Fleisch und Blut 2: Thriller (German Edition)
Davis, nicht mehr sagen konnte. Peter hatte aus der Zeitung von seinem Tod erfahren – am gleichen Tag, an dem er in Anchorage aus dem Flieger gestiegen war.
Keine Woche nach all den Vorfällen in Plain Rock wurde Davis im Central Park gefunden – an einem Ast baumelnd und mit seinem eigenen Gürtel erhängt. In so niedriger Höhe, dass seine Schuhspitzen gerade noch den Boden berührten. Es bestand kein Zweifel darüber, dass es sich dabei um eine Hinrichtung handelte. Eine Hinrichtung, dachte Peter, der mit Sicherheit ein verdammt langer Todeskampf vorausgegangen war.
Wer dafür verantwortlich war, darüber hüllten sich die ermittelnden Beamten des New York Police Departments natürlich in Schweigen. Wie immer, wenn ein Bundesagent selbst das Opfer einer Straftat wurde und noch keine konkreten Spuren vorlagen.
Der einzige Hinweis, von dem sich die Ermittler etwas mehr Klarheit erhofften, war der Inhalt von Davis Westentasche. Nachdem sie nämlich seinen Leichnam vom Ast geschnitten hatten, an dem er eine ganze Frühlingsnacht gebaumelt war, hatten sie es gefunden:
Ein kleines Ledertäschchen, das mit eigenartigen Silbermünzen gefüllt war . Dreißig Silbermünzen, dachte Peter, - es war der Judaslohn, den Davis wahrscheinlich kurz vor seinem Tod empfangen hatte. Es war zweifelsohne der Lohn des Verräters. Auch wenn Peter nicht gerade sehr bibelfest war, so bestand für ihn dahingehend überhaupt kein Zweifel. Ebenso wenig daran, dass man seine Mörder wahrscheinlich niemals finden würde.
Mit Sicherheit nicht...
Doch mit jedem Tag, der verging, dachte er weniger an Davis und an das, was mit ihm passiert war. Sein früheres Leben fühlte sich immer mehr an wie die Erinnerung an einen längst vergangenen Traum.
Trauma – das trifft es wohl eher...
Die Arbeit war hart und die Tage waren lang. Und allein das reichte bereits aus, um Peter davon abzuhalten, dem nachzutrauern, was einst vielleicht gewesen war.
Gott sei Dank...
Nur hin und wieder dachte er an die Frau, durch die er in dieses ganze Schlamassel hineingeraten war.
Er dachte an Claire.
Ih r Gesicht erschien ihm manchmal vor seinem inneren Auge – meist kurz vor dem Einschlafen.
Und dann fragte er sich, was wohl aus ihr geworden war.
Claire...
Zumindest , dachte Peter dann, würde es ihr vorläufig gut gehen. Daran bestand für ihn überhaupt kein Zweifel.
Denn wer auch immer Walter Ginsberg vielleicht gewesen war, – er hatte wirklich an alles gedacht. Nachdem sie nämlich aus der Stadt geflüchtet waren, hatten sie eine Menge nützlicher Dinge im Kofferraum seines vermeintlichen Mietwagens gefunden. Da war beispielsweise ein gefälschter Ausweis gewesen, der auf eine Frau ausgestellt war, die Claire verdammt ähnlich sah. Außerdem hatten sie 150.000 Dollar in kleinen Scheinen gefunden, die ebenfalls für Claire bestimmt waren. Und obwohl Peter nicht wusste, von wem das Geld kam, so glaubte er dennoch, dass es eine Art Vorschuss war.
Ein Vorschuss auf ein neues Leben...
Nein, dachte Peter, um Claire brauchte er sich wirklich keine Sorgen mehr zu machen.
Was auch immer einst gewesen war – inzwischen war es vorbei.
Gott sei Dank...
3.
Deputy Rupert England hatte sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt. Tagelang hatte er über dem gebrütet, was ihm der alte Mann anvertraut hatte. Währenddessen hatte er unzählige Anfragen verfasst und an all jene Bundesbehörden und Ministerien geschickt, die für einen derartigen Fall zuständig waren.
Justizministerium, Generalstaatsanwalt, Verteidigungsministerium, FBI , U.S. Marine Corps...
Doch das Ergebnis all seiner Mühen war stets dasselbe:
Umso mehr Fragen er stellte, umso einfallsloser wurden letztlich auch die Ausreden, mit denen man ihn immer wieder abspies:
Und dass es Ausreden waren, daran bestand für England inzwischen überhaupt kein Zweifel mehr.
Denn auch wenn er vielleicht nur ein Provinzcop war, der es ansonsten nur mit Geschwindigkeitsübertretungen und Viehdiebstählen zu tun hatte, so kannte er dennoch den unmissverständlichen Jargon, mit dem große Behörden kleine Beamte einzuschüchtern versuchten.
Und das wiederum machte ihm deutlich, dass an der Geschichte des alten Mannes etwas faul war. Auch wenn England inzwischen nicht daran zweifelte, dass er die Wahrheit erzählt hatte, so gab es dennoch keine Beweise dafür. Und ohne Beweise, dachte er, würde es ihm in tausend Jahren nicht gelingen, Captain Theodore Barnes vor einen Richter zu bringen.
Keine
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