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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Baeuerlein
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nicht darum, dass die unverbesserlichen Fleischkonsumenten an allem schuld sind. Sondern darum, dass wir uns an ein landwirtschaftliches System gewöhnt haben, dessen angenehmer Vorteil darin besteht, dass es schnell viel billige Nahrung produziert, und dessen sehr unangenehme Schattenseite ist, dass es sich selbst den Boden unter den Füßen wegzieht. ⁴⁷
    Und genau das ist der Grund, aus dem eine rein pflanzliche Ernährung, die auf dem gleichen System basiert wie die Fleischproduktion, die Probleme, die unsere Nahrungsmittelherstellung produziert, nicht lösen kann. Die FAO drückt es recht drastisch aus. Die klare Ansage ihres Weltagrarberichts lautet: Weitermachen wie bisher ist keine Option mehr. ⁴⁸ Nur eine nachhaltige Landwirtschaft könne den Hunger einer wachsenden Weltbevölkerung decken, Armut bekämpfen und Ressourcen schützen, meint Shivaji Pandey, FAO-Direktor der Abteilung Pflanzenproduktion – und Schutz. ⁴⁹
    Der weitaus größte Teil der globalen Landwirtschaft aber wird diesem Anspruch nicht gerecht. Nicht nur, dass sie Energie verschwendet und die Grundlagen ihrer Existenz zerstört, indem sie die Böden ruiniert, Wasserreserven aufbraucht und die Umwelt vergiftet. Sie ist dabei auch noch ineffizient. Die gewaltigen Ernten, die sie Jahr für Jahr einfährt, gehen bereits zurück, weil dieses System sich nicht endlos fortsetzen lässt. Mehr und mehr Energie ist nötig, um die gleichen Ergebnisse zu erzielen, weil die Böden erschöpft sind und die gewaltigen Monokulturen, in denen die wichtigsten Pflanzen wie Mais, Gerste, Weizen, Soja wachsen, gegen Schädlinge so anfällig sind, dass immer mehr Dünger und mehr Gift verteilt werden muss. Die USA verbrauchen heute zehn Mal mehr Energie für die Produktion von Lebensmitteln, als letztlich in Form von Kalorien für sie herausspringt. Gleichzeitig werden wir 2050 doppelt so viele Lebensmittel brauchen, damit alle Menschen, die dann leben werden, etwas in die Bäuche bekommen. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Erträge eigentlich wachsen müssten, gehen sie aber zurück. ⁵⁰ Die Welt auf eine vegetarische Ernährung umzustellen, würde das System nicht ändern, sondern nur einen besonders destruktiven Teil des Systems abschaffen. Der Rest aber bliebe bestehen. Das grundlegende Problem wäre damit nicht gelöst, sondern lediglich auf später verschoben.
    Anders, als PETA es gerne hätte, ist bisher nur Landwirtschaft mit Tierprodukten wirklich nachhaltig. Wenn ein Landwirt Tiermist auf seinen Feldern ausbringt, machen Bodenlebewesen sich an die Arbeit. Der Mist wird zersetzt, Regen und Bewässerung lassen die Nährstoffe in den Boden absinken, wo die Wurzeln von Pflanzen sie aufnehmen können. Im Klartext: Was die Kuh fallen lässt, ist ein natürlicher Dünger. Jeder Landwirt weiß das. Die meisten Gärtner auch. Der grünflächenlose Durchschnittsbürger hat wenig bis gar keine keine Ahnung. Und hat Werbeversprechen wie der des Tofuherstellers Vianas wenig entgegenzusetzen: »Wussten Sie, dass für die Erzeugung von einem einzigen Kilo Fleisch 20 000 Liter wertvolles Trinkwasser verbraucht werden? Das ist ein ganzer Swimmingpool! Ein Kilo Viana Veggie Hack oder Viana Tofu braucht nur ca. 11,5 Liter Trinkwasser.« ⁵¹
    Das klingt, als würden Tiere Wasser aufsaugen und es anschließend nie wieder hergeben. Würde das stimmen, hätten wir die Wasservorräte der Welt bald ausgetrunken. Tiere funktionieren in dieser Hinsicht aber genau wie Menschen: Sie nehmen Flüssigkeit auf und scheiden sie auch wieder aus.
    Zur Erinnerung: Ein Bauernhof mit Tieren produzierte früher kaum Abfälle. Tiere fraßen die Überreste der Ernte und produzierten dabei natürlichen Dünger, der wiederum auf den Äckern ausgebracht wurde – im Idealfall ein gut funktionierender Kreislauf. »Eines der auffallendsten Dinge, die Mastanlagen für Tiere tun, ist … diese elegante Lösung zu nehmen, und sie fein säuberlich in zwei neue Probleme aufzuteilen: Ein Fruchtbarkeitsproblem des Bauernhofs (dem man mit chemischen Düngemitteln beikommen muss), und ein Verschmutzungsproblem in der Mastanlage (dem man selten überhaupt beikommen kann)«, schreibt Michael Pollan. Die Fleischindustrie produziert so viel Gülle, das niemand so recht weiß, wohin man sie noch kippen kann. Die Niederlande ⁵² etwa, eine Hochburg der Massentierhaltung, verzeichnen einen derartigen Gülleüberschuss, dass es im ganzen Land nicht genug Ackerfläche gibt, um diese noch als

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