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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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für den Einkauf zuständig. Tiedemann schlägt vor, dass wir zusammenschmeißen, jeder einen Zehner. Einen Zehner, so viel? Ich hab doch nur vierzig Mark insgesamt!
    «Echt, meinst du? Das sind ja vierzig Mark! Das kriegen wir doch gar nicht nach Hause geschleppt. Die vielen Flaschen, Steiß ist doch nicht bescheuert.»
    «Von wegen viele Flaschen, wir besorgen uns Apfelkorn. Der schmeckt genau wie Apfelsaft und hat trotzdem Umdrehungen ohne Ende.»
    «Ja. Ach so.»
    «Du schmeckst den Alkohol überhaupt nicht, das schmeckt original wie Apfelsaft, ich schwör’s dir. Und für die Weiber besorgen wir Persico.»
    «Persico? Hab ich noch nie getrunken. Und welche Weiber überhaupt?»
    «Ist doch egal jetzt, wird man dann schon sehen. Auf Persico stehen alle Weiber drauf.»
    Heiko mischt sich ein.
    «Hast du echt noch nie getrunken? Perversico, weißt Bescheid, nä, haha.»
    Apfelkorn, na ja. Vor Korn hab ich Angst. Einmal hat mich mein Onkel gezwungen, Doppelkorn zu trinken, ich hab die halbe Nacht überm Klo gehangen. Die anderen harten Sachen sind genauso eklig. Whiskey, Weinbrand, Rum, ich versteh nicht, wie man das runterkriegt. Aber was soll ich machen. Wenn Tiedemann sagt, das schmeckt, dann wird es getrunken, und gut ist. Hoffentlich behält er recht.

    Roland steht in der Schlange und ist gleich dran. Vor ihm eine Oma mit Omaeinkäufen, hinter ihm ein Mann mit seinem vielleicht dreijährigen Sohn, der im Einkaufswagen herumturnt und nervt. Heiko, Tiedemann und ich stehen beim Naschzeug und beobachten das Geschehen. Die Oma ist gebrechlich und ungeschickt; sie braucht ewig, bis sie ihre Sachen aufs Band gelegt hat. Nervenzerfetzend. Das Kind turnt im Einkaufswagen herum und brabbelt vor sich hin, der Vater hat die unangenehme Eigenart, überlaut mit ihm zu sprechen:
    «NEIN, KONSTANTIN, LEG DAS MAL WIEDER HIN.»
    Konstantin, was ist denn das schon wieder für ein Scheißname?
    «KONSTANTIN, ICH HAB’S DIR GESAGT, LEG DAS BITTE WIEDER HIN.»
    Der hat sein Balg einfach nicht im Griff. Es brabbelt irgendwas, ich versteh kein Wort, der Vater offenbar schon:
    «DAS WEISS ICH NICHT. ALLE WOLLEN GERNE CLOWNS SEIN, KONSTANTIN. DAS WOLLEN ALLE GERNE, CLOWNS SEIN.»
    Was für einen grauenhaften Unfug erzählt der da seinem Kind! Wer will hier Clown sein? Niemand, niemals, unter gar keinen Umständen, Clowns sind das Allerletzte. Ich weiß zwar nicht viel, aber das ist eines der wenigen Dinge, die ich ganz genau weiß. Man möchte das Kind aus dem Wagen nehmen und schütteln:
    «KONSTANTIN, DU BIST ZWAR EIN TOTAL ÄTZENDES KIND, ABER TROTZDEM: HÖR NICHT AUF DEINEN VATER. ER HAT UNRECHT. IN DIESEM PUNKT UND IN ALLEN ANDEREN PUNKTEN AUCH.»
    Leider wird man Konstantin jetzt schon verloren geben müssen.
    Endlich ist die Oma abkassiert, und Roland legt den Alkohol, getarnt durch Cola, grüne Weingummiapfelringe, Haribokonfekt, Mr.   Freeze Stangenwassereis und eine Tüte Würmer aufs Laufband. Echt abgebrüht. Seelenruhig tippt die Kassiererin die Preise ein, ohne Roland anzugucken. Wir haben es geschafft! Doch dann:
    «Wie alt bist du eigentlich?»
    «Achtzehn.»
    «Kann ich bitte mal deinen Ausweis sehen?»
    Alles klar, das war’s dann. So ’ne Scheiße, der einzige Supermarkt weit und breit. Doch wir haben nicht mit der Genialität von Roland Schmidt-Wagenknecht gerechnet:
    «Der ist im Auto. Soll ich ihn holen gehen?»
    Die Kassiererin überlegt kurz, dann sagt sie:
    «Nee, lass mal. 36,35 macht das dann.»
    «Ach, und zwei Tüten noch.»
    «36,45.»

    Sagenhaft. Das hätte keiner so hingekriegt, noch nicht mal Tiedemann. Vor dem Laden klopft Heiko Roland anerkennend auf die Schulter.
    «Das war jetzt aber echt geil mal.»
    «Ja, kann sein. Glück gehabt.»
    In Heikos blauen Adidasrucksack passen fünf Flaschen rein, Tiedemann tut die restlichen Flaschen in die eine Tüte, das Naschzeug in die andere . Heiko protestiert:
    «Nee, das geht nicht.»
    «Wie, das geht nicht.»
    «Apfelringe und Haribos nie zusammen in eine Tüte, die verstehen sich nicht.»
    «Hä, bist du bescheuert?»
    «Nee, echt nicht, das gibt Krieg.»
    Er quetscht die Apfelringtüte in seine Hosentasche. Wir schauen uns vielsagend an. Vielleicht ist er verrückt geworden. Egal.
    Steiß wird schon keine Tütenkontrolle machen. Wir gehen zurück zum Eiscafé, die meisten sehen so aus, als hätten sie sich die ganze Zeit nicht vom Fleck bewegt. Langweiler, elende.
    Auf dem Rückweg macht Tiedemann einen Vorschlag:
    «Wir sparen uns das auf bis

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