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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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wir da dran praktisch nichts verdienen, das ist eigentlich ein Nullsummengeschäft.»
    «Wusste ich nicht.»
    Weniger können sich zwei Menschen nicht zu sagen haben.
    «Weißt du, was mein Vater immer sagt, wenn Kunden kommen?»
    «Nee, was denn?»
    «Bei uns liegen Sie richtig. Herherherherher!»
    Er lacht meckernd wie eine Ziege und hört gar nicht mehr auf. Was für ein kaputter Typ. Plötzlich kommt es mir vor, als würde er Leichengeruch verströmen, obwohl ich gar nicht weiß, wie Leichen riechen, angeblich der schlimmste Geruch, den es gibt auf der Welt. Zum Glück kommen Detlef und Andreas zurück. Ob wohl was gelaufen ist in der Baracke, haha?

    Ich stecke den Kopf aus dem Zelt. Nichts los, alle pennen schon. Nebenan im Vogelschutzgebiet kreischen und plappern und meckern und piepsen die Viecher, eigentlich ganz angenehm. Ich schlüpfe in den Schlafsack, was soll ich sonst machen. Komisch, eben war ich noch hellwach, und plötzlich überfällt mich bleierne Müdigkeit. Von mir aus könnte es jetzt richtig regnen. Wenn der Regen gegen das Zelt pladdert und die Vögel kreischen und die Seeluft an den Nerven rüttelt, und alles ist durchdrungen von diesem einzigartigen Geruch, und Jesus weilt in unserer Mitte. In Wahrheit glaube ich nämlich an den ganzen Kram und bete jeden Abend vor dem Schlafengehen, auch wenn ich nichts zu sagen oder zu beichten oder zu beten habe. Wenn ich mal einen Tag nicht mit Gott spreche, bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen.
    Meistens stellt sich zum Ende der Freizeiten ein magisches Gemeinschaftsgefühl ein, bei den Konfirmanden- und Jugendfreizeiten war das jedenfalls so, wieso sollte es nicht auch bei einer Familienfreizeit funktionieren? Wobei mir die Belegschaft auf den ersten Blick extrem schwach vorkommt: Harald. Detlef. Andreas. Peter Behrmann. Der Namenlose. Herr Schrader. Die Fiedlers. Und wer weiß wer noch. Da kann Peter Edam noch so beherzt in die Saiten hauen und Diakon Steiß grimmig gucken und Pastor Schmidt tonnenweise Seifenblasen in die Weltgeschichte rauspusten.
    Es ist ganz still geworden. Ich bekomme einen Steifen und denke an Andreas. Ich könnte ihn besoffen machen und dann ins Vogelschutzgebiet verschleppen. Morgen bin ich seiner überdrüssig und denke an irgendeinen anderen geilen Typ oder eine Mieze. Ein Fass ohne Boden.
    Jetzt fängt es richtig an zu pladdern. Ach, ist das herrlich gemütlich. Ich muschel mich in meinen Schlafsack und nehme mir ein Landserheft.
    Hitler war in seinem Größenwahn davon ausgegangen, dass der Feldzug ein Spaziergang wird und der Russe pünktlich zum Herbstbeginn besiegt ist. Außerdem hat er das Unternehmen Barbarossa viel zu spät gestartet, erst im Juni 1941, wo es doch schon im Mai hätte losgehen müssen! Nach Anfangserfolgen kam der deutsche Angriff zum Erliegen, und die Soldaten mussten in Sommeruniformen überwintern! Muss man sich mal vorstellen: Tausende Kilometer von der Heimat entfernt, nur Kinderportionen zu essen, bis zur Erschöpfung marschieren und kämpfen und dann noch durchgehend frieren. Bibberwinter 41/42.
    «Ob sie uns gesehen haben?», fragte der Gefreite Krause und unterdrückte dabei ein Keuchen. Hinter ihm nur die eisige Tundra, vor ihm eine leicht aufsteigende Hügelkette. Es war totenstill.
    «Hoffentlich nicht.»
    Infanterist Ruschmeyer schlotterte vor Kälte, Hunger und Erschöpfung.
    «Das ist mal was anderes, was?!», bellte Unteroffizier Jensen ihn an. Ruschmeyer war erst vor einer Woche nach Russland abkommandiert worden, er hatte insgeheim gehofft, bis zum Ende des Krieges in Frankreich eine ruhige Kugel schieben zu können. «Ein Schlipssoldat bist du, nur brauchbar für die Wochenschau! Lächelnd und mit Vollbart von Feindfahrt zurück. Kannste vergessen, damit ist’s vorbei, Sportsfreund!»
    Ruschmeyer klapperte eingeschüchtert mit den Zähnen, doch der Unteroffizier kam jetzt erst richtig in Fahrt:
    «Krieg, das ist wochen- und monatelang im Schlamm kriechen, nichts zu beißen, maximal eine Stunde Schlaf pro Nacht, Flöhe, Zecken und jede Sekunde den sicheren Tod vor Augen. Wenn der Russe unter Trommelfeuer den Schützengraben stürmt, ‹Urräh› brüllt, dass das Blut gerinnt, und es sind fünfzig Grad minus, und das MG ist eingefroren.»
    Spannend. Mir fallen trotzdem dauernd die Augen zu. Herrlich ist es in der Nougathöhle. Ich versuche, noch etwas wach zu bleiben, weil die kurze Zeit, bevor man endgültig einschläft, die schönste des Tages ist, gerade wenn es draußen

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