Fleisch
seine körperlichen Grenzen stieß.
Nach dem Gras kamen Bäume, keine Gelbkiefern, sondern Eichen. Die Blätter verfärbten sich, einige waren bereits herabgefallen. Der Weg wand sich in so engen Kurven, dass es unmöglich war, zu erkennen, was einen nach der nächsten Biegung erwartete. Die Äste hingen so tief, dass sie das Wagendach streiften. Die Bäume waren vor vielen Jahren in ordentlichen Reihen gepflanzt worden, doch in den Zwischenräumen wuchs nun Gebüsch, und in der Dunkelheit machten die Schatten sich breit oder gaukelten Lücken vor.
Nur noch ein kleines Stück, dann würde er die Lichtung erreichen. Noch ein paar steile Kurven, die er erklimmen musste. Dann war es nur noch eine kurze Wanderung hinab zu der Stelle, zu der das Rettungspersonal beordert worden war, wenn er die Durchsagen richtig verstanden hatte.
Er traktierte das Pedal noch etwas stärker und schleuderte um die nächste Biegung. Stotter kam es so vor, als hätte sich rechts von ihm etwas bewegt. Dort, zwischen den Bäumen. Er bremste und verdrehte seinen Kopf, um besser aus dem Beifahrerfenster schauen zu können. Da rannte jemand. Jemand – oder etwas. Es sah bucklig aus. Das Gesicht hatte vorne eineAuswölbung. Es drehte den Kopf und blickte Stotter aus glühend roten Augen an.
Dann war es auf einmal verschwunden, bevor Stotter es überhaupt richtig wahrnehmen konnte.
Er beschleunigte wieder, jagte um die Kurven und an den Bäumen vorbei, bis er plötzlich von Licht geblendet wurde.
Der Lichtstrahl kam direkt von vorne. Stotter trat die Bremse durch und hielt die Arme vors Gesicht, um seine Augen zu schützen. Er versuchte, mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen, aber das Licht war zu hell. Es bewegte sich auf der Motorhaube auf und ab. Der Motor stotterte und erstarb. Sogar die Scheinwerfer gingen aus. Stotter ließ einen Arm oben, mit dem anderen tastete er nach den Schlüsseln. Bekam sie zu fassen und drehte sie herum. Der Motor machte nicht einmal den Versuch zu starten. Stotter wiederholte es. Nichts.
Das Licht hielt inne. War plötzlich aus. Dann war es wieder an und direkt auf ihn gerichtet. Er spürte es sofort. Ein brennendes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Tief in ihm war es, als würden sein Magen, seine Lungen und sein Herz in Flammen aufgehen. Der Schmerz war unerträglich. Feuer schoss durch seine Adern. Seine Brust musste jeden Moment explodieren.
Und dann hörte es wieder auf. Es dauerte eine Weile, bis sich sein Körper wieder entspannte, bis er wieder atmen und seine Augen öffnen konnte. Das Licht war verschwunden. Dunkelheit umgab ihn. Dunkelheit und Stille.
Er versuchte, draußen etwas zu erkennen, allerdings konnte er nur verschwommen sehen. Das Licht hatte ihn geblendet. Er konnte nicht scharf sehen. Er würde auch keine Bewegungen erkennen können. Verdammt, er würde es noch nicht einmal merken, wenn jemand – sei es Mensch oder Alien – direkt vor seinem Wagen stand!
Stotter suchte wieder die Schlüssel und drehte sie im Zündschloss. Nichts. Und nun fiel ihm auf, dass auch keines der Lichter anging, weder innen noch außen. Normalerweise war immer noch genug Saft in der Batterie, dass wenigstens die Innenbeleuchtungfunktionierte. Dieser merkwürdige Lichtstrahl hatte die gesamte Elektrik seines Autos lahmgelegt. Und um ein Haar wäre das auch mit seiner eigenen Elektrik geschehen.
Plötzlich warf er sich wie wahnsinnig im Auto herum und verschloss von Hand alle Türen. Er kletterte auf den Rücksitz, um an seine Tasche zu kommen. Er riss sie auf und zog einen Gegenstand nach dem anderen heraus, bis er es endlich gefunden hatte.
Seine zitternden, arthritischen Finger umschlossen den Griff eines Colts Kaliber 45.
7. KAPITEL
„Ich tu dir nichts“, versuchte Maggie den Jungen zu beruhigen. Seine Blicke schossen hin und her wie die eines wilden Tieres in Gefangenschaft.
„Bleib still liegen“, sagte sie, als sie den Stacheldraht entdeckte, mit dem sein Körper umwickelt war. Aber er hatte nicht einmal den Versuch gemacht, sich zu bewegen, und sie fragte sich, ob er es vielleicht nicht konnte, aus Angst oder vor Schmerz, oder ob er vielleicht tatsächlich gelähmt war. Wie die Mädchen stand auch er mit Sicherheit unter Schock.
Sie leuchtete ihn so vorsichtig und zurückhaltend an wie möglich und überprüfte seinen ganzen Körper. Sie musste sich zwingen, nicht zusammenzuzucken, als sie die scharfen Spitzen in seinen Armen, seiner Brust stecken sah … Lieber
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