Fleckenteufel (German Edition)
Landser zum nassen Grab wurde. Ich beobachte Heikos unaufdringliches Muskelspiel, seine ebenmäßige Haut, die wohlgeformten Beine, den kleinen, strammen Fußballerpo, und immer wieder saugt sich mein Blick an seiner weizenblonden Löwenmähne fest. Er gleicht einem Jüngling aus einer antiken Sage. Wie es wohl wäre, wenn ich ihn im Zelt überrasche, er ist zufällig alleine, wortlos lege ich mich auf ihn, er schließt gleich die Augen und öffnet seine warmen, weichen, leicht von Joghurt glänzenden Lippen. Meine Zunge tastet in seiner dunklen, warmen Mundhöhle vorsichtig umher, ich beiße und lecke sanft sein Ohr, meine kleine, ungelenke Hand fährt an den Innenseiten seiner Schenkel lüstern auf und ab. Als ich sein enges Jeansgefängnis ertaste, spüre ich die Verhärtung seines Geschlechts.
Ach Quatsch, Verhärtung seines Geschlechts! Was ist denn das wieder für eine gestelzte Ausdrucksweise (Böll, Grass, Lenz, Mann)!
«Seinen wild pulsierenden, knüppelharten Pumpenschwengel», so muss es heißen. Bukowski selbst ist auf Pumpenschwengel gekommen, genial.
Weiter im Text: Wir verstehen uns blind, und ohne dass wir es absprechen müssen, läuft alles auf mein Lieblingsspiel hinaus, Vergewaltigung: Heiko ist der Patient und liegt halbseitig gelähmt im Krankenhaus, ich bin Arzt und muss ihn für die morgige OP gründlich durchchecken. Zuerst mache ich die Anamnese, ich befrage ihn ruhig und sachlich nach Allergien, kläre ihn über mögliche Risiken auf. Dann taste ich ihn am ganzen Körper ab, ich bin Arzt. Er lässt es mit geschlossenen Augen geschehen, ich spüre, wie er bebt und zittert. Die Untersuchung ist sehr gründlich und dauert entsprechend lange, was soll ich machen, ich bin Arzt. Heiko wird rot, er flüstert und stöhnt: «Muss das wirklich so, nein, nicht auch noch da, bitte, ah, ah, oh.» Er wühlt seinen Kopf tief ins Kissen, mehr kann er nicht machen, er ist ja gelähmt. «O nein, ja, bitte, ich schäme mich so.» Aber was soll ich machen, ich bin schließlich Arzt.
Ach egal, wird eh nix. Ich warte darauf, dass mein Ständer abklingt, weil ich mal ins Wasser muss, abkühlen, runterkommen. Plötzlich springt Peter Edam wie von der Tarantel gestochen auf. Der Möwenschiss, denke ich, jetzt hat er’s endlich gemerkt! Aber statt sich die Kacke aus dem Gesicht zu prokeln, springt er mit drei, vier Riesensätzen zu Detlef rüber. Jetzt sehe ich die Bescherung: Der Dummbatz hat sich nicht eingecremt und ist dann in der prallen Sonne eingeschlafen! Krebsrot, DER SALZIGE! Aua aua aua, das tut ja schon vom Hingucken weh. Der wird die Nacht nicht überleben. Wir gucken jedenfalls so, als würde er die Nacht nicht überleben, und Detlef gerät in Panik, weil er’s auch glaubt. Peter schmiert ihn mit irgendeiner Notsalbe ein, was aber auch nicht mehr viel nützen dürfte. Dass es bitter für Detlef werden würde, wusste ich ja, aber so bitter? Peter und Wolfram Steiß sprechen kurz das Vorgehen ab, dann zieht sich Peter hastig an und bringt den wimmernden Detlef zurück in die Nougathöhle. Mit Kackbart, weil alles so schnell gehen musste! Kurz vor sechs bläst Diakon Steiß ins Horn, Abmarsch für den Rest.
Im Zelt behandelt ein Arzt (echt) den puterroten Detlef. Den hat’s echt richtig erwischt, er jammert und phantasiert, ab jetzt muss er das Zelt hüten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.
Aufgrund des Superwetters Programmänderung: Liederabend, wie beim letzten Mal mit Lagerfeuer, Würstchen, Nackenkoteletts, Backkartoffeln und Stockbrot. Der frischgewaschene Peter Edam singt sich die Seele aus dem Leib: How Many Roads von Bob Dylan, Stimmungslieder zum Mitgrölen.
Peter singt vor: He alele.
Alle: He alele.
Peter: A ticki ticki tomba.
Alle: A ticki ticki tomba.
Peter: Amassa massa massa.
Alle: Amassa massa massa.
Usw. Klingt irgendwie afrikanisch. Aber auch Sag mir, wo die Blumen sind und eklige Christenschlager (Danke, Herr, deine Liebe) dürfen nicht fehlen. Trotzdem schön. Die Gemeinschaft ist zusammengewachsen, das spürt man. Ganz zum Schluss we shall overcome. «Deep in my heart, I do believe, we shall overcome some day.» Wir stellen uns im Kreis auf und nehmen uns bei den Händen.
Ich stehe leider nicht zufällig neben Susanne Bohne, sondern zufällig neben Herrn Schrader. Seine Hand fühlt sich ganz schweißig und schwielig und zerfurcht und zerrupft und stumpig und abgearbeitet und runzlig und speckig an. Na ja, egal, wird schon nichts Ansteckendes sein. Nach dem ersten Refrain
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