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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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bringe Euch die Küchenmagd Mila, nach der Ihr verlangt habt, Junker Johann.“
    Dann trat er zurück und schubste Mila durch die Tür, sodass sie in die Halle hineinstolperte, ein paar Schritte laufen musste, um den Schwung so weit abzufangen, dem Junker auf seinem thronartigen Lehnstuhl nicht vor die Füße zu fallen. Dann jedoch kam sie glimpflich zum Stehen. Sah ihn zum ersten Mal von Angesicht zu Angesicht.
    Er ist ja noch ganz jung , war ihr allererster Gedanke. Fast noch ein Junge, niemand, vor dem ich Angst haben müsste.
    Das betrachtete sie als eine der angenehmen Folgen ihrer Gabe: Sie war so oft gezwungen, mit fremdartigen Menschen umzugehen. Die längst nicht alle verängstigt und zahm waren und sie als ihre Retterin hofierten. Nicht selten hatte sie sich zorniger oder auch aufdringlicher Männer erwehren müssen. Zudem waren die Menschen aus der Zukunft naturgemäß weitaus weltgewandter und gebildeter als sie. Trotz allem war Mila fast immer problemlos mit ihnen fertig geworden – von Mal zu Mal besser.
    Dieser junge Mann hier unterschied sich nicht wesentlich von ihnen. Sicher, er hatte in dieser Welt eine Machtstellung, das Recht, über Mila zu verfügen, wie es ihm beliebte. Dennoch war auch er nur ein Mensch. Mit Ängsten und Fehlern und Sehnsüchten. Ganz genau so wie alle anderen Menschen auch.
    Nun ohne jede Furcht blieb sie abwartend vor ihm stehen und sah ihm geradewegs in die Augen.
    „Du bist Mila, die Küchenmagd?“, vergewisserte er sich überflüssigerweise. Er erwiderte ihren Blick eindringlich – die Beweggründe dahinter vermochte sie nicht zu erfassen.
    „Ja, Herr.“
    „Und du schläfst in einer der Kammern hinter der Küche?“
    Mila runzelte die Stirn. „Was wollt Ihr von mir?“
    „Das wurde auf deinem Lager gefunden.“ Er griff neben sich in einen Korb – Milas Herz raste los. Hatte jemand ihr irgendwelches Diebesgut untergeschoben? In dem Fall nützte ihr ihre Furchtlosigkeit herzlich wenig.
    Der Junker drehte sich wieder zu ihr und wedelte mit – Steffens Buch! Das sie so sorgfältig in ihrem Strohsack versteckt hatte, dass da jemand sehr gezielt gesucht haben musste, um es zu finden.
    „Das ist meins!“
    Oh nein. Das war ihr jetzt herausgerutscht – warum hatte sie nicht zuerst nachgedacht?
    Bücher gab es zu dieser Zeit nur in Klöstern, und diese sahen – laut Steffen, Mila hatte, wenn überhaupt, nie etwas anderes zu Gesicht bekommen als Schriftrollen – vollkommen anders aus als dieses kleine, leichte Exemplar aus buntem, biegsamem Pergamentersatz. Niemand, nicht einmal der Burgherr persönlich, würde sie deswegen des Diebstahls bezichtigen können.
    Stattdessen ging es hier um die alles entscheidende Frage, wie sie an diesen unbekannten Gegenstand gekommen war. Und die einfachste Lösung: „Das habe ich noch nie gesehen, ich habe nichts damit zu tun“, hatte sie sich soeben mit ihrer Gedankenlosigkeit verbaut.
    Also, woher habe ich es? Diese Frage zu beantworten, war das, was jetzt von ihr gefordert war: Eine glaubhafte Brillen-Geschichte zu erfinden. Wieso, in Gottes Namen, hatte sie sich nicht schon lange eine zurechtgelegt? Oder das Buch einfach weggeworfen, spätestens nachdem Steffen wieder verschwunden war. Sie war ohnedies nie dazu gekommen, darin zu lesen. Woher habe ich es denn nur? Ein Ä-ägypten, ich brauche ein anderes. So weit weg wie möglich ...
    Mitten in ihren wild durcheinanderratternden Gedanken saß Junker Johann ganz versunken, das Buch aufgeschlagen vor sich auf dem Schoß – und las.
    Ihm war der Umgang mit Büchern vertraut, das sah man. Für die völlig ungebildete Mila war es weitaus dramatischer gewesen, als sie ganz von selbst, als wäre das Menschen angeboren, die Buchdeckel auseinandergezogen und die Seiten durchgeblättert hatte. Johann dagegen wirkte durchaus erfahren – wenn auch kaum weniger fasziniert als Mila früher.
    „Woher hast du das?“, murmelte er ungläubig.
    Also los, Mila, jetzt! „Ich habe es gefunden“, entschied sie nach nur kleinstem Zögern. Aber wo? Wo, wo, wo?
    „Und wo?“ Hellhörig. Und misstrauisch, da brauchte sie sich nichts vorzumachen.
    Nicht auf seinem Grund und Boden, das wäre doch ihr Ende als Diebin. Aber wo denn nur? „In Insprucke“, nahm sie kurzerhand die größte Stadt, von der sie je gehört hatte.
    „Und dort lag es auf der Straße? Oder fiel vom Himmel, genau in deine Arme? Oder wie?“ Junker Johanns Stimme war gereizt.
    Oh verdammt, wie sollte sie aus diesem Verhör

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