Fleisch
Shirt klebte ihr am Rücken, ihr Herz raste. Sie pustete sich die Haare aus den Augen, um nicht eine Hand von der Waffe nehmen zu müssen.
Der Türgriff bestand aus einer waagerechten Stange in der Mitte. Wenn man sie herunterdrückte, öffnete sich die Tür. Er hatte ein Messer. Er wusste jetzt, dass sie eine Pistole besaß. Er würde sich auf sie stürzen müssen. Das von vorne zu tun, wäre Selbstmord, also würde er nicht auf der Seite sein, auf der sich die Tür öffnete. Blieb nur, sich hinter der Tür zu verbergen, wenn sie aufging.
Sie machte ein paar Schritte rückwärts. Packte die Pistole fester. Sog tief die Luft ein. Dann trat sie so fest gegen die Stange, wie sie konnte, und die Tür flog auf. Jeder, der sich hinter ihr versteckt hielt, hätte jetzt eine gebrochene Nase oder ein gebrochenes Handgelenk, wenn er ein Messer gehalten hatte. Aber die Tür war gegen die Außenmauer geknallt. Niemand dahinter.
Maggie trat hinaus in die Dunkelheit. Das Licht der Straßenlampen vom Parkplatz reichte nicht bis hierher. Sie suchte die Seite des Gebäudes ab für den Fall, dass er sich dort an dieWand drückte, in den Schatten verbarg. Doch da war niemand. Keine Bewegung. Auf der Straße fuhr ein Auto vorüber, doch der Motor heulte nicht auf, die Reifen drehten nicht durch.
Sie kniete sich hin, um unter den Fahrzeugen hindurchzusehen. Keine rennenden oder schleichenden Füße. Kein Mülleimer, der jemandem Deckung gegeben hätte. Kein Klimaanlagenhäuschen.
Wohin war er nur verschwunden?
War er in einem der Autos? In seinem Auto? Saß er irgendwo auf diesem Parkplatz in seinem Wagen, zusammengekauert in der Finsternis, und beobachtete sie?
Sie hielt sich am Gebäude, und ihre Blicke huschten hin und her. Mit der Pistole in der Hand lief sie ganz um das Krankenhaus herum, bis zum Vordereingang.
In der Ferne hörte sie einen Zug. Noch keine Martinshörner. Mit ihrer freien Hand zog sie ihr Handy hervor. Scrollte durchs Adressbuch, bis sie Donnys Nummer gefunden hatte. Sie konnte vielleicht nicht jedes Fahrzeug auf dem Parkplatz untersuchen, aber sie konnte herausfinden, ob der Fußabdruck zu denen aus dem Wald passte.
Dann wurde ihr bewusst, dass sie jetzt wohl die Hoffnung aufgeben konnte, dass Dawson Hayes ihr helfen würde.
41. KAPITEL
Washington, D. C.
Es war schon spät, als Julia nach Hause kam oder vielmehr, als sie in Rachels Stadthaus ankam. Sie fühlte sich dort immer noch nicht richtig zu Hause, obwohl sie das niemals zugegeben hätte, vielleicht um ihrer selbst willen genauso wie wegen Rachel. Zu Hause war kein Ort. Es war ein Bewusstseinszustand, und aus irgendeinem Grund war ihr Bewusstsein noch nicht Teil dieses Haushalts geworden. Aber es war auch nicht einfach für sie. Rachel und Cari Anne hatten eine sehr lange Zeit allein zusammengelebt, nur sie beide.
Julia hörte den Fernseher im Wohnzimmer. Bestimmt schaute Rachel die Nachrichten. Sie konnte einfach nicht abschalten, überprüfte die Schlagzeilen alle halbe Stunden auf ihrem Smartphone, manchmal alle Viertelstunden, wenn etwas Schwerwiegendes passierte. Heute war vermutlich wieder so ein Fünfzehnminutentag. Umso überraschter war Julia, als sie Cari Anne im Fernsehsessel fand, die Füße hochgelegt und ihr kleiner Körper mit einer hellgelben Decke bedeckt. Sie verschwand beinahe in dem großen Sessel.
„Warum bist du denn noch auf?“
„Ich schau mir Leno an.“
Sie sagte das, als wäre es etwas, was sie jeden Abend tat. Wusste sie denn überhaupt, wer Jay Leno war?
„Wie geht es dir?“ Julia setzte sich aufs Sofa, einen guten Meter Sicherheitsabstand entfernt.
„Immer noch irgendwie schlecht. Aber schon besser.“
„Ist das Popcorn, was ich da rieche?“
„Hat sich gut angehört.“
„Deine Mutter lässt dich Popcorn essen?“
„Nur ein bisschen.“
„Und du darfst so lange aufbleiben?“
„Ich hab doch ewig geschlafen, als ich wieder zu Hause war.
Deshalb bin ich jetzt total wach.“
„Ah, du kommst gerade rechtzeitig!“, rief Rachel, ein Tablett in den Händen.
Julia stellte fest, dass sich drei Schüsseln Popcorn und drei Dosen kalte Limo darauf befanden. Das war es, was sie so aus dem Konzept brachte: dass sie so selbstverständlich mit eingeschlossen wurde.
„Wir sehen uns Leno an.“
„Hab ich schon gehört. Ich wusste gar nicht, dass du Fernsehsender kennst, die nicht rund um die Uhr Nachrichten bringen.“
Cari Anne kicherte. Sie zog die Fernbedienung unter ihrer gelben Decke
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