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Fleisch essen, Tiere lieben

Titel: Fleisch essen, Tiere lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theresa Baeuerlein
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amerikanische Statistiker Russell Smith in einer Vergleichsstudie herausgefunden hat, kaum wissenschaftliche Beweise. ⁹³ Einer der wenigen Belege ist eine Langzeitstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums, die zeigte, dass Menschen, die gar kein oder wenig Fleisch essen, länger leben als der Durchschnitt der Bürger. ⁹⁴ Was aber, wie die Forscher feststellten, wahrscheinlich gar nicht am Verzicht auf Steaks und Parmaschinken lag, sondern daran, dass die Vegetarier insgesamt bewusster lebten, sich mehr bewegten, nicht rauchten und weniger Alkohol tranken. Steaks an sich sind keine Sargnägel, daran ändert auch die Hysterie um gesättigte, also vor allem tierische Fette nichts, vor denen auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung lange warnte. Das gilt übrigens auch für die Annahme, fettarme Mahlzeiten seien gesünder. Es kommt immer auf die Menge an. Fast alles, was maßlos verdrückt wird, schadet. Ein Waschbecken voller fettarmer Cracker richtet mehr Ärger im Körper an als ein normales Salamibrot. Letzteres wird zu Unrecht als arterienverklebender Dickmacher behandelt.
    Eine weitere, langjährige Studie zum Thema fettarmer Ernährung, die im Rahmen der Nurses’s Health Study der Universität Harvard durchgeführt wurde ⁹⁵ , hat gezeigt, dass Frauen, die sich fettarm ernährten, weder seltener unter Brustkrebs oder Darmkrebs noch Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten. Die fast 50 000 fettarm ernährten Frauen, die für die Studie beobachtet wurden, waren noch nicht einmal dünner als Frauen, die normal aßen – im Durchschnitt wogen sie das Gleiche. Walter Willett, Vorsitzender der Abteilung für Ernährung an der Harvard School of Public Health, sagte über die längste und umfassende Studie hinsichtlich von Diäten und Ernährungsweisen, die jemals durchgeführt wurde (mit Daten von über 300 000 Teilnehmern), dass die Ergebnisse eindeutig im Widerspruch zu der weithin verkündeten Fettarm-ist-gesund-These standen. ⁹⁶ Im Gegenteil: Die Verkündung des Low-Fat-Dogmas in den USA fällt sogar mit einem Anstieg der Fettleibigkeitsraten zusammen. »Unsere Cholesterinwerte sind gesunken, wir rauchen weniger, und trotzdem treten Herzkrankheiten nicht, wie wir erwartet haben, weniger auf.« ⁹⁷ Mittlerweile weiß man: Der Körper stellt den größten Teil, etwa 80 Prozent, seines Cholesterins selbst her. Und einige Lebensmittel, die dem fettarmen Dogma entsprechend echte Todesmittel sein müssten, sind sogar gesund, wenn man sie in ihrer Gesamtheit betrachtet: Entscheidend ist das Verhältnis von »gutem« und »bösem« Cholesterin. Man nimmt an, dass »gutes« HDL-Cholesterin vor Herzinfarkten schützen kann, indem es Arterienverkalkungen verhindert, während das »böse« LDL-Cholesterin sie fördert, indem es sich gemeinsam mit anderen Stoffen an den Wänden von Blutgefäßen anlagert und sie verengt. HDL bedeutet »High Density Lipoprotein«, »LDL« entsprechend »Low Density Lipoprotein«. ⁹⁸ Manche fetten, tierischen Lebensmittel haben so hohe HDL-Werte, dass sie die Cholesterinwerte des Konsumenten positiv beeinflussen können. »Wenn Sie die Zahlen ausrechnen, kommen Sie zu dem surrealen Ergebnis, dass Sie Schmalz glasweise essen können und Ihr Risiko für Herzkrankheiten dabei vermutlich senken«, schrieb Gary Taubes in seinem Artikel »What if it’s all been a big fat lie?« (»Was, wenn es alles eine dicke fette Lüge war?«) in der New York Times. ⁹⁹ Tatsächlich basiert die These, nach der Schweineschmalz und Butter unsere Cholesterinspiegel nach oben treiben, auf einem unlogischen Experiment des russischen Arztes Nicolai Anitschkow. Der Mann fütterte vor fast hundert Jahren pflanzenfressende Tiere mit großen Mengen tierischen Cholesterins. Darauf enwickelten diese Tiere Arteriosklerose, verkalkte Arterien also, die zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen können. ¹⁰⁰ Da wir aber keine Kaninchen sind, sondern Menschen und damit Allesfresser, kann uns eigentlich egal sein, wie Tiere, die von Natur aus kein tierisches Cholesterin zu sich nehmen, darauf reagieren. Wissenschaftlich sind Anitschkow und seine geistigen Nachfolger längst vielfach widerlegt. Trotzdem hält sich die Idee, wir müssten Olivenöl statt Schmalz zu uns nehmen, um unsere Arterien zu retten.
    All der fettarme Käse, all die dünnen Joghurts und pflanzlichen Aufstriche helfen Menschen mit erhöhtem Cholesterinspiegel herzlich wenig. In meinem Elternhaus kamen jahrelang nur fettarme Käse

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