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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Samstag. Das muss lohnen.»

    Andreas geht direkt vor mir. Wie er mit seinem Arsch wackelt, bekomme ich sofort wieder Bock. Einmal seinen dicken Schwanz wichsen, herrje, das kann doch nicht so schwer sein. Kacken kann ich für heute wohl vergessen, ich muss noch nicht mal pupsen, schlechtes Zeichen, ganz schlechtes Zeichen. Ich zähle nach: Es gären genau zehn Mahlzeiten in meinem Zwergenkörper vor sich hin.

    Bimmel bimmel. Badezeit. Ich würde gerne ins Wasser, aber trau mich wegen meines aufgeblähten Leibs nicht. Indianername: «Der, der nie kacken kann». Heiko und Roland schwimmen zum Floß, während ich mit Tiedemann am Strand sitzen bleibe. Er ist jetzt so etwas wie mein Freund.
    Schrader zu Korleis: «Wenn du davon keine Ahnung hast, dann kannst du dazu auch nichts sagen. Ist doch logisch. Ich sag ja auch nichts zu Dingen, von denen ich keine Ahnung hab. Entweder sahnig oder gar nicht.»
    Korleis: «Ja, mmmhh.»

We shall overcome
    Abends ist Lagerfeuer mit Singen und Würstchen und Nackenkotelett und Stockbrot und Kartoffelgrillen. Der dumme Peter bekommt das Feuer nicht in den Griff. Wolfram Steiß eilt heran und gibt Hilfestellung. Zündel zündel, pust pust, wedel wedel. Trotz Unterleibsproblemen bin ich guter Dinge, weil ich durch eine glückliche Fügung bei den besten Typen überhaupt gelandet bin. Vielleicht hat die Clique ja sogar zu Hause noch Bestand.
    Peter Edam haut mit einem beseelten Leuchten in die Saiten seiner Wandergitarre und gibt den Takt an: «Danke für meine Arbeitsstelle, danke für jedes kleine Glück, danke für alles Frohe, Helle und für die Musik.» Brrr, für meine Arbeitsstelle, welches Kapitalistenschwein ist bloß für diesen CDU-Schweinetext verantwortlich? Aber Peter bringt’s rüber, er erweckt die dämlichen Texte zum Leben. Zwischen den Liedern: Würstchen! Nackenkotelett! Kartoffelsalat! Kartoffeln in Alufolie! Und Stockbrot, das Brot der Brote. Wir wickeln Stockbrotteig um einen Stock, halten ihn ins Feuer, und dann gibt’s Stockbrot, wie der Name schon sagt. Außen schwarz, innen roh. Keiner hält den richtigen Abstand zum Feuer, wir verschlingen, vor Hunger halb wahnsinnig, den giftigen Teig. Eigentlich dürfte ich mit meinen Verdauungsproblemen gar nichts essen, schon gar kein verkohltes Stockbrot, aber ich hab doch solchen Hunger! Nach dem Essen bilden wir einen Kreis, halten uns an den Händen und singen das letzte Lied des heutigen Abends, «We Shall Overcome».
    Ich habe das Glück, zufällig neben Susanne Bohne zu stehen, und darf ihre Hand halten, wie früher, beim Schlittenfahren, da kann sie gar nichts machen. Die Hand ist klein, warm und fest, es durchläuft mich, und mir ist, als würden sich mit einem Mal alle Schmutzreste von meiner Seele lösen. Peter Edam singt das Stück, wie es noch keiner vor ihm gesungen hat:
    «WE SHALL OVERCOME, WE SHALL OVERCOME, WE SHALL OVERCOME SOME DAY, OH, DEEP IN MY HEART, I DO BELIEVE, WE SHALL OVERCOME SOME DAY.»
    Alle singen aus voller Brust, man kann plötzlich die Anwesenheit einer höheren Macht spüren. Ich drücke Susannes Hand, sie drückt meine, ich schaue ins Feuer, bis die Tränen kommen und nichts Festes mehr zu erkennen ist, ich schließe die Augen und singe, so laut ich kann: «OH, DEEP IN MY HEART, I DO BELIEVE, WE SHALL LIVE IN PEACE SOME DAY.» Die Gesichter um mich herum glühen und blühen vor Freude und Staunen und Begeisterung und Glauben. Ja, denke ich, so ist es, wenn die Liebe Einzug hält unter den Menschen. Könnte das Stück nur ewig gehen! Schlussakkord, Peter Edam legt die Gitarre weg und löscht gemeinsam mit Herrn Steiß sorgfältig das Feuer.
    Ich bin ganz beseelt, und weil ich diesen wunderbaren Zustand so lange wie möglich auskosten will, gehe ich hinters Haus und lege mich mit dem Rücken in den Sand. Es ist ganz still, die Mondscheibe ist klein und beschlagen. Ich rauche, und irgendwann wird’s zu kalt, ich gehe zurück ins Zelt und schlafe ein.

    Ihr Kinderlein kommet .
    REISE, REISE!
    Thema der Morgenandacht von Wolfram Steiß: «Bist du allergisch gegen Gott?» Ein Nullsatz jagt den nächsten: Die Fundamente müssen gereinigt werden. Wir müssen uns auf das Wesentliche besinnen. Gott will, dass wir uns von alten Vorstellungen trennen. Gott will ein heiles Volk . Dann: Werdet zu neuen Schläuchen, denn der Herr wird uns neuen Wein schenken . Ich stelle mir bildlich vor, wie ich zu einem Schlauch werde. Ekelhaft, wie kommt man bloß auf so etwas? Und was das alles mit Allergie

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