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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Baeuerlein
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Beweidungsmethoden unterstützt. ⁶⁷
    Dieser dritte Weg also schafft fruchtbare Böden, bindet Treibhausgase, macht Tierschützer, Tiere und Fleischesser gleichermaßen glücklich. Zu gut, um wahr zu sein? Mancher mag Weiden- und Grasfütterung als ineffzient bezeichnen, weil mittels dieser Methoden niemals die gleichen Mengen Fleisch produziert werden wie durch die gute alte Massentierhaltung. Aber wie ergiebig ist das jetzige System wirklich? Die Anwort auf diese Frage hängt davon ab, wie man Effizienz definiert. Ich bin der Meinung: Ein System, das den Planeten zerstört, als effizient zu bezeichnen, ist ein wenig kurz gedacht.

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    Was Wurst und Käse gemeinsam haben
    Die meisten Bauernhöfe sind deprimierend anzuschauen. Mit den hübschen Bildern aus Kinderbüchern, mit Fachwerkhäusern, glücklichen Hühnern und Kühen haben die Betriebe, die ich bisher gesehen habe, sehr wenig zu tun. Trotzdem wird diese vermeintliche Idylle auf Schinken- und Wurstpackungen abgebildet. »Die Aufmachung steht also oft im krassen Widerspruch zum Inhalt«, warnt die nordrhein-westfälische Verbraucherzen trale. Man kann die Hersteller verstehen. Dicht gedrängte Schweine in kleinen Boxen, mit Kot überzogene Rinder: Das macht sich nicht gut als Kaufanreiz.
    Die falsche Idylle setzt sich in der Namensgebung fort. Da liegen etwa Hähnchenteile der Marke »Bauernglück« in den Kühlregalen einer Discounter-Kette. Ein bilderbuchhübsches Bauernhaus ist auf dem Etikett zu sehen. Davor eine grüne Wiese. Gefroren kostet das Kilo Bauernglück um die zwei Euro. Ein Zugeständnis an den Verbraucher, für den es nun einmal angenehmer ist, ein glückliches Huhn von der Wiese zu braten, als ein Tier, das in seinem kurzen Leben nie ein Bauernhaus gesehen hat – geschweige denn eine Wiese.
    Die Hersteller wissen natürlich, warum sie für ihre Produkte Namen wählen, die idyllische, fröhliche Assoziationen hervorrufen: Erlenhof, Birkenhof, Landliebe. Eigentlich sind diese Markennamen dreiste Lügen, die nur bei einer Kundschaft durchgehen können, die es nicht besser weiß – oder vielleicht auch nicht so genau wissen will. Wer möchte schon, wie Foodwatch-Chef Thilo Bode, im Supermarkt nachfragen, ob der Name des Fleischlieferanten hält, was er verspricht? Es herrscht ein stillschweigendes Übereinkommen zwischen Hersteller und Kunden. Der eine bedient das Bild, das der andere haben möchte. Beide wissen es eigentlich besser.
    Die falsche Idylle wird natürlich nicht nur bei Fleischproduk ten suggeriert, sondern auch bei Milch, Eiern und Käse. Lachen de Kühe und Hühner, Fachwerkhäuser, die ganze Palette. Mit der Wirklichkeit hat das nichts zu tun – im Gegenteil. Die Milch- und Eierindustrie hat nachtschwarze Seiten, die der Fleischindustrie allzu oft in nichts nachsteht. Trotzdem gilt Vegetarismus als tierfreundliche Ernährungsweise. Angesichts der Realität, die Hühner und Kühe erleben, ist das bestenfalls ein schöner Traum, schlimmstenfalls bewusste Ignoranz.
    »Wir sind urbane, industrialisierte Menschen, und wir kennen die Ursprünge unseres Essens nicht. Das schließt auch Vegetarier ein, obwohl sie die Wahrheit beanspruchen. Es hat auch mich zwanzig Jahre lang eingeschlossen. Jeder, der Fleisch kaufte, war ein Leugner, nur ich hatte den Fakten ins Gesicht gesehen. Sicherlich, die meisten Menschen, die Fleisch aus Massentierhaltung konsumieren, haben niemals nachgefragt, was dafür gestorben ist und wie. Aber, offen gesagt, die meisten Vegetarier auch nicht«, schreibt Lierre Keith.
    Wer glaubt, Vegetarismus klammere das Leiden von Tieren automatisch aus, betreibt Augenwischerei. Der einzige wirklich relevante Unterschied zwischen einem industriell erzeugten Stück Käse und einem Stück Wurst besteht darin, dass für den Käse das Tier nicht sofort sterben musste, sondern ein paar Jahre lang leben durfte – unter Bedingungen allerdings, die es fraglich machen, wie viel besser das Schicksal der Kuh gewesen ist, die ihr Leben als fleischgewordene Milchfabrik im Stall verbringen durfte. In Veganerkreisen läuft Milch unter dem Stichwort »Liquid Meat«. Und das hat, bei aller Plakativität, durchaus seine Berechtigung.
    Autor und Landwirt Simon Fairlie war selbst einmal Vegetarier. Ähnlich wie Lierre Keith stellte er seine Ernährungsweise in dem Moment infrage, als er dem Ursprung seiner Nahrungsmittel näher kam – so nah wie jemand, der mit Tieren zusammenlebt.
    »Ich fing wieder an, Fleisch zu essen, als ich aufs

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