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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Besatzung: einem Piloten und einem weiteren Mann, der als Funker, Navigator oder Heckschütze dienen konnte, je nach Auftrag.
    An meinem ersten Tag in den Stellungen, als ich auf die Baracke der Einsatzleitung zuging, schlug ein Oberfeldwebel in Fliegerstiefeln die Hacken zusammen und rief: ›Herr Hauptmann! Heathcliff!‹ Natürlich war es mein alter Kumpel Wolfgang Zander.
    Ich sah mich rasch um, ob ihn jemand gehört hatte, denn derlei Vertrautheiten zwischen den Dienstgraden waren nicht gern gesehen, aber niemand anders war in Hörweite.
    Wir schüttelten uns freudig die Hände. ›Ich bin dein Navigator‹, verkündete Wolfgang fröhlich. ›Hat man dir das noch nicht mitgeteilt? Von allen Navigatoren im ganzen Reich wurde ausgerechnet ich ausgesucht, damit du mich in deinem Blechdrachen durch die Lüfte befördern kannst!‹
    Obwohl es fabelhaft war, ihn wiedergefunden zu haben, mussten wir uns vorsehen. Darum entwickelten wir eine ganze Reihe Strategien - fast wie die Verliebten in einem altmodischen Liebesroman.
    Wir gingen oft zu unserem Flugzeug, deuteten darauf und duckten uns unter den Rumpf der Maschine, als unterhielten wir uns über die Technik, dabei ging es natürlich hauptsächlich um englische Romane. Kam jemand in die Nähe, wechselten wir rasch von Hardy zu Hitler.

    Bei einer dieser Inspektionen schmiedeten wir einen kühnen Plan. Ich weiß gar nicht mehr, wer von uns zuerst auf den Gedanken kam.
    Wir gingen gerade um Kathis Heckflosse herum - Kathi war der nur dürftig verschleierte Name unserer Maschine, der auf ihrer Nase aufgemalt war - als plötzlich einer von uns, Wolfgang, glaube ich … oder doch ich selber? … sagte: ›Was meinst du, ob die Heide auf dem Haworth-Moor gerade blüht?‹
    So einfach war das. Die Würfel waren gefallen, um es mit Julius Cäsar zu sagen.
    Und dann, als hätte es uns belauscht, mischte sich das Schicksal wieder ein. Zwei Tage später teilte man uns ein Ziel in Süd-Yorkshire zu: einen Rangierbahnhof und eine Fahrradfabrik, in der angeblich Rolls-Royce-Motoren hergestellt wurden. Wir sollten nur Fotos machen. ›A piece of cake‹ , wie die Jungs Ihrer Königlich Britischen Luftwaffe zu sagen pflegten, das reinste Kinderspiel. Eine ideale Gelegenheit, unser kleines Geschenk persönlich abzuliefern.
    Der Flug über den Ärmelkanal verlief ohne Zwischenfälle, wir wurden nicht einmal von Spitfires gejagt. Das Wetter war herrlich und Kathis Motoren schnurrten wie zwei zufriedene Katzen um die Wette.
    Wir erreichten unser Ziel rechtzeitig - ›on the dot‹, wie Sie hier sagen - und machten unsere Aufnahmen. Klick! Klick! Klick!, schon waren wir fertig. Auftrag erfüllt! Die nächste Viertelstunde gehörte uns.
    Das Pfarrhaus von Haworth lag nicht mal zehn Meilen nordwestlich, was bei unserer Geschwindigkeit von dreihundert Meilen pro Stunde weniger als zwei Minuten Flug bedeutete.
    Das einzige Problem bestand darin, dass wir zu hoch waren. Obwohl wir für die Fotos auf fünftausend Meter runtergegangen waren, mussten wir für unsere persönliche Mission
zusätzlich rasch an Höhe verlieren. Eine Messerschmitt mit schwarzen Kreuzen auf den Flügeln, die sich wie ein Habicht auf ein englisches Dorf stürzt, würde allerdings nicht unbemerkt bleiben.
    Ich drückte den Steuerknüppel nach vorn, und schon zirkelten wir in einer großen Spirale abwärts. Unsere Trommelfelle knallten wie Sektkorken. Das Heidekraut auf dem Hochmoor unter uns glich einem violetten Meer.
    Bei etwas über dreihundert Metern zog ich den Griff wieder an. Wir waren fast so tief wie die Hecken, mit denen die kleinen Straßen eingefasst waren.
    ›Mach dich bereit!‹, rief ich Wolfgang zu.
    Wir kamen von Osten, und da lag es auf einmal vor uns auf seinem Hügel: das Dörfchen Haworth! Wir dröhnten dicht über dem Boden dahin und mussten aufpassen, dass wir nicht die Schornsteine der Bauernhöfe abrasierten.
    Als wir so über der Landstraße herankamen, erhaschte ich einen ersten Blick auf die Kirche am anderen Ende der steilen Hauptstraße, und dann, vielleicht dreißig Meter dahinter, erblickte ich den Friedhof und die vertraute Silhouette des Brontë’schen Pfarrhauses. Es sah aus, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, mitsamt den dunklen, fleckigen Steinen und leeren Fenstern.
    ›Jetzt!‹, brüllte ich, und Wolfgang stieß unser Geschenk aus der Kanzelöffnung in den Luftstrom. Zwar konnte ich nichts sehen, doch ich malte mir aus, wie unser Kranz einen Bogen beschrieb und, sich

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