Fledermaeuse und andere Leute
meinen Geschmack auf den eines Vierjährigen herunter und versuche, mich in seine Fantasiewelt zu versetzen.
»Du hast ja so Recht«, sage ich reumütig und schalte den Fernseher wieder an, »und zu Karneval darfst du dir dein persönliches Teletubby-Kostüm bei Frau Dörseln in unserem Spielzeugladen aussuchen.«
Da sieht er mich empört an und kontert: »Wo denkst du hin?! Zu Karneval werde ich entweder Löwe, Tiger, Panther, Leopard oder … Ameise!!«
Longplay
A uch Mäxchen gehört für mich – ebenso wie seinerzeit meine Kinder – zu den großen Rätseln dieser Welt. So verstehe ich zum Beispiel nicht, woher er weiß, wie man den Fernseher ein- und ausschaltet, aber nicht begreift, wie man eine neue Rolle Toilettenpapier in die Halterung einlegt. Er drückt bei der Fernbedienung mit geschlossenen Augen immer zur passenden Sendezeit auf den richtigen Knopf für den richtigen Sender, aber eine Zahnpastatube nie von unten nach oben. Und die Kunst, den Deckel anschließend wieder fachgerecht zuzuschrauben – wohl bemerkt mit offenen Augen –, beherrscht er schon gar nicht. Er wirft eine Tür mit lautem Knall zu – obwohl sie dann keineswegs fester schließt –, den Deckel vom Kassettendeck schließt er dagegen so sanft und ohne dass er ihm aus der Hand rutscht. Mit knapp fünf Jahren kann er wie ein Äffchen ohne Leiter bis aufs Dach klettern, um dort fachgerecht eine Fernsehschüssel an der Antenne anzubringen, damit er möglichst viele Sender empfangen kann, aber die Treppe kann er nicht hinuntergehen, ohne sich mit schmuddeligen Fingern oberhalb des Treppengeländers an der Wand abzustützen. Und es bleibt mir stets ein Rätsel, wieso Kinder und Enkel durch alle Zimmer quer über den Flur im verschlossenen Kühlschrank der Küche eine Tüte Minimars erkennen können, aber nichtdie sauberen Handtücher, die fein säuberlich gefaltet direkt vor ihnen über dem Handtuchhalter hängen.
Als dann nach der Zeit der Videokamera die Zeit des Videorekorders anbricht, stelle ich vor dem Kauf desselben folgende Bedingung: Mäxchen bekommt endlich die Sache mit der Klorolle, der Zahnpastatube, den Türen und seinen schmuddeligen Fingern in den Griff, und ich würde mich im Gegenzug darum bemühen, unter seiner Anleitung den Videorekorder fachgerecht zu bedienen.
Doch alle unsere Anstrengungen kann ich nur mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Frust! Denn immer, wenn ich glaube, wir laufen gerade in die Ziellinie ein – was Klopapier und Video betrifft –, muss ich feststellen, dass wir uns kaum vom Start entfernt haben …
Und so bringe ich nun auch nicht den Mut auf, Mäxchen zu fragen, warum bei Longplay doppelt so viele Filme auf die Videokassette passen wie bei Smallplay.
Grandma and me
J eder normale Mensch geht, wenn die Patrone seines Druckers leer ist, in ein Geschäft für Büromaterial und sagt: »Ich hätte gerne eine neue Patrone für meinen Drucker von der Firma soundso mit der und der Bezeichnung.«
Die Verkäuferin greift ins Regal, reicht die richtige Patrone, der Kunde bezahlt, fährt befriedigt nach Hause und setzt sie fachgerecht ein.
Nicht so Mäxchens Omi! Ich betrete den Verkaufsraum mit den Worten: »Ich hätte gerne eine neue Patrone für meinen Drucker, ich glaube, es ist ein Apple.
Verkäuferin: »Und wie kommen Sie darauf?«
Ich: »Da ist ein angebissener Apfel drauf.«
Verkäuferin: »Aha, und die Firma der Patrone?«
Ich: »Weiß ich nicht. Aber die ist etwa so groß …«, zeige ich mit der Hand, »und schwarz-rot mit weißer Aufschrift.«
Die Verkäuferin geht zum Regal: »Ist es die?«
»Nein.«
»Die?«
»Auch nicht.«
»Diese hier?«
»Ähnlich, aber etwas kleiner.«
Verkäuferin langsam genervt: »Dann die?«
»Nein, etwas größer.«
Langer Rede kurzer Sinn, schließlich findet sie eine,von der ich glaube, dass es die richtige ist. Ich bezahle und fahre einigermaßen zufrieden nach Hause.
Dort klappe ich den Drucker auf, lese die Beschreibung: blauer Hebel runter, Patrone rein, blauer Hebel rauf, Patrone sitzt. Also pipileicht, wie Mäxchen sagen würde. Ich befreie die Patrone aus ihrer Verpackung, drücke blauen Hebel nach unten, setze Patrone ein, schiebe blauen Hebel nach oben … Patrone fällt raus. Also nochmal: Hebel runter, Patrone rein, Hebel rauf … Patrone fällt raus. Nach dem fünften Mal gebe ich verzweifelt auf.
Am Nachmittag kommt Max auf Besuch. Er sieht sich den Drucker an, klappt ihn auf, drückt blauen Hebel nach unten, setzt
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