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Fleckenteufel (German Edition)

Fleckenteufel (German Edition)

Titel: Fleckenteufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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unzähligen Leichen aufgebahrt in der Totenwaschanlage. Ich bin wie alle anderen total verrottet, mit Grieben, Flechten, Warzen und Geschwüren zugewachsen, grisseliges Haar überall und nirgends, Adernelend, die porösen Knochen tausendfach gebrochen, die altersfleckige Haut schorfig, vernarbt, verhornt und gerissen, der Schädel von einem durchgehenden gelben Schuppenkranz umrandet. Die Leichenwäscher stören sich nicht daran, sie sind einiges gewohnt. Gleich ist Feierabend, ich bin der Letzte in der Reihe, sie überlegen, ob sie mich bis morgen liegen lassen, ach was, den Schrumpfgermanen von Tisch neunundzwanzig schaffen wir auch noch. Dienst nach Vorschrift, alles wie immer, doch dann: Als sie meine Arschbacken auseinanderziehen, um mein Loch zu waschen, schimmert ihnen eine jungfräuliche Rosette entgegen, der Lohn jahrzehntelanger Reinigungsanstrengungen. So soll und wird es kommen eines Tages!
    Ich schließe mich auf dem Klo ein und stelle mir vor, mit Ina und Petra auf einem Zimmer eingeschlossen zu sein, Wolfram Steiß hat den Schlüssel verschluckt. Splitterfasernackt liege ich auf dem Bett und fummel an mir rum, die beiden Weiber sitzen auf Drehstühlen, unterhalten sich über alles Mögliche und beachten mich überhaupt nicht. Meine geile Affenbanane ist doppelt so groß wie sonst. Interessiert die nicht. Sie füttern sich gegenseitig mit Kaugummis und setzen ihr Schwätzchen fort. Ich stecke mir einen Finger in den Po. Nichts. Als gäbe es mich gar nicht.
    Auch schon wieder geil. Geile Vorstellung, muss ich mir unbedingt merken. Ist das erbärmlich, sich auf dem zugigen Klo einen zu wedeln. Egal, leergewichst und leergeschissen.

    Am Nachmittag ist kein Programm, freie Zeiteinteilung, wegen Sonntag. Wir treffen uns in Heikos Zelt, um zu beratschlagen, was wir machen. Roland schlägt vor, in die Stadt zu gehen, vielleicht ins Kino, Nachmittagsvorstellung. Oder Eisdiele oder abhängen und rauchen undundundoderoderoder. Die anderen sind einverstanden.
    Latsch latsch, schlurf schlurf, watschel watschel.
    «Was lief denn gestern noch?», frage ich Heiko, doch der reagiert seltsam reserviert.
    «Nix weiter.»
    «Wieso, ihr habt doch rumgemacht, das ging doch sicher noch weiter.»
    «Ich bin ihr unter die Bluse gegangen.»
    «Echt? Mehr nicht?»
    «Nö.»
    Tiedemann mischt sich ein: «Nun erzähl schon!»
    «Nee, lass mal», sagt Heiko.
    «Komm.»
    «Nee, echt nicht.»
    «Wieso denn nicht?»
    «Nee.»
    «Wenn du’s nicht erzählst, erzähl ich es.»
    Heiko knickt ein.
    «Ach, egal, von mir aus. Ist mir doch egal.»
    Tiedemann schaut mich triumphierend an:
    «Susanne hat ihm voll ins Maul gekotzt.»
    «Hä, wie, versteh ich nicht.»
    «Die war am Ende total besoffen, beim Knutschen ist es ihr dann plötzlich gekommen, und sie hat Heiko volles Brett in den Mund gegöbelt.»
    «IIIiiiiihhhh.»
    Heiko ist die Angelegenheit sichtlich unangenehm.
    «Ja, ist ja gut, jetzt wissen es ja alle. Können wir jetzt vielleicht über was anderes reden?»
    «Ja, ja.»
    Hat sie ihm doch echt in den Mund reingekotzt! Jetzt wird sich Heiko lebenslang vor Susanne Bohne ekeln wie ich vor Apfelkorn. Na ja, auch nicht weiter wild, Heiko wird’s überleben, und um Susanne Bohne muss man sich auch keine Sorgen machen.
    Um mich hingegen schon. In einem halben Jahr werde ich siebzehn. Wenn bis dahin nichts passiert ist, kann man’s wohl vergessen. Ich benötige einen gewaltigen Wachstumsschub, explosionsartiges In-die-Höhe-Schnellen binnen weniger Tage oder Wochen. Ich wachse schneller, als ich essen kann, meine Mutter kommt mit dem Einkaufen und Kochen nicht hinterher, aber nützt ja nix, ich muss essen, essen, essen, das sieht selbst meine Mutter ein, die will ja schließlich auch keinen Pygmäen zum Sohn.
    Ja, bald muss es passieren.
    Latsch latsch, schlurf schlurf, schlender schlender.
    Es ergeben sich interessante Gespräche.
    «Ist das eigentlich Körperverletzung, wenn man jemand voll ins Gesicht rülpst?», fragt Tiedemann, und Roland sagt:
    «Wie kommst du denn jetzt darauf ?»
    «Weiß nicht, ist mir gerade eingefallen. Stell dir mal vor, du gehst zu jemand hin und rülpst dem volle Kanne ins Gesicht, und dann stinkt das nach Eiern und alten Mettbrötchen. Für mich ist das Körperverletzung. Was wär dir eigentlich lieber, jemand haut dir voll eine rein, oder er rülpst dir eine Stunde ins Gesicht?»
    «Wieso denn gleich eine Stunde? Das schafft doch kein Mensch, jemandem eine Stunde ins Gesicht zu rülpsen.»
    «Das frag

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