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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Baeuerlein
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das nur Gras gefressen hat, schmeckt anders – besser, meinen manche, süßlicher oder sogar leicht grasig. Die Formel »Du bist, was du isst« gilt eben für alle Lebewesen. Sicher, so viele Wiesen, um für jeden Erdenbürger Homer-Simpson-Bedarfsmengen an Rindfleisch herzustellen, gibt es auf der ganzen Welt nicht. Aber diese Mengen müssen wir uns ohnehin abgewöhnen. Positiver Nebeneffekt: Weniger Tierleid, eine bessere Fleischqualität und weniger Krankheiten. Gesundheitliche Probleme wegen Fleischentzugs müsste deshalb niemand erleiden: Würden alle Amerikaner nur noch Fleisch aus Grasfütterung essen, wäre die Versorgung mit Fleisch – den gängigen Ernährungsempfehlungen entsprechend – mehr als ausreichend gewährleistet, erklärte David Pimentel, Professer der Ökologie und Landwirtschaft an der Cornell Unversität, in seinem Bericht »Livestock Production: Energy Inputs and the Environment«. ⁶²
    Auch für Schweine gibt es eine bessere Lösung als das verbreitete Kraftfutter. In der Nahrungsmittelindustrie wird die Hälfte weggeschmissen. Statt diese aufwendig produzierten Lebensmittel sinnvoll zu verwerten, landen sie in Müllsäcken und müssen kostenaufwendig entsorgt werden. Bekämen die Schweine, die jetzt eine Getreide- und Sojaschrotdiät futtern, stattdessen das, was wir ohnehin wegwerfen, wären zwei große Probleme auf einmal gelöst. Das ist weniger unrealistisch, als es vielleicht klingt. Simon Fairlie hat ausgerechnet, dass allein die USA mit ihren ganz alltäglichen Küchenabfällen 800 000 Tonnen Schweinefleisch erzeugen könnten, also ein Sechstel unseres gesamten Fleischkonsums.
    Die Logik der Fleischgegner gegen alles Fleischliche auf dem Teller greift intuitiv sehr leicht, da der einzige Ort, an dem der durchschnittliche Konsument mit Lebensmitteln in ihrer natürlichen Umgebung in Berührung kommt, der Basilikumtopf auf dem Fensterbrett ist. Kaum ein Supermarktkunde weiß, welche Gemüse-, Getreide- und Obstsorten genau dort, wo er wohnt, wachsen können. Eine der größten Absurditäten des bestehenden Systems, das die Hersteller von Lebensmitteln und unsere Kochtöpfe miteinander verbindet, ist die Tatsache, dass wir ständig Dinge essen, die aus allen Teilen der Welt zu uns gekarrt werden. Ein Sack Hirse aus China aber ist gegenüber dem Steak, dessen Lieferant auf der Weide nebenan gestanden hat, nicht automatisch die umweltfreundlichere Alternative. Eine Studie der britischen Cranfield University hat festgestellt: Würden die Briten statt der Rinder und Lämmer, die auf ihrer eigenen Insel gezüchtet werden, Fleischersatzprodukte wie Tofu essen, müssten sie dafür auf Soja und andere Hülsenfrüchte zurückgreifen, die im Ausland produziert werden. Dafür müssten Ackerflächen geschaffen werden – auf Kosten der dortigen Wälder. Mal abgesehen davon, dass es viel Energie kostet, Sojabohnen in vegetarische Würstchen und fleischlose Hackbraten zu verwandeln. Diese Zusammenhänge sind nicht bekannt, was sicher auch daran liegt, dass sie sich schlecht in einen Slogan wie »Eat Meat And Die« packen lassen.
    Pflanzenfressende Tiere können auch da weiden, wo Weizen und Äpfel keine Chance haben. Ein großer Teil des Graslandes, das es in Deutschland noch gibt, ist nur deswegen kein Ackerland, weil der Standort sich nicht eignet – wegen zu hohen Niederschlags etwa oder weil das Gelände zu stark abfällt. Es ergibt also auch ökonomisch Sinn, Tiere dort weiden zu lassen. Aus Sicht der Natur sind Wiesen ohnehin die bessere Variante zum Feld, weil sie statt einer Fläche, die mit einer einzigen Pflanze bedeckt ist, ein vielfältiges Ökosystem hervorbringt. Wiesen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen und gewährleisten eine hohe Biodiversität. Sie bieten also nicht nur den Rindern und Schafen, die darauf grasen, Lebensraum, sondern auch wilden Tieren.
    Rinder und Schafe können Gras in Fleisch verwandeln und Schweine bringen den gleichen Trick mit Abfall fertig. Und Hühner picken sowieso alles auf, was sie in ihre Schnäbel bekommen können. Nebenbei produzieren sie kostenlosen Dünger. Innerhalb eines so geschlossenen Systems kann alles auf einen Nenner gebracht werden: Tierschutz, Umweltschutz, Fleischqualität. Landwirt und Autor Simon Fairlie schätzt, dass die Welt in einem nachhaltigen System auf etwa die Hälfte des Fleisches verzichten müsste, das sie jetzt verbraucht.
    Die Hälfte. Das klingt eigentlich ganz machbar, oder? Ganz nebenbei bekämen wir so ein

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