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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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ich einigermaßen erstaunt.
    »Ganz besonders Rupert nicht! Wenn er es wüsste, würde er mich umbringen. Versprich mir, dass du es ihm nicht sagst. Bitte, Flavia … versprich es mir!«
    »Großes Ehrenwort.« Ich hob drei Finger zum Pfadfinderinnenschwur. Ich war zwar (unter anderem) wegen Aufmüpfigkeit aus dieser Organisation ausgeschlossen worden, hielt es aber für überflüssig, Nialla in die schauerlichen Einzelheiten einzuweihen.
    »Was für ein verdammtes Glück, dass wir draußen in der Pampa kampieren. Man hätt’s bestimmt meilenweit hören können, wie wir einander an die Kehle gegangen sind. Natürlich ging’s um eine Frau. Es geht doch immer um eine Frau, oder?«
    Was das betraf, kannte ich mich nun wirklich nicht aus, machte aber nichtsdestotrotz ein verständnisvolles Gesicht.
    »Rupert fliegt auf alles, was einen Rock anhat. Du hast es ja selber erlebt: Kaum hatten wir unser Lager auf dem Ablassfeld aufgeschlagen, schon war er im Wald verschwunden, mit diesem Landmädel, Sarah oder wie auch immer sie heißt.«
    »Sally«, sagte ich.
    Das war zwar eine interessante Theorie, doch ich wusste nur zu gut, dass Rupert in Wirklichkeit mit Gordon Ingleby im Gibbet Wood indischen Hanf geraucht hatte. Aber das konnte ich Nialla ja wohl kaum erzählen. Sally Straw war jedenfalls weit und breit nicht zu sehen gewesen.
    »Hattest du nicht gemeint, dass er sich wegen des Kombis umsehen wollte?«
    »Ach, Flavia, du bist wirklich …«

    Sie schluckte das Wort gerade noch rechtzeitig hinunter. »Natürlich habe ich das gesagt. Ich wollte doch nicht vor einem Fremden schmutzige Wäsche waschen.«
    Meinte sie damit mich - oder Dieter?
    »Hinterher qualmt Rupert immer wie ein Schlot und versucht, den Geruch seiner Flittchen zu überdecken. Ich rieche es trotzdem. Aber diesmal bin ich ein bisschen zu weit gegangen«, gab sie reumütig zu. »Ich habe den Kombi aufgerissen und mit dem Erstbesten, was mir in die Finger kam, nach ihm geworfen. Es war seine neue Jack-Puppe, an der er seit Wochen arbeitet. Die alte ist schon ziemlich fertig und geht immer im blödesten Augenblick aus dem Leim.- Genau wie ich!«, schluchzte sie.
    Ich hätte mich gern nützlich gemacht, aber es handelte sich um eine dieser Situationen, in denen man als Unbeteiligter überhaupt nicht helfen kann.
    »Die ganze Nacht ist er aufgeblieben und hat versucht, die Puppe zu reparieren.«
    Die frischen Male an ihrem Hals verrieten mir, dass Rupert in der Nacht mehr getan hatte, als eine Puppe zusammenzuflicken.
    »Am liebsten wär ich tot!«, stöhnte sie.
    Jemand hämmerte gegen die Tür: ein lautes Rattattattat!
    »Wer ist da drin?«, erkundigte sich eine Frauenstimme, und mir stockte das Herz. Cynthia Richardson.
    »Sie sind nicht die Einzige, die das Örtchen benutzen will!«, schimpfte sie. »Nehmen Sie gefälligst etwas mehr Rücksicht!«
    »Bin gleich so weit, Mrs Richardson«, antwortete ich. »Ich bin’s, Flavia.«
    Diese verflixte Frau aber auch! Wie konnte ich auf die Schnelle einen Anfall von Übelkeit vortäuschen?
    Ich zog das Baumwollhandtuch aus dem Metallring neben dem Waschbecken und rieb mein Gesicht kräftig damit ab. Das Blut stieg mir fast sofort in die Wangen. Dann zerzauste
ich mir die Haare, wischte mir ein bisschen Wasser aus dem Hahn über die gerötete Stirn und ließ einen ekligen Spuckefaden aus dem Mundwinkel triefen.
    Zum Schluss betätigte ich die Klospülung und entriegelte die Tür.
    Während ich darauf wartete, dass Cynthia sie aufmachte - denn das würde sie garantiert -, erhaschte ich einen kurzen Blick auf mein Spiegelbild. Ich erblickte ein bedauernswertes Malaria-Opfer, dessen Arzt soeben das Krankenzimmer verlassen hatte, um den Bestattungsunternehmer anzurufen.
    Als sich der Knauf drehte und die Tür nach innen aufschwang, trat ich schwankend hinaus und pustete die Backen auf, als müsste ich mich gleich übergeben. Cynthia wich sofort bis an die Wand zurück.
    »Tut mir leid, Mrs Richardson«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Mir ist plötzlich schlecht geworden. Wahrscheinlich hab ich was Falsches gegessen. Nialla hat sich um mich gekümmert … aber ich glaube, ich brauche nur ein bisschen frische Luft; dann geht’s schon wieder.«
    Damit wankte ich, dicht gefolgt von Nialla, an ihr vorbei. Cynthia gönnte meiner Begleiterin keinen Blick.
     
    »Du kannst einem ordentlich Angst einjagen, weißt du das?«, fragte Nialla.
    Wir saßen auf einer Grabplatte auf dem Friedhof und warteten ab, bis die Sonne

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