Fleckenteufel (German Edition)
Oder hat er gar die verkackten Landserseiten entdeckt? Krieg ist Scheiße, haha.
«Eine Seifenblase sieht schön aus und fliegt hoch hinaus. Im Leben gibt es viele Seifenblasen, große, mittlere und kleine. Gerade die großen platzen meist zuerst. Zum Beispiel Reichtum: Er verspricht Sicherheit und Glück.»
Er öffnet umständlich die Seifenblasenröhre, nimmt das Seifenblasenpusteding raus und pustet: Die Seifenblase fliegt ungefähr einen halben Meter in die Ostseeluft, bevor sie zerplatzt. Wie auf Kommando tun es ihm alle nach. Hä, gab es da eine Absprache? Egal, ich mache mit.
«Durch Reichtum erhält man viele neue Seifenblasen wie teure Hobbys und teure Vergnügungen. Aber irgendwann merkt man, dass man damit kein wirkliches Glück erreicht. Dabei ist Reichtum an sich nichts unbedingt Schlechtes, wenn er nicht als Glücksbringer dienen soll. Eine andere Seifenblase sind Erlebnisse.» – Pastor Schmidt pustet, die Gruppe tut es ihm nach. – «Immer etwas Neues sehen und erleben, hierhin, dorthin. Irgendwann merkt man jedoch, dass auch das kein wirkliches Glück bringt.»
Was redet der Mann da? Er hat doch studiert, viele Jahre, ein Akademiker, da kann er doch nicht so ein irres Zeug zusammenstammeln.
«Auch Freunde und Kameraden sind feine Sachen, aber Seifenblasen, wenn man sein Leben davon abhängig macht.» – Pastor Schmidt pustet, die Gruppe tut es ihm nach. – «Wenn ich mit dem und dem befreundet bin, wenn ich zu der Clique gehöre, wenn ich von meinen Klassenkameraden anerkannt bin, dann habe ich ein tolles Leben, ein wirkliches Leben.»
Ich schäme mich für den Pastor , das muss man sich mal vorstellen, während alle anderen sich an dem Quatsch nicht zu stören scheinen. Herr Schrader steht mit gesenktem Haupt da, man sieht ihm an, dass er nicht zuhört, er denkt bestimmt an etwas Schönes: Jägermeister, Zigaretten, das Fernsehprogramm von heute Abend. Oder vielleicht an etwas ganz anderes? Gelüste? Ihhhgitt, mit Herrn Schrader, das muss die Hölle sein. Andreas’ Schwanz ist wirklich riesig.
«Eine weitere Seifenblase sind Beziehungen zum anderen Geschlecht.» – Pastor Schmidt pustet, alle tun es ihm nach. – «Hier eine, da eine. Eine Ehe ist natürlich nicht verkehrt, sondern toll, aber wenn man den Sinn und die Erfüllung des Lebens allein in so einer Beziehung sucht, dann wird man enttäuscht werden.»
Ich stelle mir vor, mit Andreas Vergewaltigung zu spielen, das habe ich mit Axel auch häufiger gespielt: Andreas will was von mir, ich tu so, als ob ich nicht will, und leiste heftigen Widerstand, der immer schwächer wird, schließlich gebe ich mich geschlagen und mache mit.
«Reichtum, Erlebnisse, Freunde, auch eine Ehe, alles wird irgendwann, spätestens mit dem Tode, vergehen. Aber was man hier mit Jesus erlebt, wird auch im Tod Bestand haben. Er hat versprochen, dass er die, die zu ihm gehören, mit in den Himmel aufnimmt; man geht nicht mehr verloren.» – Pastor Schmidt pustet, die Gruppe tut es ihm nach. – «Allerdings wird man sich freiwillig von einigen Seifenblasen verabschieden müssen. Manche Träume und Vorstellungen wird man als falsch oder völlig unnütz erkennen und ablegen.»
Ich denke mir einen geilen Dialog zwischen Schwanzandy und mir aus:
«Nein, bitte nicht, Andy, lass mich.» – «Doch, nun stell dich nicht so an. Komm schon.» – «Bitte, das geht nicht. Wirklich nicht.» – «Wieso soll das nicht gehen. Natürlich geht das. Jetzt komm endlich.» – «Nein, bitte, du verstehst das nicht.» – «Was soll ich daran denn nicht verstehen? Los, mach keine Fisimatenten.»
Weiter im Text: «Mit Jesus bekommt man ein Leben, auch mit Erlebnissen, Freunden und vielleicht auch einer Ehe, aber mit weniger enttäuschenden Illusionen, stattdessen mit Sinn, Zufriedenheit und innerem Frieden und dauerhaften Dingen. Dies hat Jesus versprochen, und das haben einige von uns erlebt. Ich wünsche mir, dass von diesen vierzehn Tagen nicht nur eine Seifenblase übrig bleibt, die man einfach so fortpustet» – Pastor Schmidt pustet, die Gruppe tut es ihm nach –, «sondern das Gegenteil, das wünsche ich uns, mit Gottes Hilfe. Amen.»
Alle: Amen.
«Und jetzt singen wir aus dem Lied Nr. 11 die Strophen 2, 3 und 5.»
Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer, wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
Ich frage mich wieder, ob irgendein Zusammenhang zwischen den Seifenblasen und den ausgewählten Strophen besteht. Entweder ich komm nicht drauf, oder, was ich für
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