Fleisch essen, Tiere lieben
die Gesundheit haben kann, besonders in Bezug auf die Förderung von Krankheiten (…) die theoretische Untermauerung der altsteinzeitlichen Ernährung ist stabiler als die irgendeines anderen gesundheitsfördernden Ernährungsschemas.« ¹⁰⁵
Wer ganz auf Fleisch und tierische Produkte verzichtet, wird wahrscheinlich viele Kohlenhydrate essen. Genau das ist aber alles andere als gesund. Den Trend, eine eher fett- und eiweißhaltige Nahrung mit eher kohlenhydratreichem Essen zu ersetzen, gab es, wie so viele Modeerscheinungen, in den USA schon, bevor er nach Deutschland geschwappt ist. Interessanterweise ging dort die Kampagne für eine fettarme Ernährung ausgerechnet mit der Zunahme zweier äußerst krankhafter Erscheinungen in der Bevölkerung einher: Übergewicht und Diabetes. Eine Harvard-Studie fand heraus, dass eine kohlenhydratbasierte Ernährung zu Gewichtszunahme führen kann. ¹⁰⁶ Demzufolge stören einfache Kohlenhydrate den Insulinstoffwechsel in einer Weise, dass der Körper mehr Fett speichert. Mit anderen Worten: Selbst wenn man wenig Fett isst, aber viele einfache Kohlenhydrate, nimmt man dennoch zu.
Aber selbst komplexe Kohlenhydrate, die in Vollkornbrot und Nudeln stecken, sind nicht unbedingt die Heilsbringer, als die sie oft verkauft werden. Alle Kohlenhydrate sind letztlich Zucker. Und Zucker wird beim Verdauen in Glukose umgewandelt. Bei Haushaltszucker geht das schneller, bei Hirsebrei langsamer. »Es gibt nur einigermaßen akzeptable und schreckliche Zucker«, schreibt der amerikanische Arzt und Autor Michael Eades. Der Unterschied zwischen einfachen und komplexen Kohlenhydraten liegt darin, dass es sich in dem einen Fall um einzelne Moleküle handelt, in dem anderen um Molekülketten. Die Zuckermoleküle in Getreide sind Polysaccharide, bestehen also aus mehreren Molekülen. Die vermeintlich gesünderen Zucker zerlegt der Körper aber auch wieder in einfache Moleküle. Was also bei dem Verdauungsprozess eines Vollkornbrots oder einer Handvoll Gummibärchen herauskommt, ist das Gleiche – Glukose, Einfachzucker.
Eine gewisse Zeit nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit steigt der Glukosegehalt in unserem Blutkreislauf rapide an, und die Bauchspeicheldrüse schüttet große Mengen Insulin aus, um der überschüssigen Glukose Herr zu werden. ¹⁰⁷ Das Hormon Insulin aber ist für die Fettspeicherung im Körper verantwortlich. Es wird deswegen auch das »Masthormon« genannt. Insulin zieht die Glukose aus dem Blut. Ein Teil der Glukose wird in Glykogen, eine Stärke, umgewandelt, und in Leber und Muskeln gespeichert. Der Körper kann aber nur eine gewisse Menge Glykogen auf diese Weise verstauen. Der Rest wird zu Körperfett. Bei übergewichtigen Menschen ist der Insulinspiegel im Blut ständig erhöht. Der Spruch »Fett macht fett« gilt nicht mehr. Die Kombination aus Fett und Kohlenhydraten ist der echte Dickmacher. Fett allein ruft keine Insulinausschüttung hervor und wird deswegen auch nicht als Körperfett gespeichert. Eine stark auf Kohlenhydraten basierende Diät lässt den Blutzuckerspiegel auf ungesunde Weise immer wieder fallen und ansteigen, was zu schweren Krankheiten führen kann. Diabetikern fehlt Insulin, weswegen sie es spritzen müssen. Bei den einen, den Typ-I-Diabetikern, ist diese Fehlfunktion des Körpers angeboren. Bei den anderen entsteht sie erst im Laufe des Lebens – beispielsweise, wenn sie sich zu viele Kohlenhydrate zuführen. Eine der Nebenwirkungen der fettarmen Diäten ist, wie sich mittlerweile zeigt, ein Anstieg beim Typ-II-Diabetes. Zu viel Zucker im Blut bringt die Bauchspeicheldrüse dazu, immer mehr Insulin auszuschütten, und das kann sie auf Dauer ernsthaft schädigen.
Einige Wissenschaftler glauben, dass Kohlenhydrate sogar süchtig machen können – so süchtig wie Zigaretten. Wie bei anderen Süchten konsumieren Kohlenhydratsüchtige große Mengen ihres Stoffs und können damit kaum aufhören, obwohl sie es eigentlich besser wissen. Dieses Verhalten ist wirklich spezifisch für Kohlenhydrate. Menschen mit Liebeskummer und Berufsfrust sieht man eher selten über einen Block Butter oder einen Berg Steaks herfallen – in solchen Lagen bringen kohlenhydratreiche Sachen Befriedigung, also Eis, Schokolade oder auch Nudeln. Von diesen kann man schier endlos viel in sich hineinstopfen. Schon mal versucht, ein gebrochenes Herz mit Gouda zu trösten? Es geht nicht.
Wie stark das Verlangen nach Kohlenhydraten sein kann, zeigt eine Untersuchung
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