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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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knausert, vor allem jetzt, wo doch nächstes Jahr das Festival of Britain stattfindet und so weiter.«
    Rupert riss die Augen auf, als er Nialla erblickte.
    »Von wem weißt du eigentlich, dass wir hier sind?«, rief er und zeigte anklagend auf mich. »Von ihr hier?«
    »Immer mit der Ruhe!« Zum ersten Mal erhob auch Mutt die Stimme. »Und lass bloß Nialla da raus. Ich weiß es von einer Mrs Sowieso hier aus Bishop’s Lacey. Ihr Sohn hat euren Wagen vor der Kirche stehen sehen und ist gleich heimgerannt und hat ihr erzählt, dass er so lange die Luft anhalten würde, bis er platzt, wenn er nicht zum Geburtstag einen Besuch bei Porsons Puppenbühne kriegt, aber als er seine Mutter endlich hergeschleift hatte, wart ihr schon wieder weg. Die Frau hat bei der BBC angerufen, und die Zentrale hat das Ferngespräch gleich zu Tonys Sekretärin durchgestellt. Tony hat gesagt, dass ich dich sofort holen soll. Und hier bin ich nun! Also schieb’s nicht wieder Nialla in die Schuhe.«
    »Ja, ja, mit Nialla konntest du schon immer gut, was?«, schäumte Rupert. »Überall rumschleichen und …«
    Mutt legte ihm die flache Hand auf die Brust. »Wo wir gerade dabei sind, Rupert, will ich dir auch gleich sagen, dass ich, wenn du noch einmal die Hand gegen Nialla erhebst …«
    Rupert schüttelte Mutts Hand ab.
    »Droh mir gefälligst nicht, du widerlicher kleiner Schleimer! Es sei denn, du bist lebensmüde!«
    »Meine Herren, meine Herren! Was in aller Welt …? Hören Sie sofort auf!«

    Es war der Vikar. Er stand in der offenen Tür, wo sich seine Silhouette vor dem hellen Tageslicht abzeichnete.
    Nialla drängte sich an ihm vorbei und suchte das Weite. Ich folgte ihr.
     
    »Meine Beste«, der Vikar hielt ihr eine mit Gravuren verzierte Messingplatte hin, »kosten Sie doch bitte ein Gurkensandwich. Gurkensandwiches sagt man nämlich eine überaus wohltuende und besänftigende Wirkung nach. Ich habe sie selbst zubereitet.« Selbst zubereitet? Tobte im Pfarrhaus ein Ehekrach?
    Wir standen wieder draußen auf dem Friedhof, fast an der gleichen Stelle, wo ich Nialla zuerst erblickt hatte, weinend und mit dem Gesicht auf einer Grabplatte. War das wirklich erst zwei Tage her?
    »Danke, Herr Vikar«, sagte Nialla, »aber es geht schon wieder. Außerdem habe ich noch zu tun.«
     
    Das Mittagessen war eine echte Prüfung. Weil die Saalfenster für die Vorstellung mit schweren schwarzen Verdunkelungsvorhängen verdeckt waren, saßen wir in fast völliger Dunkelheit. Der Vikar hantierte unverdrossen mit seinen Sandwiches und einem Krug Limonade, den er wie aus dem Nichts hervorgezaubert hatte. Nialla und ich saßen an einem Ende der ersten Stuhlreihe, Mutt am anderen. Rupert war schon vor einer Weile hinter der Bühne verschwunden.
    »Bald ist Einlass«, konstatierte der Vikar und zog einen Vorhang am Rand ein Stück zur Seite, um hindurchzuspähen. »Unser Publikum steht draußen schon Schlange, die Taschen prall gefüllt mit den Münzen des Königreichs.«
    Er sah auf die Uhr.
    »Noch anderthalb Stunden bis Vorstellungsbeginn!«, rief er durch die zum Trichter geformten Hände. »Noch neunzig Minuten!«

    »Flavia«, sagte Nialla, »sei so lieb und lauf rasch hinter die Bühne. Richte Rupert aus, dass er die Musik herunterfahren soll, wenn ich anfange zu sprechen. Er hat das schon in Fringford verpatzt; ich will nicht, dass es noch einmal passiert.«
    Ich schaute sie fragend an.
    »Bitte … tu mir den Gefallen. Ich muss noch mein Kostüm fertig machen. Außerdem habe ich keine große Lust, ihn jetzt zu sehen.«
    Ehrlich gesagt, verspürte auch ich keine übermäßige Lust, Rupert zu begegnen. Als ich die Treppe zur Bühne hochstapfte, musste ich an Sydney Carton denken, wie er das Schafott bestiegen hatte, um die Bekanntschaft von Madame Guillotine zu machen. Ich schlug den schwarzen Vorhang der Puppenbühne zurück und trat in eine andere Welt.
    Überall waren kleine Lichtflecken, die etliche Reihen von elektrischen Schaltern und Reglern beleuchteten, von denen aus sich Drähte und Kabel in alle Richtungen schlängelten. Sonst war es stockfinster, und der Schein der kleinen Lämpchen, so hübsch er auch anzusehen war, machte es völlig unmöglich, darüber hinaus etwas zu sehen.
    »Komm hoch«, sagte jemand über mir. Es war Rupert.
    »Auf jeder Seite ist eine Leiter. Pass aber auf, wo du hintrittst.«
    Ich tastete mich ein Stück vor und entdeckte die Leiter. Nach wenigen Sprossen stand ich auf einer Plattform, die quer über der

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