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Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)

Titel: Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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ganz fest. Wiegte sie. „Ich bin hier. Ich bin ja noch hier.“
    „Aber du wirst weg sein“, weinte sie, nun jenseits aller Selbstbeherrschung. „Und ich werde allein sein, ich werde ohne dich sein, und das will ich nicht, das will ich nicht, das will ich nicht ...“ Sie heulte, nass und laut und überflüssig.
    „Ich will das auch nicht, ich will das doch auch nicht“, murmelte Mattis. Hielt sie und wiegte sie und wiederholte es wieder und wieder: „Ich will doch auch nicht von dir weg, das weißt du doch.“
    Ja, das wusste sie, das wusste sie doch auch. Wenn nur nicht hinter diesem Wissen die Erkenntnis gelauert hätte, dass es gleichgültig war, was Mattis wollte, was sie wollte, dass sie beide einem feindlichen Schicksal ausgeliefert waren, unabänderlich. Was Milas Haut in eine Schicht aus Eis verwandelte. Und alles jenseits dieser Eisgrenze in Verzweiflung und Bitterkeit und Resignation.
    Behutsam rappelte Mattis sich auf, ohne Mila ganz loszulassen allerdings. Mit einer Hand ordnete er ihre beiden Decken, wickelte sie um sie und ihn herum und stopfte die Enden fest. Jetzt waren sie miteinander verschnürt wie ein neugeborener Säugling oder wie eine Raupe in einem Kokon.
    Und allmählich fühlte Mila ihre Haut sich wieder für ihn öffnen, für seine Wärme, seinen Geruch. War wieder imstande, sein Dasein an sich heranlassen. Er war noch da. Er war noch da und würde das auch noch eine Zeit lang bleiben. Eine Zeit lang.
    Verzweifelt bemühte sie sich, diese Tatsache in sich hineinsickern, sich davon durchdringen zu lassen, das Harte um ihr Inneres loszulassen, wieder weich zu werden.
    Doch da blieb so viel übrig, das auf ihr lastete. Und wenn sie dieses Weiche in sich gestattete, würde sie von ihrer Existenz zerquetscht werden, so fühlte es sich an.
    Verrückt, oder? Immerhin war ihr von Anfang an klar gewesen, dass ihr Glück mit Mattis nicht für die Ewigkeit sein würde.
    In diesem Moment spürte sie, wie anstrengend es gewesen war in den letzten Wochen, dieses über ihnen schwebende Unheil zu ertragen. Oder gerade nicht zu tragen, sondern es von sich wegzuhalten, wegzuhoffen, wegzuleugnen. Nun, da es auf sie herabgesaust war, schien alle Stärke, die sie zuvor aufgewendet hatte, ohne es zu bemerken, aus ihr herausfließen zu wollen, und sie brauchte ein Wehr, eine harte Grenze, um nicht auszubluten wie ein geschlachtetes Tier ...
    Verdammt, hast du noch mehr davon? Von diesem erbärmlichen Selbstmitleid? Das zu nichts führt, aber auch zu rein gar nichts? Alles was du erreichst, ist, dass ihr schon jetzt getrennt seid. Anstatt die letzte Zeit wenigstens auszukosten.
    Endlich schaffte sie es, sich zusammenzureißen. Sie lockerte ihren Kiefer und öffnete den Mund, um tief Luft zu holen. Entspannte sich ein wenig in Mattis' Armen. Hob ihre Hand und legte sie an ihre Lieblingsstelle in seinem Nacken.
    Mattis rückte ein kleines Stückchen von ihr ab, um seine Stirn an ihre zu legen. „Geht es wieder?“, fragte er leise.
    Nein. Nein, nein, nein. Sie nickte.
    Als Antwort drückte er sie stumm an seine Brust. Das Schluchzen, das er aus ihr herauspresste, hätte sie sonst in sich behalten können.
    Sie wollte nicht so sein. Ihn so brauchen. Es war besser, wie sie früher gewesen war. Stark und abgegrenzt und unabhängig. Warum hatte sie das aufgegeben? Sie biss sich von innen in die Wange, weil ihre Augen schon wieder überquellen wollten.
    Nur Selbstmitleid! Was sie verabscheute. So wollte sie nicht sein!
    Verwirrt registrierte sie, dass Mattis sie losgelassen hatte, sich neben ihr aufsetzte. „Es ist noch nicht zu spät.“ Seine Stimme auf einmal voller verbissener Entschlossenheit. „Wir haben es bis heute verdrängt, jetzt werden wir uns dem Flederfieber stellen. Und auf Hochtouren ein Mittel dagegen suchen.“
    „Aber ...“, ... Frank und ich haben schon alles versucht .
    „Deine Brigitte hat uns doch gezeigt, dass es keineswegs so absolut hoffnungslos sein kann mit dieser Krankheit. Sie war gesund in ihrer Zeit – so wie ich auch, völlig symptomfrei. Und wenn sie einfach so auf die Idee kommt, Urlaub im Mittelalter zu machen ...“
    Ich habe Zeitreisende sterben sehen. Das wusste er doch. Er wusste alles, was sie wusste.
    Und trotzdem sprach er mit echter Zuversicht. „Ich bin doch in meiner Zeit geimpft worden. Vielleicht hat das auch positive Auswirkungen auf den Verlauf. Und eine Krankheit wirkt nicht bei jedem Menschen gleich, das ist Fakt.“
    Das klang so gelehrt, so richtig.

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