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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Baeuerlein
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in Wurzeln und Blätter stecken, in Zellulose verpackt, interessieren uns nicht. Wiederkäuer dagegen besitzen eine Art Fermentationskammer in ihren Bäuchen, den Pansen, in dem Bakterien Zellulose zerlegen. Der PH-Wert des Pansens einer gesunden Kuh ist normalerweise neutral. Zu einer Zellulose-Diät passt das hervorragend. Getreide ist dort, gelinde gesagt, fehl am Platze.
    Gras ist für das Rind ein gesunder Snack und Leckerbissen, stärkehaltige Getreidekörner aber verderben der Kuh buchstäblich den Magen. Der Landwirt und ehemalige Redakteur des Magazins The Ecologist Simon Fairlie nennt in seinem Buch » Meat: A Benign Extravagance« die Rindermast-Industrie der USA deshalb »eines der größten Schlamassel der jüngeren Geschichte«: ⁵⁶ Statt Rinder das tun zu lassen, was sie in der Vergangenheit so wertvoll für die Menschen gemacht hat – für Menschen unverdauliche Pflanzen in Fleisch umwandeln –, gibt man ihnen Futter, das sie schlecht verdauen können und das sie krank macht. Und statt Wiederkäuer auf Gebieten weiden zu lassen, die für Landwirtschaft sowieso nicht geeignet sind, baut man unter enormen Kosten für die Umwelt Futterpflanzen an. Das Ziel der Fütterung ist nun mal der maximale Zugewinn an Mas se – und das geht mit Kraftfutter aus Getreide besser als mit Gras. Die Tiere sollen jede Portion Futter in möglichst viel Fleisch umwandeln, denn nur dann bringen sie den Farmern gute Gewinne. Die Gewinnmargen in der Fleischindustrie sind schmal.
    Wenn Kühe Getreide verdauen, erzeugen sie eine unnatürliche Säure. Nicht sofort: Zunächst bewirkt das Getreide, dass die Tiere schneller wachsen und Fleisch ansetzen. Ein netter Effekt für den Produzenten, aber unangenehm für die Kuh, die davon ernsthaft krank werden kann – und auch für den Konsumenten. Denn die übersäuerte Umgebung schafft ein angenehmes Klima für Parasiten und Bakterien, die sich ohne weitere Umstände im Verdauungssystem der Kuh festsetzen. Nicht nur, dass man sich fragen muss, wie gesund für Menschen das Fleisch einer kranken Kuh ist. Die Ausscheidungen eines solcherart gefütterten Tiers können mit für den Menschen gefährlichen Bakterien belastet sein, wie der berühmt-berüchtigte Stamm E. Coli 0157:H7. Infektionen mit diesen Bakterien verursachen Durchfall, ältere Menschen und Kinder können daran sogar sterben. Besonders in Ländern mit hoch entwickelter Landwirtschaft und Massentierhaltung treten solche Infektionen immer häufiger auf. In den USA gibt es deswegen immer wieder Todesfälle, und auch in Deutschland erkranken immer mehr Menschen auf diese Weise. ⁵⁷ Ohne die Paniktrommel rühren zu wollen (auch dafür gibt es bereits andere Bücher): Massentierhaltung birgt ein sehr reales Risiko für Pandemien, was längst nicht nur für Kühe gilt – siehe Schweine- und Vogelgrippe. ⁵⁸
    Es ist schwierig, Kühe unter diesen Umständen – unnatürliches Futter, dazu wenig Platz und kaum Auslauf, Bedingungen, die in der Massentierhaltung üblich sind – gesund zu halten. Aber auch tote Tiere kosten den Landwirt Geld. Ohne Antibiotika ist Massentierhaltung deshalb kaum vorstellbar. Zwar dürfen sie theoretisch dem Gesetz nach in Deutschland nicht, wie in anderen Ländern üblich, gleich vorbeugend verabreicht werden – faktisch lässt sich das schlecht kontrollieren. Rückstände der Antibiotika bleiben im Fleisch der Tiere zurück, landen in unseren Mägen und sorgen dafür, dass Antibiotika gegen immer mehr Krankheitserreger nicht mehr wirken können.
    Natürlich hätten Kühe und Menschen dieses Problem gar nicht erst, wenn man Rinder einfach Gras fressen ließe. Das hat schon nach einigen Tagen eine positive Wirkung: Ein Mikrobiologe des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums hat festgestellt, dass eine Kuh, die in den letzten Tagen vor der Schlachtung nur noch Heu frisst, 70 Prozent weniger E. coli-Bakterien in ihren Ausscheidungen aufweist.⁵⁹ Was eigentlich niemanden überraschen sollte, wenn man bedenkt, dass das nun einmal die natürliche Nahrung dieses Tieres ist.
    Kommen wir auf die Rechnung am Anfang zurück. In einem wichtigen Punkt hat sie ja durchaus Recht: Energetisch gesehen ist Getreidefütterung die reinste Verschwendung. Völliger Wahnsinn, wenn man es richtig bedenkt: Rinder, Schweine und Hühner werden per Getreide- und Soja-Diät zu direkten Nahrungskonkurrenten des Menschen gemacht. Das macht Tiere zwar schnell groß und dick, hat aber seinen Preis. Die Umwandlung von

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