Fleckenteufel (German Edition)
einlöst. In Wahrheit ist er wie Schrader, einfach nur komplett runtergeranzt. Wenn er so weitermacht, kann es sogar noch salzig werden für ihn auf den letzten Metern. Pfau Heiko hat sich sofort auf sein Handtuch gelegt und lässt von allen Seiten seinen König-Siegfried-Körper bräunen. Wie er so geil und süß daliegt, könnte er sofort Hauptdarsteller in der Fotolovestory von BRAVO werden. Säckeweise Post würde er bekommen:
«Heiko, du bist sooooo süß, ich würde dich gern kennenlernen. Wo wohnst du, und welche Hobbys hast du?»
«Du bist der süßeste Junge der Welt. Was für Musik findest du gut?»
«Heiko, ich liebe dich. Willst du mich heiraten?»
Ja, ja, ich kann’s schon jetzt nicht mehr hören.
Andreas und Ina Blankenburg stehen herum und unterhalten sich. Was haben denn die eigentlich zu bequatschen? Das gefällt mir gar nicht. Trotzdem, Ina obenrum, Andreas untenrum: Von Andreas klebt man die obere Hälfte ab und von Ina die untere, und dann schiebt man sie irgendwie übereinander, so was. Ina fürs Herz und Andreas fürs Bett, fällt mir noch ein. Sein Schwanz ist in der engen Badehose wirklich eine Zumutung, außerdem stimmen die Proportionen nicht, er sieht aus wie eine Cartoongestalt. Eigentlich müsste Steiß eingreifen, schon aus Eigeninteresse: «Andreas, klemm dir bitte deinen Penis zwischen die Beine und fixiere ihn mit Paketband. Und dort bleibt er bis zur Abfahrt.»
Ein solcher Riesenschwanz und Monsterklüten verursachen im täglichen Leben jede Menge Probleme. Immerzu läuft man gegen irgendwas, stößt sich oder wird getroffen. Für den Kopf gibt es einen Helm, für die Knie einen Knieschoner, für Ellenbogen Ellenbogenschutz, fehlt nur noch ein Schoner/Schutz für untenrum. Schoner oder Schutz? Sackschutz natürlich! Einer, der richtig was vertragen kann. Von Gorilla. Das klingt gut. Gorilla Sackschutz. Eine Marktlücke:
Aua aua! Zu heiß, zu kalt, zu hart, zu schnell.
Kein Tag ohne Plunkerschmerz.
Doch damit ist jetzt Schluss!
Für große, empfindliche Murmeln gibt es nun den original Gorilla Sackschutz,
in den Saisonfarben Kanariengelb, Olivgelb und Beige spezial.
Wasserdicht, reißfest und dehnbar,
absorbiert Aufprallenergie bis zu drei atü.
Einfach umschnallen und fertig.
Unauffällig bei der Arbeit, lässig beim Sport, gepflegt zum Tweedanzug.
Damit die Murmeln nicht mehr drücken – der original Gorilla Sackschutz.
Auch schon wieder genial. Zum Verrücktwerden.
Zum Mittagessen gibt es Erbsensuppe mit Wiener Würstchen aus Warmhaltebehältern. Hmmm, lecker, endlich mal was Leckeres. Die sengende Hitze scheint den meisten den Appetit verdorben zu haben, mir nicht, außerdem habe ich was nachzuholen. Ich schaffe fast drei Portionen, eigentlich asozial, aber Roland, Petra und Detlef sind schließlich nicht da, rein rechnerisch könnte ich also auch vier Portionen verdrücken, ohne jemandem was wegzufressen. Ach egal, ich mit meiner sozialen Ader wieder, wenigstens einmal in vierzehn Tagen wird man sich doch wohl mal satt essen dürfen, reinstopfen, soviel man kriegen kann, spachteln bis zum Augenstillstand, ja, ja, ja! Wenn die anderen nicht schnell genug sind oder nicht wollen oder können, selber schuld. Was Detlef wohl im Krankenzelt serviert bekommt? Leicht verdauliche Schonkost: selbstgeschnittene Fingernägel in zerlassener Butter, so was in der Art.
Den Nachtisch schaffe ich nicht mehr, egal, sowieso wieder nur irgendein Pudding, ich kann bis zum Ende meines Lebens keinen Pudding mehr sehen, und Apfelkorn sowieso nicht.
Meine Güte, wie mein Bauch schon wieder aussieht! Hört das denn nie auf? Aufgeschwollen, angeschwollen, aufgedunsen, aufgebläht, aufgeschwemmt, aufgetrieben. Voller Bauch studiert nicht gern, schwimmen auch nicht, eigentlich gar nichts. Also rücklings ab aufs Handtuch, verdauen.
Ich starre auf die unendliche Ostsee. Das Plätschern der Wellen, die Schreie der Möwen. Ich kneife die Augen zusammen: Das ist ja süß! Eine Entenfamilie, Mutter Ente, im Schlepptau ihre sechs Küken. Immer wenn die Mutter einen Schlenker macht, paddeln die Kleinen aufgeregt hinterher, als ob sie Angst hätten, den Anschluss zu verlieren. Von wegen, auf Mutter Ente ist Verlass, niemals würde sie zulassen, dass ein Küken verloren geht. Eine glückliche, kleine Familie auf hoher See. Ich wusste gar nicht, dass Enten auch auf dem offenen Meer schwimmen, ich hatte sie Teichen und Tümpeln und Seen zugeordnet. Wieder mal unauffüllbare Informationslücken.
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