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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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überschlagend und sein flatterndes violettes Band hinter sich herziehend, in die Tiefe trudelte. Später würde ihn jemand zwischen den alten Grabsteinen in der Nähe der Pfarrhaustür hervorziehen und unsere Botschaft lesen, stechginstergelbe Buchstaben auf heidefarbener Seide: Man liebt euch auf der ganzen Welt - Ruhet in Frieden.
    Es war zu riskant, wieder auf die übliche Flughöhe aufzusteigen. Wir hüpften von einer Hecke zur nächsten und
machten einen Bogen um die Ortschaften. Auf diese Weise verbrauchten wir zwar mehr Sprit, aber wir waren beide jung und verrückt und hatten das erledigt, weswegen wir hergekommen waren. Dabei war uns durchaus klar, dass, sobald wir gesichtet wurden, sämtliche Höllenhunde, nämlich die Hurricanes und Spitfires, unsere Verfolgung aufnehmen würden.
    Aber es war ein herrlicher Augusttag. Mit etwas Glück und Rückenwind, so sagte ich zu Wolfgang, könnten wir auf dem Heimweg, ohne dem Reich zusätzliche Kosten zu verursachen, sogar noch über Thomas Hardys Haus fliegen.
    Im selben Augenblick zersplitterte die Kanzel unter einem Hagel explodierender Geschosse. Wir waren getroffen worden!
    ›Spitfire!‹, rief Wolfgang noch, doch da schoss auch schon ein schattenhafter Umriss vorbei, drehte ab und wendete, wobei die rotweißblauen Kringel wie blutunterlaufene Augen in der Sonne blitzten.
    ›Pass auf!‹, schrie ich. ›Er kommt zurück!‹
    Erst jetzt merkte ich, dass die Temperaturanzeige für unseren Backbordmotor bis zum Anschlag hochgeschnellt war. Der Motor lief heiß. Ich schaute nach draußen und sah zu meinem Entsetzen schwarzen Rauch und rötliche Flammen unter der Verkleidung hervorquellen. Ich stellte die Propeller auf Segelstellung und schaltete den Motor ab.
    Inzwischen war die Spitfire wieder hinter uns. In den Resten meines Rückspiegels sah ich ihr zersplittertes Bild elegant in unserem Windschatten hin und her pendeln. Der Pilot hatte uns im Visier.
    Aber er feuerte nicht. Es war nervenaufreibend.
    Los, mach schon, dachte ich. Bringen wir’s hinter uns. Er spielte mit uns wie ein Terrier mit einer Ratte.
    Ich weiß nicht, wie lange das so ging. Wenn das Leben am seidenen Faden hängt, verliert man jedes Zeitgefühl.
    ›Warum schießt er nicht?‹, rief ich zu Wolfgang nach hinten,
bekam aber keine Antwort. Da ich angeschnallt war, konnte ich mich nicht weit genug zu ihm umdrehen.
    Auch mit nur einem Motor ließ sich Kathi problemlos in der Luft halten, und der britische Jagdhund hetzte mich eine halbe Ewigkeit über die grüne Landschaft. Wegen der kaputten Windschutzscheibe sah ich geradeaus so gut wie nichts, sodass ich immer wieder scharf nach links und rechts schwenken musste, um zu sehen, was sich vor mir befand. Eine ziemlich heikle Situation.
    Dann fiel der andere Motor aus. Pffft - einfach so! Mir blieben nur wenige Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen. Die Bäume eines bewaldeten Hügels rauschten unter meinen Flügeln durch. Am Waldrand erblickte ich ein sanft abfallendes Feld. Dort wollte ich notlanden. Keine Räder, dachte ich. Besser eine Bauchlandung hinlegen und dafür schneller zum Stehen kommen.
    Der Aufprall war ohrenbetäubend. Das Flugzeug schlingerte heftig, während ihm der Erdboden den Rumpf aufriss. Wir rumpelten und hüpften immer weiter, schliddernd und bockend - es war, als würde man bei lebendigem Leib in einen Mühlgraben geworfen.
    Dann wurde es unwirklich still. Ich begriff nicht gleich, dass wir uns nicht mehr bewegten. Ich löste meinen Gurt, stieß die Haube auf und sprang auf den Flügel, dann rannte ich nach hinten und spähte zu Wolfgang hinein.
    ›Steig aus!‹, rief ich. ›Schnell! Steig aus!‹
    Aber Wolfgang antwortete nicht.
    Er saß in der Glaskanzel in einem Meer von Blut und mit einem frohen Lächeln auf dem Gesicht. Seine toten Augen starrten beinahe fiebrig auf die grüne englische Landschaft hinaus.
    Ich sprang auf den Boden und übergab mich ins hohe Gras.
    Wir waren am anderen Ende des langgezogenen Feldes zum Stehen gekommen. Jetzt tauchten weiter oben zwei Männer
am Waldrand auf, einer groß, der andere klein. Sie kamen gemächlich, aber argwöhnisch auf mich zu. Einer trug eine Schrotflinte, der andere eine Mistgabel.
    Ich stand einfach da und rührte mich nicht. Als sie näher kamen, hob ich eine Hand, zog mit der anderen die Pistole aus dem Halfter und warf sie in hohem Bogen weg, damit die beiden es auch mitbekamen. Dann hob ich auch die andere Hand.
    ›Du bist Deutscher‹, sagte der

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