Flederzeit - Sturz in die Vergangenheit (Historischer Roman): 1 (German Edition)
der Gedanke ihn durchzuckte: Elias! Der Junge saß in der Rückentrage und war somit den herumflatternden Viechern völlig ungeschützt ausgeliefert. Hastig zerrte er die Kraxenträger von den Schultern, packte Elias, drückte ihn an seine Brust und ging in die Knie.
„Seltsam“, rief er dem Kind zu, „mein kurzer Schrei weckt sie auf, das donnernde Rauschen des Wassers macht ihnen jedoch nichts.“
Langsam ebbte das Geflatter und Gekreische ab. Matthias hob den Kopf, zuckte jedoch wieder nach unten, als ein ledriger Flügel seine Haare streifte. All seine Aufmerksamkeit nach oben gerichtet, registrierte er, dass es endlich still geworden war – vom Wasserrauschen abgesehen, das ihm nun laut wie Donner vorkam.
„Bist du auch so erschrocken?“ Er richtete sich auf.
Von Elias kam keine Reaktion.
Erst in diesem Moment fiel ihm auf, dass sich der Kleine die ganze Zeit über absolut ruhig verhalten hatte.
Eigenartig. Beunruhigend eigenartig.
Eine kurze Bewegung später leuchtete er Elias ins Gesicht. Der hing schräg in seinem Sitz, den Kopf auf den Rand gelegt.
Er konnte doch nicht schlafen! Aber da erkannte Matthias bereits die bläulich verfärbten Lippen, nahm das typisch keuchende Atemziehen des Kleinen wahr. Hören konnte er es in all dem Rauschen nicht.
Elias hatte einen Asthmaanfall und er hatte es nicht mitbekommen! Der Schreck darüber durchzuckte Matthias so heftig, dass er die Koordination über seine Muskeln verlor. Nur einen Moment, aber der reichte, dass ihm die Taschenlampe aus der Hand glitt, zu Boden fiel und wegrollte.
Aber das war jetzt egal. Hastig fuhr seine Hand in die Hosentasche. Das Notfallspray! Er riss die Kappe vom Sprühknopf, öffnete Elias' Mund, schob das Spray hinein und drückte auf den Knopf.
Nichts.
Er drückte erneut, sicher, nur nichts gehört zu haben.
Aber Elias regte sich noch immer nicht.
Verdammt! Matthias hastete nach vorn, stieß sich seinen Kopf an irgendetwas, fuhr zur Seite, bückte sich und fischte nach der Taschenlampe, sprang zu Elias und leuchtete ihm ins alarmierend blau angelaufene Gesicht, sah, dass der Kleine mühsam und sichtlich vergebens um Luft rang.
Erneut drückte er ihm das Spray in den Mund und presste mit aller Kraft den Sprühknopf, während er mit der anderen Hand die Taschenlampe hielt.
Jetzt konnte er es sehen. Nichts. Aus dem Spray kam nichts.
Verzweifelt drückte er wieder, fester, nochmal.
„Elias, atme!“
Das Spray war leer.
Er riss Elias aus der Rückentrage, in der er immer noch klemmte, schüttelte ihn.
Was hatte den Anfall ausgelöst? Die Fledermäuse? Ihr scharf riechender Kot etwa? Also raus hier!
Mit Elias auf dem Arm rannte er los, so gut und schnell er konnte. Dort drüben, er leuchtete kurz, ja, da klaffte dunkel die Öffnung zum Korridor, durch den sie gekommen waren. Eilig schlüpfte er hinein, achtete nicht darauf, ob er sich stieß, nur auf Elias sah er, der nun nicht einmal mehr nach Luft schnappte. Oh Gott, sie mussten raus hier, sofort!
Matthias wurde schneller. Einen Moment später war er an dem engen Durchgang, quetschte sich ohne Rücksicht auf sich selbst hindurch. Das Licht vom Höhlenausgang blendete ihn. Er rannte darauf zu, hinaus in die Sonne, sah gar nichts mehr, stolperte noch einige Schritte. Weg, nur weg hier.
Dann legte er Elias auf den Boden. Dessen Gesicht war dunkelblau. Er atmete nicht.
„ELIAS.“
Wieder das Spray.
Nichts.
Matthias drückte seinen Mund um Elias' Mund und Nase, gab einen Atemstoß.
Nichts. Elias' Bronchien waren völlig zu. Der Kleine war mitten in einem schlimmen Asthmaanfall und kam von alleine nicht wieder heraus.
„ATME.“
Matthias hob Elias hoch und schüttelte ihn. „VERDAMMT NOCH MAL, ATME.“ Er schlug ihm auf die Wange. „HÖRST DU? DU SOLLST ATMEN.“
Doch das Kind rührte sich noch immer nicht.
„ELIAS!“
Elias' siebter Geburtstag
„ H appy Birthday, Kleiner“, murmelte Matthias. „Dein siebenter Geburtstag.“ Er ging in die Hocke.
Das machte es jedoch nicht leichter. Warum nur kam er sich so bescheuert vor? Weil er beobachtet werden konnte? Er hob die Augen. Da drüben, ein Mann, und dort vorn zwei Frauen, die die Köpfe zusammensteckten. Niemand, der ausgerechnet ihn beachtete.
Hastig legte er den Beyblade ab und stand wieder auf. „Hoffentlich gefällt er dir. Ich war extra in einem Spielwarengeschäft und habe mich beraten lassen, womit Siebenjährige heutzutage spielen.“
Jetzt war es leichter. Er starrte kurz
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