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Fleisch ist mein Gemüse

Fleisch ist mein Gemüse

Titel: Fleisch ist mein Gemüse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
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Majestät gibt Marscherleichterung.»
    Wie auf Kommando zogen alle Schützen ihr Sakko aus. Ich trank ein Bier und gleich noch eins hinterher und fühlte mich erleichtert.
    «Dem neuen Schützenkönig ein dreifaches Gut   –»
    «Schuss!»
    «Gut   –»
    «Schuss!»
    «Gut   –»
    «Schuss!»
    Immer dran denken! Der neue Schützenkönig war schließlich die Hauptperson.
    Die Pflichttänze waren erledigt; jetzt hieß es nur noch Stimmung, Stimmung und nochmal Stimmung! Harte Klänge an der Grenze des Erlaubten:
Hello Josephine
,
Tutti Frutti
und
Surfin’ in the USA
, allerdings in der entschärften deutschen Version der
Strandjungs
:
Und sie wollen alle surfen-surfen auf dem Baggersee
. Was war eigentlich aus den
Strandjungs
geworden? Egal.Rock ’n’ Roll. Alles Fälle für die Rotzkanne. Tröt tröt tröt, Dirty Dancing, Dirty Blowing. Ich hätte mir mal eine schwarze Sonnenbrille aufsetzen sollen, die Leute wären bestimmt noch begeisterter gewesen.
Kuck mal, der Saxophonspieler sieht ja aus wie einer von den Blues Brothers. Witzig
. Igittigitt. Was war eigentlich ekliger: Cats, Aktenzeichen XY Ungelöst oder die Blues Brothers? Schwer zu sagen. Wir spielten mittlerweile drei Titel pro Runde. Irgendwann musste ich mal. Im Toilettenwagen stand neben mir ein sehr, sehr, sehr alter Schützenbruder. Er stierte mich an und sagte mit unbewegter Miene: «Ach, die Musik.»
    «Ja, genau.»
    «Ja ja, die Musik.»
    «Ja.»
    Mir war nicht recht klar, was er wollte. Er machte noch eine sehr lange Pause, dann mümmelte er bedächtig: «Viel Afrika und wenig Bavaria.» Da muss man erst mal drauf kommen!
    Tacktacktacktack, Anzählen.
An der Nordseeküste
. Schon wieder. Die Leute standen auf den Tischen und weinten fast vor Begeisterung. Ich trank jetzt in fast jeder Pause ein Glas Bier. Die Wirkung ließ aber nach wie vor sehr zu wünschen übrig. Zeltplörre. Ab und an kam jemand aus dem Publikum und äußerte einen Musikwunsch, meistens
An der Nordseeküste
. Ein Megahit, wir hätten ihn mal den ganzen Abend in einer Endlosschleife spielen sollen.
    24   Uhr. Die Feier hatte ihren Höhepunkt erreicht, Zeit für Volksmusik.
    «Wenn ich einmal Hochzeit mach, dann immer nur mit dir, wenn ich mal mein Herz verschenk, dann immer nur an dich.»
Jetzt kam unser Carolin-Reiber-Medley.
    «Der alte Herr von Liechtenstein, jajaja, der wollte nicht alleine sein, nein, nein, nein.»
Balsam für die Schützen.
«Aus Böhmen kommt die Musik, zu Herzen geht jedes Lied.»
Genau, aus Böhmen. Böhmen spielt in der volkstümlichen Musik eine zentrale Rolle:
«Tief drin im Böhmerwald, wo meine Wiege stand.»
Da kommen wir her, und da gehen wir auch irgendwann wieder hin. Bei den mehr volkstümlichen Liedern und Walzern spielte ich die goldene Klarinette. Bei Schlagern Flöte und beim großen Rest Altoder Tenorsaxophon.
    «Und jetzt dem neuen Schützenkönig ein dreifaches Gut   –»
    «Schuss!»
    «Gut   –»
    «Schuss!»
    «Gut   –»
    «Schuss!»
    Nie vergessen! Dann endlich für die neue Majestät exklusiv das Lied der Lieder:
«Kennst du die Perle, die Perle Tirols, das Städtchen Kufstein, das kennst du wohl, umrahmt von Bergen, so friedlich und still, ja das ist Kufstein dort am grünen Inn, ja das ist Kufstein am grünen Inn.»
Dann Gejodel. Mir gefiel die dritte Strophe am besten.
«Und ist der Urlaub dann wieder aus, schade, dann nimmt man Abschied und fährt nach Haus usw.»
Dann Gejodel.
«Comment ça va, comme si, comme si, comme si, comme ça.»
Ein Titel der Gruppe
The Shorts
, steinzeitliche Vorläufer heutiger Boybands. Zwischen den
Shorts
und der Konkurrenztruppe
The Teens
tobte damals ein erbarmungsloser Kampf um die Pole Position. Das Stück war ein so genannter Discofox und eignete sich hervorragend zum Schwofen.
    «Mann, war das ein Mädchen, damals in Paris, ich ging mit ihr tanzen, ach, was war sie süß.»
    Es waren bis auf die Jungschützenkönige (Anwesenheitsheitspflicht) praktisch keine jungen Leute auf dem Saal. Hoffentlich stirbt der Nachwuchs nicht aus! Ich machte mir die Sorgen der Schützenzunft, immerhin meine Auftraggeber, bereits zu Eigen.
    «Sie lag so eng in meinen Armen. Ich sagte, komm, wir geh’n hier fort. Doch ihre Antwort war französisch, ich verstand kein Wort.»
    Beim Stichwort Französisch guckte mich Torsten an und steckte sich kurz einen Drumstick in den Mund. Mein lieber Scholli! Der hatte es wirklich faustdick hinter den Ohren.
    «Und jetzt alle in die Sektbar, denn es ist

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