eigene Frau gemeint haben? Was immer auf der Culverhouse Farm vor sich geht, Rupert Porson ist irgendwie mit darin verstrickt.
    »Und damit …«, wie es Samuel Pepys ausgedrückt hätte, »zu Bett«.
     
    Aber ich konnte nicht schlafen. Ich lag noch ewig

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