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Fleisch und Blut

Fleisch und Blut

Titel: Fleisch und Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Menge Fingerabdrücke, wie üblich. Bis jetzt kein Blut, und das einzige Sperma ist auf dem Laken des Mitbewohners. Insgesamt nichts Außergewöhnliches.«
    »Der Mitbewohner«, sagte Milo.
    »Ich hab beide Schlafzimmer untersucht«, sagte die Frau von der Spurensicherung. »War das okay?«
    »Perfekt.«
    »Niemand ist perfekt«, erwiderte Loretta. »Nicht mal ich.«
     
    Wir gingen zuerst in Salanders Zimmer. Mit dunkelblauem Samt bespannte Wände und schäbig aussehende Tapisserievorhänge ließen das winzige Zimmer düster wirken. Ein anderthalb Meter breites schwarzes Eisenbett mit einem Baldachin aus indischer Baumwolle nahm den meisten Platz ein. Ein falscher Perserteppich ließ nur einen knapp dreißig Zentimeter breiten Streifen abgetretener Dielenbretter unbedeckt. Die Decke war von einigen vergoldeten Stuckornamenten gesäumt, wie ich sie schon im Wohnzimmer gesehen hatte. Ein kleiner Fernseher stand mit einem Videorecorder auf einer hellblauen Kommode, beklebt mit rosa Zentifolien. Kopien russischer Ikonen und filigrane Kruzifixe hingen neben einem weiß gerahmten Foto von Salander und einem phlegmatisch wirkenden Paar Mitte fünfzig an der Wand. Unten auf den Rahmen hatte jemand mit schwarzem Filzstift geschrieben: »Mom und Dad, Bloomington, Ind. ›The Olde Country‹.«
    In der obersten Schublade der Kommode fand Milo ordentlich gefaltete Hemden, Taschentücher und Augentropfen, eine Schachtel mit Kontaktlinsen zum Wegwerfen, sechs Päckchen Kondome und ein Sparbuch der Washington Mutual Bank.
    »Vierhundert Mäuse«, sagte er. »Der höchste Kontostand von Little Andy in diesem Jahr ist fünfzehnhundert.« Er blätterte das Buch mehrmals durch. »Alle zwei Wochen zahlt er neunhundert ein - muss sein Nettoverdienst sein. Am fünfzehnten hebt er sechshundert ab - die Miete -, und um die acht gibt er aus. Damit bleiben ihm rund hundert zum Sparen, aber es sieht so aus, als würde er die schließlich auch ausgeben.«
    »Knappes Budget«, sagte ich. »Er wird Schwierigkeiten haben, die Miete allein aufzubringen.«
    Er runzelte die Stirn und legte das Sparbuch wieder zurück. »Was ihm einen guten Grund liefert, die Fliege zu machen.«
    »Machst du dir Sorgen seinetwegen? Mir ist aufgefallen, dass du dich nach seinem Verbleib zur mutmaßlichen Tatzeit erkundigt hast.«
    »Ich hab keinen besonderen Grund, ihn zu verdächtigen«, sagte er. »Aber auch keinen, ihn nicht in Betracht zu ziehen. Er war der Letzte, der sie lebend gesehen hat, und das ist immer interessant.«
    Er öffnete die Schranktür und fuhr mit den Händen über gebügelte Jeans, zwei schwarze Hosen, mehrere blaue Button-down-Hemden ähnlich dem, das Salander in der Bar trug, eine schwarze Lederjacke. Schwarze Lederschuhe, braune Slipper, Nikes und ein Paar braune halbhohe Stiefel auf dem Boden. Nichts auf dem oberen Bord. Viel Platz.
    »Okay«, sagte Milo. »Zur Hauptveranstaltung.«
     
    Laurens Zimmer war anderthalb Mal so groß wie Salanders. Nackte Eichendielen, in blassestem Gelb gestrichene Wände und ein niedriges, schmales Bett ohne Kopfteil ließen den Raum noch größer erscheinen. Eine weiße Kommode mit drei Schubladen, die auf beiden Seiten von niedrigen Bücherregalen aus Teakholz flankiert wurde. Vermutlich selbst zusammengebaut. Gebundene Bücher füllten jedes Brett.
    Neben dem Bett stand ein dazu passender Schreibtisch aus Teak mit eingebauter Aktenschublade. Milo fing dort an, und er brauchte nicht lange, um zu finden, was er suchte.
    »Konto beim Maklerbüro Smith Barney. Außerhalb - in Seattle.«
    »Vielleicht wollte sie, dass ihre Privatangelegenheiten auch privat blieben?«, sagte ich. Und dachte: Lauren war auf Geheimnisse regelrecht abgefahren. Hatte alles schön separat gehalten.
    Er blätterte Seiten um, zog mit dem Finger Spalten nach. »Sie hat ein bisschen Kleingeld auf dem Geldmarkt bewegt, den Rest in offenen Investmentfonds mit hoher Rendite ... Na so was, sieh dir das an: eine völlig andere Liga als der kleine Andy. Sie hat dreihundertvierzigtausend Dollar und ein paar gequetschte auf die hohe Kante gelegt, und das in ... wenig mehr als vier Jahren ... Die erste Einzahlung betrug hundert Riesen, vor vier Jahren, im Dezember ... Dann fünfzig pro Jahr in den nächsten drei - die letzte vor drei Wochen. Glatt und regelmäßig - ich frage mich, wo das herkam.«
    Ich mache jede Menge Trinkgeld.
    Er zog eine andere Schublade auf. »Mal sehen, ob sie hier ihre Steuererklärungen abgelegt hat. Wäre interessant

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