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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Bauch über den Gürtel hing. Und offenbar kam er sich recht unauffällig vor, trotz der spitzen Cowboystiefel und der „Atlanta Braves“-Jacke. Er sah weder wie ein Cowboy noch wie ein Sportler aus.
    Platt winkte ihm, sobald er in der Tür stand. Er sah ihm zu, wie er die Umgebung musterte und den Mund verzog, um sein Missfallen deutlich zu machen. Bix hatte um ein Treffen an einem unverdächtigen Ort gebeten, wo man auf niemanden aus dem Washingtoner Politzirkus treffen würde. Phil’s Diner befand sich in der Nähe von Norfolk, wo Bix tagsüber zu tun gehabt hatte, und lag zwei Stunden von der Hauptstadt entfernt. Es entsprach also den Kriterien, wenn auch nicht dem Standard, den Bix gewohnt war.
    „William & Mary?“, fragte Bix anstelle einer Begrüßung. Er deutete auf Platts Sweatshirt und zog seinen übertrieben zur Schau gestellten Abscheu in seiner breiten Südstaaten-Sprechweisenoch mehr in die Länge, als er sich an den Tisch setzte. Anscheinend hatte er richtig schlechte Laune. „Ich hätte Sie für einen echten Kerl gehalten, hätte gedacht, dass Sie an einem der Big Ten studiert hätten, vielleicht an der University of Notre Dame oder so. Aber doch nicht am College of William & Mary!“
    „Notre Dame gehört nicht zu den Big Ten. Es ist unabhängig.“
    Bix zuckte mit den Schultern und hob seine Handflächen, als wolle er sagen, dass ihn diese College-Rivalitäten ohnehin nicht interessierten, aber dann ließ er sich gegen das rote Kunstleder der Sitzbank fallen, als hätte er trotzdem recht gehabt.
    Platt hatte Roger Bix vor einigen Jahren bei einer Konferenz über Infektionskrankheiten kennengelernt. Beide waren jung und hatten schnell Karriere gemacht. Platt war der Leiter des USAMRIID, des medizinischen Forschungslabors der US-Armee für Infektionskrankheiten, und Bix führte die Einsatzabteilung des CDC, des Zentrums für Seuchenbekämpfung. Voriges Jahr hatten sie bei einem Ausbruch des Ebola-Virus zusammengearbeitet und sich gemeinsam gegen ihre Vorgesetzten gestellt. Die Tatsache, dass sie ihre Posten noch innehatten, sprach Bände. Dass sie weder entlassen worden waren noch die Runde durch die Talkshows gemacht hatten, was ihnen leicht zu einiger Berühmtheit hätte verhelfen können, sprach für ihre Integrität. Vielleicht war das das Einzige, was diese beiden so unterschiedlichen Männer gemeinsam hatten.
    Rita erschien wieder an ihrem Tisch.
    „Nur einen Kaffee“, sagte Bix. Er blickte nicht einmal auf.
    „Darf es sonst noch etwas sein?“
    „Nur Kaffee“, wiederholte er, nun etwas abweisender.
    Rita stellte einen Becher vor ihn hin und begann einzuschenken. Bix merkte bald, dass Rita ihn ansah anstelle des Bechers. Platt sah zu, wie Bix’ Blick zwischen Rita und dem Becher hin- und herging. Er fühlte sich sichtlich unwohl, setzte sich auf und machte sich bereit, aufzuspringen. Da nahm Rita die Kaffeekanne hoch. Bix entfuhr ein Seufzer.
    „Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch ein Stück Pfirsichkuchen wollen?“
    Dieses Mal sah Bix sofort zu ihr auf und sagte: „Doch, klingt gut.“
    Platt lehnte sich zurück und lächelte. Rita hatte sicher gesehen, wie Bix hereingekommen war, und hatte sein Missfallen bemerkt. Auf diese Weise konnte nur sie die Dinge klären. In wenigen Sekunden hatte sie sich auf gleiche Augenhöhe gebracht.
    Es schien ein guter Zeitpunkt, um zu fragen. „Warum wollten Sie mich treffen, Roger?“
    Platt wartete, bis der CDCler erst ein, dann noch zwei weitere Päckchen Zucker in seinen Kaffee geschüttet hatte und ausgiebig umrührte, um seine großspurige, selbstsichere Haltung wiederzugewinnen. Als er fertig war, stützte er sich mit beiden Ellbogen auf der Tischplatte auf, nahm den Becher in die Hände und trank einen kleinen Schluck. Es war nichts Freundliches an ihm, aber auch kein Sarkasmus mehr, als er sich zu Platt vorbeugte und sagte: „Ich wollte Sie treffen, weil ich jemanden brauche, dem ich vertrauen kann. Ich brauche jemanden, von dem ich weiß, dass er den Mund halten kann.“

9. KAPITEL
    Nebraska-Nationalforst
    Maggie hätte es nicht für möglich gehalten, aber im Flutlicht wirkte die Szenerie noch unheimlicher. Dichte Schatten erschienen, wo in der Dunkelheit keine gewesen waren. Die herabgefallenen Kiefernnadeln und trockenen Blätter erwachten zum Leben. Tiere, die zuvor unsichtbar gewesen waren, wachten auf und wurden munter, fühlten sich von dem Licht bedroht und jagten davon. Hank hatte etwas von Pumas und Luchsen gesagt, und

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