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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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größere, als die beiden mich fast erreicht hatten.
    ›Ja‹, rief ich, aber ich spreche Englisch.‹
    Er sah mich verdutzt an.
    ›Vielleicht rufen Sie am besten die Polizei‹, schlug ich vor und deutete mit dem Kinn auf die ramponierte Messerschmitt. ›Mein Freund da drin ist tot.‹
    Der größere näherte sich dem Flugzeug vorsichtig und spähte hinein. Der andere blieb stehen und starrte mich an wie einen Außerirdischen. Er zog die Mistgabel ein Stück zurück, als wollte er sie mir jeden Augenblick in den Bauch rammen.
    ›Lass ihn in Ruhe, Rupert‹, sagte der größere mit der Schrotflinte. ›Er hat grade ‘ne üble Bauchlandung hinter sich.‹
    Ehe der andere antworten konnte, ertönte ein schrilles Kreischen über uns, und die Spitfire schoss vorüber, bis zum Ende des Feldes, wo sie eine Siegesrolle vollführte.
    Ich sah ihr nach, als sie steil in den blauen Himmel hinaufstieg, und sagte:
    Sie steigt empor und beginnt zu kreisen,
Sie lässt die Kette aus silbernen Tönen herab …
    Die beiden Männer sahen mich an, als hätte mich doch noch ganz plötzlich der Schock ereilt - was vielleicht nicht ganz falsch war.
    ›George Meredith‹, klärte ich sie auf. ›Die aufsteigende Lerche‹.

    Später, auf der Polizeiwache im Dorf, stattete mir der Spitfire-Pilot einen Besuch ab. Er gehörte einer in Catterick stationierten Staffel an und war mit seiner Maschine nur aufgestiegen, um die Steuerung auszuprobieren, nachdem die Mechaniker sie neu eingestellt hatten. Er hatte nicht die geringste Absicht gehabt, an diesem Tag in ein Gefecht verwickelt zu werden, erzählte er mir, aber auf einmal waren wir da, Wolfgang und ich, urplötzlich hatte er uns über Haworth in seiner Zielvorrichtung. Was hätte er sonst tun sollen?
    ›Saubere Bruchlandung. Du hast einfach Pech gehabt, Kumpel‹, sagte er. ›Tut mir verdammt leid, das mit deinem Freund.‹
    Das ist nun alles sechs Jahre her.« Dieter seufzte abermals. »Der große Mann mit der Schrotflinte war, wie ich später erfahren sollte, Gordon Ingleby. Der andere, der mit der Mistgabel, war, wie Sie vielleicht schon erraten haben, Rupert Porson.«

18
    R upert Porson? Wie konnte der Mann mit der Mistgabel Rupert Porson gewesen sein?
    Meine Gedanken überschlugen sich.
    Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass Dieters Geschichte ausgerechnet auf dem Ablassfeld des Ingleby-Hofes enden würde. Eines jedoch war mir klar geworden: Wenn Rupert vor sechs Jahren, während des Krieges, tatsächlich auf der Culverhouse Farm gewesen war, erklärte das zumindest teilweise, wie es sein konnte, dass das Gesicht seiner Jack-Puppe die Züge des toten Robin Ingleby aufwies.
    Vater seufzte tief.
    »Ja, daran erinnere ich mich noch. Ihre Maschine ist auf dem Ablassfeld, gleich hinter dem Gibbet Wood runtergegangen.«
    Dieter nickte.
    »Ich wurde vorübergehend in ein Kriegsgefangenenlager mit vierzig oder fünfzig anderen Luftwaffenoffizieren gesteckt, wo wir die Tage mit dem Ausheben von Gräben und dem Anlegen von Hecken verbrachten. Es war Knochenarbeit, aber wenigstens konnte ich in England bleiben. Die meisten deutschen Piloten, die hier in Gefangenschaft gerieten, wurden nach Kanada geschickt, wo es keine Hoffnung auf Flucht gab.
    Als man mir anbot, auf einem Bauernhof zu wohnen und zu arbeiten, griff ich sofort zu, wie nicht wenige von uns, obwohl wir nicht dazu gezwungen wurden. Diejenigen, die sich weigerten, beschimpften uns als Verräter und Schlimmeres.

    Aber der Krieg ging seinem Ende zu, das war vielen von uns bewusst. Ich dachte mir, ich fange lieber schon mal damit an, mir meinen Weg nach Oxford zu ebnen, statt meine Zukunft dem Zufall zu überlassen.
    Niemand staunte mehr als ich, als ich auf dem Bauernhof der Inglebys landete. Ich fand es durchaus amüsant, dass Gordon, der mich erst kürzlich mit der Flinte bedroht hatte, jetzt Grace in der Küche half, mir Heringe zu braten.«
    »Das war vor sechs Jahren, sagten Sie?«, fragte ich. »Also 1944?«
    Dieter nickte. »September 1944.«
    Ich konnte mich nicht beherrschen: »Dann müssen Sie zur selben Zeit auf der Culverhouse Farm gewesen sein, als man den erhängten Robin im Gibbet Wood gefunden hat.«
    »Flavia!« Vater stellte seine Tasse klirrend auf dem Tisch ab. »In diesem Haus dulde ich keinen Tratsch über die Unglücksfälle anderer Leute.«
    Dieters Züge verhärteten sich plötzlich, in seinen Augen blitzte es - war das Zorn?
    » Ich habe ihn gefunden.«
    Ausgeschlossen! Mrs Mullet hatte keinen

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