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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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warum?«
    Kopfschütteln. »Aber es gibt so viele Gründe, nicht wahr?«, sagte er. »So viele Männer, die als Väter versagen.«
    »Demnach haben Sie keine Ahnung«, fragte ich, »worum es bei dem Kontrollvorwurf ging?«
    »Ich hab bloß gedacht, es wäre eine dieser üblichen Spannungen, wie sie in den besten Familien vorkommen. Ich meine, es war nicht so, als hätte sie mir von irgendeinem schwerwiegenden Zerwürfnis berichtet.« Salander rieb den Hinterkopf an der Wand. »Das ist schrecklich, ich hasse das.«
    »Was hassen Sie, Andy?«
    »Über Lauren in der Vergangenheitsform zu reden - daran zu denken, dass sie gelitten hat. Kann ich wieder arbeiten gehen?«
    »Die Show muss weitergehen?«, sagte Milo.
    Salander erstarrte. »Das war nicht nett, Mr. Sturgis. Ich habe sie gern gehabt, das hab ich wirklich. Wir haben uns gemocht, haben gern Zeit miteinander verbracht, aber wir haben uns nicht - sie hat sich mir nicht anvertraut. Kann ich etwas dafür, dass sie mir nicht ihr Herz ausgeschüttet hat? Was ich dem Doktor über dieses Mittagessen erzählt habe, ist alles, woran ich mich erinnern kann. Sie kam nach Hause und sah verärgert aus, wollte kein Wort darüber verlieren, und ich hab versucht, sie zum Reden zu bringen. Aber das hat sie wirklich nicht getan.«
    »Was hat sie gesagt - so exakt, wie Sie sich daran erinnern können?«, sagte ich.
    »Etwas in der Richtung, dass sie es bis hierher auf eigenen Füßen geschafft hätte und sich nicht kontrollieren lassen würde - das war's. Wenn ich darüber nachdenke, hat sie vielleicht nicht mal ausdrücklich von Mrs. A gesprochen. Ich hab bloß angenommen, sie würde von ihr reden, weil sie gerade mit ihr Mittag essen war.« Er machte einen Schritt zur Seite auf die Eingangstür des Cloisters zu.
    »Kommen wir noch mal zurück zu dem Forschungsprojekt«, sagte Milo. »Was wissen Sie sonst noch darüber?«
    »Irgendwas im Zusammenhang mit Psychologie - oder vielleicht ist auch das nur eine Annahme von mir. Ich bin so durcheinander, ich weiß nicht mal, was ich weiß.«
    »Wann hat Lauren mit diesem Job angefangen?«
    Salander dachte nach. »Bald nach Quartalsbeginn - also vor rund zwei, drei Monaten. Oder vielleicht schon vor dem Quartal - ich kann es nicht beschwören.«
    »War es ein Job, bei dem sie fünf Tage die Woche beschäftigt war?«, fragte Milo.
    »Nein, die Arbeitszeiten waren unregelmäßig. Manchmal hat sie jeden Tag gearbeitet, und dann hatte sie mehrere Tage frei. Aber ich hab wirklich nicht darauf geachtet, wie sie ihre Zeit verbracht hat. Die Hälfte der Zeit, die sie unterwegs war, hab ich geschlafen.«
    »Was hat sie Ihnen sonst noch über den Job erzählt?«
    »Nur, dass er ihr Spaß gemacht hat.«
    »Sonst nichts.«
    »Nein.«
    »Hat sie erwähnt, für wen sie gearbeitet hat? Was für ein Projekt es war?«
    »Nein, nur dass es ihr Spaß gemacht hat. Ich bin sicher, dass Sie es an der Uni herausfinden können.«
    »Das ist das Problem, Andy«, erklärte Milo. »Wir können anscheinend nichts finden, was daraufhindeutet, dass sie an der Uni gearbeitet hat.«
    Salander sperrte ungläubig den Mund auf. »Wie kann das sein? Ich bin sicher, dass da ein Fehler vorliegt - sie hat mir definitiv gesagt, dass es an der Uni stattfand. Daran erinnere ich mich.«
    »Nun ja«, sagte Milo.
    »Warum sollte sie so etwas erfinden?«
    »Gute Frage, Andy.«
    »Mein ... Sie glauben, der Job hatte etwas mit ihrem ...«
    »Ich will damit gar nichts andeuten, Andy. Aber wenn Leute nicht die Wahrheit sagen ...«
    »Oh, Lauren«, sagte Salander. Er stützte sich mit dem Rücken an der Hauswand ab und schlug die Hände vors Gesicht. »Oh, mein Gott.«
    »Was ist?«, fragte Milo.
    »Jetzt bin ich ganz allein.«
     
    Während der Fahrt zur Hauser Street ließ Milo Salanders Namen durch den Computer laufen. Ein Strafzettel letztes Jahr, kein ausstehender Haftbefehl, keine Vorstrafen. Milo schloss die Augen, und ich merkte, wie betäubt ich mich fühlte - abgestumpft, todmüde und unbedeutend. Wir fuhren den Rest des Weges schweigend, glitten durch Straßen ohne Licht und Menschen.
    Zwei Streifenwagen und ein Lieferwagen der Spurensicherung parkten vor Laurens Haus. Ein uniformierter Cop bewachte den Eingang. Ein anderer stand im ersten Stock. Jemand hatte die Tür zu Apartment 4 geöffnet. Im Wohnzimmer kniete eine junge Schwarze und kratzte und staubte ab.
    »Loretta«, sagte Milo.
    »Morgen, Milo.«
    »Yeah, den haben wir wohl schon. Irgendwas von Bedeutung?«
    »Jede

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