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Flegeljahre am Rhein

Flegeljahre am Rhein

Titel: Flegeljahre am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ruland
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doch eigentlich Rebenheim die Schuld daran trägt, daß der Herr Doktor so schnell... und nie mehr... das ist ja nicht auszudenken! Balduin atmet erleichtert auf, als er sich einredet, daß seine Frau es niemals erfahren wird... Emma stickt.
    Auf dem Tisch liegen dreizehn Teilchen. Auf dem Tisch dampft Kaffee. Und Rosen duften da, lauter richtige rote Rosen... Frau Emma schüttelt dann und wann den Kopf. Einen Augenblick hält sie im Sticken inne. Dann geht es weiter.
    Aus dem Nebenzimmer tickt der flinke Gang der Kuckucksuhr.
    „Nicht traurig sein, mein Kind...!“
    Ja, Mama...
    Die „Letzte Rose“ erblüht traurig aus den Tasten. Für Emma ist es Herbst geworden.
    Auf der Straße pfeift jemand einen Schlager. Oberprimaner Gamaschke geht zum Rendezvous.

Noch ein Bier! Zum Schluß hat Krischan eine Idee

    Morgens, um zwanzig Minuten vor acht Uhr, schellt es. Jeden Morgen ruft die „Bimmel“ alle Schüler in die Klassen. Sie läßt sie wieder hinaus zu den Pausen, holt sie zu neuen Unterrichtsstunden. Tag um Tag. Sie dirigiert auch die Lehrer aus ihrem Zimmer. Den Kilian, den Balduin, den x 2 , den Schwamm, alle. Aber keiner ist ihr so folgsam wie Tithemi.
    Wenn Tithemi eine Stunde zu geben hat, Griechisch in der Oberprima zum Beispiel, steht er schon einige Sekunden vorher an der Tür, ist in der Klasse, ehe die Schelle mit ihrem flinken Klöppel der Messingglocke ein paar Schläge versetzt hat. Keiner ist ihr zuweilen so unfolgsam wie die Herren Oberprimaner. Vor allem, wenn sie zu den Deutsch-Stunden bei Schwamm ruft.
    Eine Woche ist vergangen, seit Balduin mit Knallerbsen und Stinkbomben in der Oberprima empfangen wurde. Die heutige Erdkundestunde verläuft ohne besondere Zwischenfälle.
    Es hat geschellt. Balduin kommt. Eine Blechrassel empfängt ihn. Ein paar Luftschlangen fliegen um seinen Kopf. Balduin liest aus seinen Blättchen vor, auf denen er den Unterrichtsstoff über Kanada für die heutige Stunde aus dickleibigen Büchern von Anno dazumal zusammengetragen hat. Balduin leiert seinen Text herunter und wird dabei noch oft gestört. Es liest tapfer und unbeirrt weiter. Balduin verschmiert am Ende der freudlosen Kanada-Reise das ganze Klassenbuch, weil im Tintenfaß ein Stück Kreide schwamm, das die ganze Tinte zu einer breiigen Masse gemacht hat. Es schellt. Die Stunde ist ohne besondere Zwischenfälle verlaufen...
    Es schellt zu e i n e r Stunde. Es schellt wieder, es schellt abermals. Tag um Tag. Eine weitere Woche vergeht. Bruno ist immer noch nicht dazu gekommen, den Civilis eine Lektion übersetzen zu lassen. Bruno mußte wieder erzählen. Davon und hiervon und so weiter, x 2 ist in letzter Zeit auffällig häufig mit Bruno zu sehen, x 2 trägt seit einigen Tagen besonders bunte Krawatten, betont elegante Hemden. Was mag nur los sein? Civilis kann es sich denken. Er schweigt aber und hat eine unsagbare Wut auf x 2 . Den Brief an Hilde hat Civilis noch immer nicht geschrieben. Aber, wie es heißt... Man wird abwarten müssen. Gamaschke weiß es auch noch nicht genau. In Liebesangelegenheiten hat er mit sich selbst genug zu tun. Bobby hat jüngst einen Witz erzählt, na — ich muß schon sagen! Gupp hat eine ganze Stunde lang darüber gelacht, und Sauerbrunnen hat vor Kichern seine Käsebrötchen vergessen. Willi II hat wieder vierundzwanzig Mark verdient. Krischans Haarmähne ist um einen Zentimeter länger geworden. Seine letzte lateinische Klassenarbeit bei Hoi ist „genügend plus“ ausgefallen...
    Es schellt zu neuen Stunden. Es schellt wiederum. Es schellt abermals. Tag um Tag. Und heute ist Donnerstag.
    Heute abend versammelt sich die Oberprima bei Theobald im „Vater Rhein“. Natürlich bekommt die Klasse wieder das Zimmer auf der ersten Etage. Selbstverständlich das Zimmer hofwärts. Straßenwärts könnte man zuviel hören. Es ist nicht besonders gut, wenn morgen alle Pauker wissen, daß die Herren Oberprimaner wieder Bier getrunken haben!
    Doktorchen — „Sprechstunden nur nach Vereinbarung“ — ist längst von seiner Reise zurück und für heute abend von der Oberprima eingeladen. Daß Doktorchen eingeladen ist, hat seinen guten Grund. Wenn es um „kleine, blonde Helle“ geht, sind Primaner Materialisten.
    Punkt halb neun ist die ganze Klasse versammelt. Gamaschke hält eine Rede, spricht eben vom Liebreiz kleiner Mädchen und vom Trinken. Anakreon hat schon getrunken. Horaz wußte auch einen guten Tropfen zu schätzen. Und sowieso, die ganzen Herren von der klassischen

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