Fleckenteufel (German Edition)
nichts merkt; konzentriert verteilt er den Rest des Fasses aufs Mischgemüse. Dirk Kessler ruft zu ihm rüber:
«Sag mal, was ist denn eigentlich mit dir?»
Detlef schaut irritiert von seinem Inferno auf.
«Meinst du mich? Wieso, was soll denn sein? Ist irgendwas?»
«Das ist doch wohl voll abartig, das kann man doch nicht mehr essen.»
«Wie, das kann man nicht mehr essen?»
Dirk schaut triumphierend in die Runde, dann erhebt er sich langsam und bedeutungsvoll, zeigt auf Detlef und sagt:
«Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen: DER SALZIGE.»
Hysterisches Gelächter.
An sich kein besonders origineller Einfall, aber irgendwas ist mit dieser Wortschöpfung, sie hat etwas Magisches : DER SALZIGE.
«DER SALZIGE ist als Kind mal in ein Salzfass gefallen.»
Hysterisches Gelächter.
«Das ist doch unlogisch. Dann braucht er doch in seinem Leben gar kein Salz mehr.»
Hysterisches Gelächter.
«Stimmt auch wieder. Wisst ihr eigentlich, was heute Nachmittag auf’m Programm steht?»
«Nee, sag mal.»
«Begehung eines Salzstollens. Die Führung übernimmt DER SALZIGE.»
Hysterisches Gelächter.
Kollektive Raserei, Atemnot, wir können vor Lachen nicht mehr weiteressen.
«Ey, SALZIGER, in Lüneburg gibt’s ’n Salzmuseum, da musst du bald mal hin!»
Hysterisches Gelächter.
«Na, SALZIGER, wohin geht’s im Urlaub? Salzgitter soll ja sehr schön sein!»
Hysterisches Gelächter.
«Auf der Rückfahrt können wir dich auch schon vorher absetzen. Ausfahrt Salzhausen!»
Hysterisches Gelächter.
Wir können nicht mehr. Volle Breitseite. Jetzt hat es ihn also doch noch erwischt. Das wird er nie wieder los. Kurze Verschnaufpause während des Nachtischs: Es gibt Eis, das gute Fürst Pückler von Langnese. Drei Eisfirmen beherrschen die Welt, Langnese, Schöller und Warnke. Eis von Warnke und Schöller habe ich in meinem Leben noch nicht gegessen, es gilt als minderwertig. Ist ja auch egal.
«Ey, SALZIGER, das Eis ist doch viel zu süß für dich, da kannst du von sterben. Hier, ich hab was für dich.»
Der lange, dürre Karsten Petermann reckt triumphierend seine rechte Faust in die Höhe, die eine Handvoll Salzstangen umklammert. Wo hat er die denn auf einmal hergezaubert?
«Heute Abend steht Mikado auf dem Programm. Du kannst Salzstangen nehmen, damit du dich wie zu Hause fühlst.»
Hysterisches Gelächter.
Es ist kein fröhliches, harmloses, evangelisches Gelächter mehr, sondern ein tierisches Röhren, das tief aus der Kehle kommt, dort, wo der Teufel Quartier bezogen hat. Wir kriegen uns überhaupt nicht mehr ein.
«Scheiße, ich hab meinen Kohlepfennig noch nicht gezahlt! Egal, nehm ich eben den Salzgroschen!»
Hysterisches Gelächter.
Die Hysterie steuert von einem Höhepunkt zum nächsten und erschüttert die Nougathöhle in ihren Grundfesten. Die Erwachsenen schauen ratlos zu uns herüber. Sie haben natürlich keine Ahnung, was hier Irres vor sich geht. Man sieht Pastor Schmidt richtig an, wie es in ihm rattert; er ist sich unschlüssig, ob er eingreifen muss, weiß aber nicht, warum, und lässt es daher bleiben.
DER SALZIGE. Unfassbar, was dieses Wort auslöst, so was habe ich noch nie erlebt, ich schwör’s. Detlef ist salzweiß im Gesicht. In Erwartung von noch Schlimmerem hat er den Kopf eingezogen und wartet darauf, dass er endlich eine gescheuert kriegt, damit der Spuk endet.
SALZIGER.
Über seinem Kopf schwebt ein riesiges Fragezeichen, er findet das alles überhaupt nicht witzig und versteht’s auch nicht.
SALZIGER, so ein Quatsch. Wo er doch nur ganz normal auf alles Salz raufmacht, weil’s ihm sonst nicht schmeckt. Er verzieht sich nach dem Essen sofort ins Zelt und hofft, dass bis zum Abend alles vergessen ist.
Die Trottel von der siebten Kompanie
Mir ist immer noch kodderig, außerdem bin ich vom Apfelkorn spitz wie eine DDR-Schwimmerin. Habe ich nämlich vor kurzem gelesen, dass die Warschauer-Pakt-Sportler dauergeil sind, weil sie bis zum Anschlag mit minderwertigen Ostblock-Hormonen vollgepumpt werden. Anders lässt es sich auch nicht erklären, dass die sogenannte «Deutsche», sogenannte «Demokratische», sogenannte «Republik» (CDU-Schweine-Häme) mit ihren schätzungsweise 22 000 Einwohnern bei den Olympischen Spielen mehr Medaillen holt als Amerika und die Sowjetunion zusammen!
Ich muss unbedingt entsaften. Und die Rosette spülen, lange, warm und gründlich, damit irgendwann mein Lebensplan in Erfüllung geht: Nach meinem Tod liege ich als eine unter
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