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Flehende Leidenschaft

Flehende Leidenschaft

Titel: Flehende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Johnson
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Hilfe rufen.«
    Um seine Macht zu demonstrieren, hielt er sie noch eine Weile fest, ehe er ihren Wunsch erfüllte. »Allzulange warte ich nicht mehr, Madam.«
    »Sie müssen sich wohl oder übel gedulden, bis es mir angenehm ist!« fauchte sie – unfähig, ihren Zorn zu verhehlen.
    »Nun, wir werden sehen.« Seine grauen Augen funkelten eisig.
    »Allerdings!« bestätigte sie und eilte an ihm vorbei zum Ausgang, ohne zu bedenken, daß ihre Kutsche womöglich noch nicht vorgefahren war. Oh, dieser verdammte Engländer, dachte sie, der Teufel soll Godfrey und den aalglatten Queensberry holen … Wie sie diese gewissenlose Bastarde haßte!
    Am nächsten Abend schrieb sie gerade einen Brief an ihre Kinder, als Johnnie den Salon betrat. Es überraschte sie, ihn im ersten Stock zu erblicken. Trotz seiner raschen Genesung war er immer noch etwas schwach auf den Beinen. Lächelnd musterte sie ihn über ihren zierlichen Schreibtisch hinweg. »Oh, du hast drei Treppenfluchten geschafft!«
    »Wie du siehst.«
    »Bist du reisefertig?« fragte sie und betrachtete seinen rostroten Ledermantel, das schimmernde Schwert an seiner Seite.
    »Die anderen müssen noch einiges erledigen. Sobald sie zurückkommen, brechen wir auf, und wenn es dunkel wird, segeln wir los.« Er setzte sich ihr gegenüber auf ein Sofa. »Vorher wollte ich dir noch einmal danken.«
    »Keine Ursache – es war mir ein Vergnügen, Queensberry und Godfrey eins auszuwischen.«
    »Robbie hat mir erzählt, du willst uns nicht nach Holland nachkommen.«
    Ehe sie antwortete, legte sie ihren Federkiel beiseite und faltete die Hände auf der intarsierten Tischplatte. »Wegen der Kinder darf ich’s wohl kaum in Betracht ziehen – und wenn ich vernünftig wäre, sollte ich nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden. Er ist viel zu jung. Und ich habe mich ohnehin schon lächerlich gemacht …«
    »Vielleicht hätte ich dir vor einem Jahr zugestimmt. Damals kannte ich das Glück, das weit über gelegentliche Sinnenfreuden hinausgeht, noch nicht. Großer Gott, Roxie, gerade wir beide müßten doch wissen, worin der Unterschied zwischen amour und Liebe besteht. Das eine haben wir jahrelang praktiziert, dem anderen sind wir geflissentlich ausgewichen.«
    »Ein Mann in deinen Kreisen hat’s viel leichter. Jederzeit kann er sich eine jüngere Frau nehmen. Aber eine Frau, die einen wesentlich jüngeren Mann heiratet, wird verhöhnt.«
    »Darüber müßte die kosmopolitische Gräfin Kilmarnock doch erhaben sein. Aber sei unbesorgt. Sobald wir Queensberry unseren Besitz wieder entrissen haben, werde ich Robbie helfen, dich zu verteidigen, und stopfe allen Spöttern den Mund.«
    »Aber die Kinder werden unter dieser Situation leiden.«
    »Meinst du die Kinder, die ich kenne? Die in den letzten zehn Jahren die Geduld und Ausdauer zahlloser Gouvernanten und Lehrer auf eine harte Probe stellten? Eigentlich sind sie mir nie besonders empfindsam erschienen.«
    »Soll das heißen, du hältst sie für hartgesottene Bälger?« fragte sie lächelnd.
    »Genau. Deshalb bin ich immer so gut mit ihnen ausgekommen.«
    Ein kurzes Schweigen entstand. Dann beugte sie sich vor und sagte zögernd: »Robbie möchte mich tatsächlich heiraten.«
    »Das weiß ich.« Nur zu gut verstand der Mann, der erst seit kurzem das Wunderland der Liebe erforschte, Roxanes Angst.
    »Natürlich versuche ich, ihm das auszureden. Aber er hört nicht auf mich.«
    »Weil er dich liebt, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als dich zu heiraten. Und da du seine Gefühle erwiderst, mußt du einwilligen.«
    »Hier spricht ein Fachmann.«
    »O ja. Gib’s doch zu! Seit James’ Tod bist zum erstenmal wieder richtig glücklich.«
    Sie nickte, und ihre violetten Augen schimmerten im Kerzenlicht. »Aber mein Gewissen plagt mich – denn die Erinnerung an James tut nicht mehr weh … O Gott, ich bin so verliebt wie damals, mit sechzehn Jahren.«
    »Und ich kenne die Liebe erst, seit ich Elizabeth begegnet bin.«
    »Vorher ranntest du allen Frauen davon, die Wert auf eine engere Beziehung legten …«
    »Bin ich dir etwa davongerannt?«
    »Nein, aber ich habe dich ja auch nicht verfolgt.«
    »Deshalb verstanden wir uns so gut.«
    »Ja, Johnnie, es war ein amüsantes Spiel.«
    »Auch dafür danke ich dir«, erwiderte er leise. »Ich habe deine Freundschaft sehr genossen – ebenso, wie ich dich als Schwägerin schätzen werde. Übrigens, du solltest dich allmählich um dein Brautkleid kümmern. Robbie will sich

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