Fleisch
stammt. Aber ich muss wissen, was passiert ist. Was habt ihr in dem Wald gemacht?“
„Als mein Dad auf der Highschool war, war er Quarterback.“
Maggie hatte keine Ahnung, was das damit zu tun haben sollte. Wollte er nur ihren Fragen ausweichen? Trotzdem ließ sie ihn reden.
„Er mochte Johnny.“ Dawson starrte auf seine Hände, die ineinander verschränkt auf der Bettdecke lagen. „Manchmal glaube ich, dass er lieber Johnny als Sohn gehabt hätte statt mich.“
Er hielt inne und wartete darauf, dass sie etwas sagte. Wieder so ein reflexartiges „Es tut mir leid“. Doch sie schwieg.
„Ich wollte einfach dazugehören. Cool sein eben.“ Er sah sie an, um sicherzugehen, dass sie auch zuhörte. „Ich fand es toll, dass sie mich eingeladen haben.“
„Gestern Nacht war nicht das erste Mal?“
„Für mich das dritte.“
„Es war eine Party nur für geladene Gäste?“
„Für manche. Es wurden immer ein paar Neue eingeladen.
So eine Art Test.“
„Wie eine Initiation?“
Er zuckte die Schultern.
„Habt ihr immer andere Drogen ausprobiert?“
Wieder Schulterzucken.
„Du bekommst keine Probleme deswegen“, versicherte sie ihm erneut. „Ich versuche nur, mir ein Bild von den Geschehnissen zu machen.“
Sie sah, dass er trotzdem darüber nachdachte, was er ihr sagen wollte und was nicht.
„Habt ihr euch gefilmt und es auf YouTube eingestellt?“ Ihr war klar, dass sie im Trüben fischte, aber seine Augen blitzten auf, und sie wusste, dass sie der Wahrheit ein Stück näher gekommen war.
„Sie haben die Kamera entdeckt.“ Er hatte es nicht als Frage formuliert.
Sie gab nicht zu, dass sie sie in Wahrheit gar nicht gefunden hatten. Warum nicht? Hatte sie jemand mitgenommen, bevor sie am Tatort eingetroffen waren?
„Und was ist mit dem Schweineblut?“, versuchte sie es erneut mit einem Schuss ins Blaue.
Er schüttelte nur den Kopf und antwortete: „Das war so eine blöde Idee von Kyle. Er wollte sehen, was die Loser tun würden, wenn er sie mit dem Blut bespritzte.“ Erneut schüttelte er den Kopf. „Bescheuert.“
Sie sah, dass er wieder nach der Kuchengabel gegriffen hatte. Er wedelte damit herum, nahm sie in die andere Hand und wiederholte das Spiel.
„Wer hat euch angegriffen, Dawson? Gehörte das zu dem Ritual?“
„Nein. Absolut nicht.“
„Wer war es dann?“
„Ich weiß es nicht.“ Und die Angst kam zurück.
„Ich brauche deine Hilfe, Dawson!“
Nun sah er sie das erste Mal an, sah sie wirklich an, immer noch verängstigt, aber auch wie erstaunt darüber, dass jemand so etwas zu ihm sagte.
„Sie brauchen meine Hilfe?“
„Ja. Hilfst du mir?“
Beinahe musste er lächeln, aber dann übernahm der Teenager in ihm wieder das Ruder, und er tat so, als wolle er es ihr schwer machen. „Wenn Sie mir noch ein Stück Kuchen holen, sage ich Ihnen alles, was Sie wissen wollen.“
39. KAPITEL
Nebraska
Das Schwesternzimmer war leer, als Maggie mit zwei Tellern Kuchen zurückkehrte. Sie hatte versehentlich eine Gabel zu wenig mitgenommen, und anstatt noch einmal in die Cafeteria zurückzugehen, hatte sie gehofft, im Schwesternzimmer eine Plastikgabel zu bekommen. Aber dort war niemand zu sehen.
Als sie sich Dawsons Zimmer näherte, sah sie, dass das Licht, das sie eingeschaltet hatte, verloschen war. Nur die Monitore schimmerten rot und grün. Vielleicht hatte sie gegen die Hausordnung verstoßen, indem sie nach Beginn der Ruhezeit das Licht angemacht hatte.
Als sie nur noch einige Schritte von der Tür entfernt war, erkannte sie, dass sich jemand in Dawsons Raum befand. Ein Mann. Er beugte sich über das Bett, seinen breiten Rücken der Tür zugekehrt. Vielleicht Dawsons Dad. Sie wandte sich um, um wegzugehen. Sie wollte ihnen ihre Privatsphäre lassen. Dawson hatte ja gesagt, dass sein Vater nach der Arbeit vorbeikommen würde.
Doch dann zögerte Maggie. Sah noch einmal hin. Da stimmte etwas nicht.
Sie blinzelte, versuchte mit ihren Augen, die an das helle Licht im Flur gewöhnt waren, die Dunkelheit des Zimmers zu durchdringen. Der Mann hielt ein Kissen in der Hand. Er richtete Dawson die Kissen. Sie wollte sich wieder abwenden, verharrte dann aber erneut. Sie konnte sehen, wie sich Dawsons Finger um den Arm des Mannes klammerten.
„Hey!“, rief sie und rannte durch die Tür.
In jeder Hand hielt sie einen Teller. Der Mann drehte sich um und stürzte auf sie zu, den Kopf gesenkt wie ein Footballspieler. Er rammte sie mit seiner Schulter, erwischte sie an der
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