Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
kamen, in Gedanken schon tausende Male zurechtgelegt:
„Mein Name ist Captain Theodore Barnes – United States Marine Corps . Mag sein, dass ich die Uniform schon längst an den Nagel gehängt habe, Sheriff – doch es ist nicht die Uniform allein, die einen Soldaten ausmacht. Vielmehr sind es all die Dinge, die er tut.
Und eins können Sie mir glauben, mein Freund: Ich habe schreckliche Dinge getan. Dinge , die so abscheulich sind, dass ich mich manchmal sogar vor mir selbst schäme.
Doch was soll’s – es war Krieg verdammt und noch dazu hat der gute, alte Uncle Sam reihenweise Freibriefe ausgestellt. Freibriefe, die es einigen der verrücktesten Hurensöhne dieses Landes erlaubt haben, ihre verkommenen und kranken Neigungen auszuleben.
Doch das ist inzwischen alles nur noch Geschichte – graue Materie, die in Schulbüchern vor sich hinstaubt und es ist auch nicht der Grund, warum ich heute Abend hier bin.“
Der alte Mann machte eine Pause und atmete tief durch. England hatte es inzwischen aufgegeben, sich Notizen zu machen. Stattdessen saß er nur noch da und lauschte den Worten, die unablässig über die aufgesprungenen Lippen des Mannes kamen. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund glaubte er nicht mehr daran, dass ihm dieser noch von einem Mord berichten würde.
Und schon gar nicht von einem Mehrfachmord...
Gleich darauf fuhr der alte Mann fort:
„Im Vietnamkrieg war ich Zugführer bei der Force Reconnaissance. Unsere Aufgabe war es, den Feind zu zermürben und ihn dort zu treffen, wo es am meisten weh tat. Und eins kann ich Ihnen sagen: Ich war gut bei dem, was ich tat.
Verdammt gut sogar. “
Je länger der Mann sprach, umso s icherer wurde sich England, dass er nichts zu erzählen hatte, was auch nur irgendwie von Belang war. Er würde ihm ein paar Veteranengeschichten auftischen – weiter nichts.
Und wegen dem Scheiß wird mein Abendessen kalt, verdammt...
Er wiederum würde zuhören und gelegentlich nicken, dachte England. Anschließend würde er ihn ins Krankenhaus bringen und dafür sorgen, dass jemand überprüfte, ob er auch wirklich noch alle Tassen im Schrank hatte.
Mit Sicherheit nicht...
Doch es kam schließlich anders.
Ganz anders sogar:
Der alte Mann kam plötzlich auf einen ganz besonderen Auftrag zu sprechen. Mit leiser und gefasster Stimme erzählte er von einem Dorf, das komplett dem Erdboden gleich gemacht worden war. Er erzählte England von den Leichen, die sich meterhoch türmten, und all den armen Zivilisten, deren zerschundene Körper der stinkende Beweis für den Wahnsinn waren, der dem menschlichen Geist manchmal innewohnte.
Schließlich erzählte er auch von den Green Berets, die für dieses Massaker verantwortlich gewesen waren. Er schildert e ganz genau, wie er selbst angesichts dieses sinnlosen Blutbades vollkommen die Nerven verloren hatte. Und dann endlich erzählte er auch von den Morden, die er begangen hatte.
Er und die Männer aus seinem Zug.
Und er ließ dabei keine Einzelheit aus.
Punkt für Punkt schilderte er England, wie sie die Jungs entwaffnet und anschließend wie Vieh zum Fluss getrieben hatten. Dort angekommen, hatten sie sie einfach in einer Reihe aufgestellt und erschossen. Einen nach dem anderen – vier amerikanische Jungs – jeweils eine Kugel in den Kopf und zwei in die Brust. Sie hatten Gericht über sie gehalten und in ihrer Aufregung sie nur eine einzige Strafe gefunden, die für ihre Taten angemessen gewesen war.
Anschließend hatten sie ihre Bäuche mit Bajonetten aufgeschlitzt und somit dafür gesorgt, dass der Fluss sie für immer verschlingen würde und keine Spuren von ihrer eigenen Tat zurückblieben.
„Ich habe es getan, Sheriff“, sagte er abschließend. „Das Blut dieser Männer klebt nun schon seit vierzig Jahren an meinen Händen. Und ich kann Ihnen sagen: Dieses Blut schreit nach Vergeltung.“
Und dann nach einer kurzen Pause:
„Deswegen bin ich hier, Sheriff. Nehmen Sie mich fest und setzen Sie mich einem Richter vor. Und dann soll eine Jury von guten Amerikanern entscheiden, ob mein alter Arsch für diese Tat am Galgen baumeln soll.“
Einen Augenblick lang war England wie gelähmt. Er konnte einfach nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Doch es dauerte nicht lange, bis wieder der Cop die Oberhand in seinen Gedanken übernahm.
Und der Cop wusste genau, was zu tun war:
Zuerst musste er den alten Mann ins Krankenhaus bringen. Anschließend würde er überprüfen müssen, ob es sich bei seiner
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