Fleisch essen, Tiere lieben
die wir an Tiere verfüttern, zahlen. »Wie wir gesehen haben, ist für die Produktion von Getreide die Rodung von Wäldern, das Pflügen von Prärien, die Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Zerstörung der Humusschicht nötig. In den meisten Teilen der Erde wird das niemals nachhaltig sein, und wo es doch so sein könnte, ist eine Wechselwirtschaft mit Tieren auf Weiden nötig. Es ist lächerlich bis an die Grenze des Wahnsinns, dieses welt-zerstörende Getreide zu nehmen und es einem Wiederkäuer zu verfüttern, der sich problemlos in diesen nun zerstörten Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten hätte ernähren und dabei noch die Humusschicht und Artenvielfalt hätte aufbauen können«, schreibt Lierre Keith.
Das ist alles ist richtig. Dennoch ist der Schluss, weniger Fleischkonsum bedeute automatisch weniger Hungerleiden, eine viel zu einfache Rechnung. In ihrer Logik erinnert sie fatal an die altbekannte Mahnung der Eltern am Esstisch, das Kind solle sein Gemüse aufessen, denn in Afrika hätten die Kinder Hunger. Als würde der Brokkoli, den das deutsche Kind auf seinem Teller liegen lässt, einem Kind in einem Entwicklungsland fehlen. Genauso gut könnte man behaupten, niemand dürfe mehr das Licht anmachen, weil der Strom sonst in afrikanischen Dörfern fehle.
Ja, wir sollten dringend weniger Fleisch essen. Dafür gibt es viele gute Gründe. Aber die Idee, der Verzicht auf das Kotelett vom Mais-gemästeten Huhn würde Getreidebrei in die Schüsseln hungernder Kinder spülen, funktioniert nicht. Der Weltagrarbericht gibt an, dass nur etwa zwei Drittel der Menschen ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt sind – eine Folge der Weizen-, Reis- und Mais-Monokulturen, die eine Reihe nährstoffreicherer Pflanzen verdrängt haben. Menschen, die am Mangel dieser Nährstoffe leiden, sind schwächer und anfälliger für Krankheiten. Ausgerechnet jene Lebensmittel also, die nach Meinung von Vegetarierbund und PETA hungernden Menschen gegeben werden sollten, machen genau diese Menschen jetzt schon krank. Viel wichtiger noch: Wer sagt denn, dass es eine gute Idee wäre, riesige Getreidemengen billig über Entwicklungsländern auszukippen? Niemand, der etwas davon versteht. Denn dort, wo dergleichen praktiziert wurde, ist das Resultat verheerend. Keine internationale Hilfsorganisation, die etwas zu melden hat, empfiehlt Vegetarismus als Lösung des Welthungerproblems.
Besser denn je wissen Experten und Politiker, dass Hunger keine Folge von echter Knappheit ist, sondern von Ignoranz und politischer Kurzsichtigkeit. Die Absurdität des Welthungerproblems liegt darin, dass jetzt schon genug Nahrungsmittel vorhanden sind – aber nicht alle Menschen kommen an sie heran. Laut FAO produziert die globale Landwirtschaft 17 Kalorien mehr pro Person als vor 30 Jahren, obwohl die Bevölkerung um 70 Prozent gewachsen ist. ⁸⁰ Es wird allein so viel Getreide produziert, dass jeder einzelne Mensch auf der Welt 3500 Kalorien täglich essen könnte – mehr als genug, um nicht zu hungern. 3500 Kalorien, das reicht sogar locker zum Fettwerden. ⁸¹ Und dabei sind Gemüse, Eier und Milch noch gar nicht eingerechnet. »Überfluss, nicht Knappheit, beschreiben die Lebensmittelversorgung der Welt heute am besten«, schreibt Frances Moore Lappé in ihrem Buch. Lappé zufolge haben selbst die hungrigsten Länder genug Lebensmittel zur Verfügung, um sämtliche Einwohner satt zu kriegen. Ja, viele dieser Länder exportieren sogar Nahrungsmittel. »Die Weltgemeinschaft ist leicht in der Lage, Armut und Hunger in kurzer Zeit auszumerzen«, erklärt optimistisch die FAO. ⁸² Aber selbst in den USA, die ja nun wirklich kein Problem der Lebensmittelknappheit haben, leiden Menschen Hunger und können Millionen Menschen sich keine gesunde Ernährung leisten. Obwohl die Nahrungsmittelindustrie dank moderner Technologien heute im Vergleich zu hundert Jahren zuvor unglaublich produktiv ist, leidet gut ein Sechstel der Menschheit Hunger. In der Minute, in der ich diese Zeile schreibe, verhungern elf Kinder, am Ende des Kapitels werden es Hunderte sein. ⁸³ Nicht, weil keine Nahrung in ihrer Nähe vorhanden wäre. Sondern ganz einfach aus Armut. Egal, wo auf der Welt man lebt: Wer Geld hat, kann sich Nahrung kaufen. Wer keins hat, hungert. Der weit verbreitete und hartnäckige Hunger in der Welt ist einer der größten Widersprüche unserer Zeit, denn Nahrung ist vorhanden.
Die Lösung für dieses Problem besteht nicht, wie PETA
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