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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Drogen. Ich gab ihm viel zu viel Alkohol und Drogen. Er war das nicht gewohnt und musste sich schließlich übergeben. Ich wollte ihn bestrafen. Also schlug ich ihm mit der Faust ins Gesicht. Mit dem ersten Schlag brach ich ihm die Nase.»
    «Jo.»
    Karin sagt nichts mehr. Sie gnabbelt an ihrer Hand und guckt komisch. Das liegt daran, dass sie viel zu wenig getrunken hat. Immer nur verdünnen bringt am Ende eben nichts. Egal, weiter im Text:
    «Dann schlug ich erneut zu und zertrümmerte ihm dabei seinen Unterkiefer.»
    «Jo.»
    Die Geschichte wird immer irrer. Ein Wahnsinn, was rede ich da eigentlich, wie komme ich auf so etwas? Und wieso unterbricht mich keiner? Ich überschreite alle Grenzen:
    «Ich habe den jungen Kerl gefesselt und mir erst einmal was zu essen gemacht. Während des Essens habe ich ihn getreten. Dann habe ich ein schönes, großes Küchenmesser genommen. Könnt ihr euch denken, was ich mit dem schönen, großen Küchenmesser gemacht habe?»
    Mein Gesicht fängt Feuer, ich brenne.
    «Jo.»
    «Ich habe den Jungen zerlegt, wie man ein schönes, fettes Rind zerlegt.»
    Tiedemann: «Herr, vergib ihm!»
    Ina und Petra steigen auch aus. Ich kann an Inas Gesicht ablesen, dass sie ernsthaft glaubt, die schwarze Predigt könne noch heute Nacht zur schrecklichen Wirklichkeit werden.
    «Dann bin ich schlafen gegangen, als ob nichts gewesen wäre. Am nächsten Morgen habe ich das, was von ihm übrig war, in Müllsäcke gefüllt und auf einer Halde abgeladen.»
    «Jo.»
    «Weil ich diese grauenhaften Verbrechen begangen habe, werde ich bald sterben. Und das ist nur gerecht. Lobet den Herrn.»
    «Lobet den Herrn.»
    «Ich sterbe in Frieden, denn der Herr hat mich gerettet. Lobet den Herrn. Und nächstes Mal erzähle ich euch die Geschichte von dem jungen Mann, den ich mittags auf dem Bahnhof angesprochen habe. Lobet den Herrn. Halleluja.»
    «Halleluja.»
    Pause.
    Ich bin total fertig. Erschöpft sinke ich in mich zusammen und bin schlagartig besoffen. Das wird so schnell keiner vergessen. Ich greife nach der Apfelkornflasche und stoße dabei die Untertasse um, die als Behelfsaschenbecher dient und randvoll ist mit Kippen. Peinlich. Als ich die Flasche ansetze, ekelt’s mich. Ich kann nichts mehr trinken, keinen Schluck mehr. Hätte ich bloß auf Tiedemann gehört!
    Roland und Heiko setzen ihre Schrauberei an den Ischen fort, Tiedemann steckt sich noch eine Zigarette an, und Karin trinkt ein Glas Cola. Alle tun so, als ob gerade nichts gewesen wäre! Ich löse mich schlagartig auf und verwandle mich binnen Sekunden zurück ins Äffche.
    Mir ist übel. Sehr übel sogar. Schnell eine Cola, doch davon wird’s auch nicht besser, kein Stück, ich ahne schon, worauf das hinausläuft. Nein, nein, bitte nicht. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich übergeben zu müssen. Von Alkohol musste ich erst einmal kotzen (Onkel Doppelkornwolfgang), und ich habe mir damals geschworen, dass es das erste und letzte Mal war. Ich versuche, den Brechreiz wegzudenken. Nach einer Weile schaut mich Tiedemann prüfend an:
    «Ey, was is denn mit dir los, du sagst ja gar nix mehr, sag jetzt nicht, dass dir schlecht ist.»
    Ich sag gar nix, und Tiedemann redet weiter:
    «Ich glaub’s jetzt nicht, und ich hab dir gesagt, mach langsam, weil du den Alkohol nicht schmeckst, Mann, Alda.»
    Jetzt ruht wieder alle Aufmerksamkeit auf mir. Peinlich. Mir kommt es deutlich so vor, als würden sich die Mädchen vor mir ekeln. Der geile, kleine Zwerg, das hat er nun davon. Vom Tellerwäscher zum Millionär und wieder zurück, in achtzig Tagen um die Welt, eben hui, jetzt schon wieder pfui.
    «Ey, guck mal, wie du aussiehst!», sagt Tiedemann.
    Wie soll ich das denn sehen? So ein Schwachsinn. Ina haut in dieselbe Kerbe: «Ey, voll grün.»
    Jetzt hängen sich auch die anderen rein: «Ey, musst du zum Arzt oder so was?» – «Das hab ich auch noch nicht gesehen, wie er hier aussieht.» – «Scheiße, ey.»
    Dann folgt Tiedemanns Todesurteil: «Besser ist, du steckst dir ’nen Finger in’n Hals, dann hast du’s hinter dir.»
    Nein, nein, nein, ich will nicht brechen! Und einen Finger stecke ich mir schon gar nicht in den Hals, niemals!
    «Ey, du musst anne frische Luft. Komm, ich komm mit.»
    Tiedemann führt mich nach draußen. Meine Güte, ist das schon wieder kalt geworden! Meine Zähne klappern so laut, dass ich Angst habe, die Erwachsenen im Haus könnten wach werden. Tiedemann setzt mich am Zaun ab, der den Zeltplatz vom Vogelschutzgebiet

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