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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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mein fiebriges Gesicht getrocknet hatte. Nialla steckte ihren Lippenstift wieder weg und kramte in ihrer Tasche nach einem Kamm.
    »Ja«, antwortete ich schnörkellos. Es stimmte, und es hatte keinen Zweck, es abzustreiten.
    »Aha!«, sagte da jemand. »Hier steckt ihr also!«
    Ein lebhafter kleiner Mann in einer eleganten Freizeithose und einem gelben Seidenhemd mit einem Jackett darüber kam auf uns zugeeilt. Er hatte eine malvenfarbene Ascotkrawatte
umgebunden und hielt mit den Zähnen eine Pfeife, die allerdings nicht brannte. Er setzte die Füße vorsichtig hierhin und dorthin und gab acht, nicht versehentlich auf eines der eingesunkenen Gräber zu treten.
    »O Gott!«, stöhnte Nialla, ohne den Mund zu bewegen, und sagte dann zu ihm: »Hallo, Mutt. Ist heute früher Feierabend im Affenhaus?«
    »Wo ist Rupert?«, wollte der Mann wissen. »Im Saal?«
    »Wie schön, dich zu sehen, Nialla«, erwiderte Nialla. »Du siehst heute wirklich bezaubernd aus, Nialla. Hast du deine guten Manieren vergessen, Mutt?«
    Mutt - wer immer er sein mochte - machte auf dem Absatz kehrt und ging in Richtung Gemeindesaal, wobei er weiterhin penibel darauf achtete, wo er hintrat.
    »Mutt Wilmott«, klärte mich Nialla auf. »Ruperts Produzent bei der BBC. Die beiden hatten letzte Woche einen Riesenkrach, und Rupert ist mittendrin einfach weggegangen. Mutt musste die ganze Sache mit Tantchen ausbaden - mit der Rundfunkanstalt, meine ich. Ich frage mich nur, wie er uns so schnell gefunden hat. Rupert dachte, dass wir hier in Sicherheit wären. ›Rückzug ins Hinterland‹ hat er es genannt.«
    »Ihr Bekannter ist gestern Morgen in Doddingsley aus dem Zug gestiegen«, sagte ich. Das war zwar eine etwas gewagte Schlussfolgerung, aber ich wusste trotzdem, dass ich recht hatte.
    »Ich geh wohl lieber rein«, sagte Nialla seufzend. »Bestimmt fliegen gleich die Fetzen.«
    Wir waren noch nicht an der Tür, da hörte man Rupert, verstärkt durch die gute Akustik des Saals, schon brüllen: »Es ist mir schnurzegal, was Tony gesagt hat. Tony kann sich von mir aus auf den Kopf stellen, und du übrigens gleich mit, Mutt! Das war das letzte Mal, dass ihr Rupert Porson angeschissen habt - du und deine feinen Freunde!«
    Als wir eintraten, stand Rupert auf halber Höhe der kleinen
Treppe, die zur Bühne hochführte. Mutt stand mitten im Saal, die Hände in die Hüften gestemmt. Keiner von beiden schien unsere Anwesenheit zu bemerken.
    »Jetzt mach aber mal halblang, Rupert! Tony hat alles Recht der Welt, dir zu sagen, wenn du zu weit gegangen bist. Und eins kann ich dir sagen, Rupert: Diesmal bist du eindeutig zu weit gegangen, und zwar ein ganzes Stück. Für dich mag es ja angehen, erst kräftig im Wespennest zu stochern und dann einen Rückzieher zu machen und dich mit deinem kleinen Theater irgendwo aufs Land zu verdrücken. Das war schon immer deine Art! Aber diesmal bist du es Tony schuldig, dass du dir wenigstens anhörst, was er zu sagen hat.«
    »Ich bin Tony einen feuchten Kehricht schuldig.«
    »Irrtum, alter Junge! Wie oft hat dir Tony schon aus der Patsche geholfen, hä?«
    Rupert ging nicht darauf ein, und Mutt zählte mithilfe seiner Finger auf: »Wollen doch mal sehen: Da hätten wir den kleinen Zwischenfall mit Marco. Dann der mit Sandra Paisley … eine äußerst unschöne Geschichte. Dann die Sache mit Sparkman und Blondel - die hat Tantchen eine schöne Stange Geld gekostet, alle Achtung. Ganz zu schweigen von …«
    »Halt’s Maul, Mutt!«
    Mutt ließ sich nicht beirren.
    »Ganz zu schweigen von der Kleinen in Beckenham … wie hieß sie doch gleich … Lulu? Lulu, Herrgott noch mal!«
    »Halt die Klappe! Halt endlich die Klappe!«
    Rupert steigerte sich in einen ausgewachsenen Wutanfall hinein. Schon kam er steifbeinig die Stufen heruntergestürmt, wobei seine Schiene schauerlich schepperte. Ich sah Nialla an, die so blass und reglos wie eine Madonnenstatue geworden war und erschrocken die Hand vor den Mund schlug.
    »Los, steig in deinen verdammten Jaguar, kleiner Mann, und fahr direkt zum Teufel!«, fauchte Rupert. »Aber lass mich in Ruhe!«

    Mutt ließ sich nicht einschüchtern. Obwohl die beiden jetzt Nase an Nase standen, wich er keinen Millimeter zurück. Stattdessen zupfte er einen eingebildeten Fussel von seinem Jackenärmel und tat so, als schaute er zu, wie der Fussel zu Boden schwebte.
    »Hab kein Auto dabei, alter Junge, bin mit der Eisenbahn gekommen. Du weißt so gut wie ich, dass die Tante BBC mit den Spesen

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