Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
Bakterium in Rinderhackfleisch, Geflügel oder Eiern. Manchmal auch auf rohem Gemüse oder Obst. Platt wusste, dass einige Stämme resistent gegen die Antibiotika geworden waren, die man Rindern und Geflügel verabreichte.
    Aber herauszufinden, um welches Bakterium es sich handelte, machte es nicht leichter, zu bestimmen, von welchem Lebensmitteles stammte. Platt hoffte, dass ihn die Proben vom Erbrochenen sowie von den Verpackungen, die Julia und er aus dem Abfall gezogen hatten, hier weiterbringen würden.
    Unter dem Mikroskop sahen die Bakterien aus wie winzige Stäbe, die sich in die Zellen gezwängt und in den Verdauungsorganen festgesetzt hatten. Das Bakterium arbeitete sich durch den Magen, entzündete die Magenschleimhaut und verursachte für gewöhnlich heftiges Erbrechen. Von dort aus wanderte es weiter hinab und setzte sich in die Darmwand, was zu Blutungen führte, die wiederum starke Schmerzen und Durchfall zur Folge hatten. Wenn sich die gemeinen Kreaturen dazu entschlossen, auf ihrem Weg hinab einen weiteren Stopp im Dickdarm einzulegen, konnte dies dazu führen, dass sich die Wand des Dickdarms ablöste. Ihre Anwesenheit beschleunigte den gesamten Vorgang, der weniger als zwei Stunden dauerte.
    Minder schwere Fälle wurden oft für Magen-Darm-Grippe oder einen gereizten Magen gehalten. Allerdings kamen plötzliche Anfälle von Magen-Darm-Grippe kaum vor. Die meisten Menschen merkten gar nicht, dass die Bauchschmerzen und der Durchfall, den sie meist innerhalb von zwei bis sechs Stunden nach einer Mahlzeit bekamen, eine leichte Lebensmittelvergiftung waren, die von Bakterien verursacht wurde.
    Ali hatte eine Magen-Darm-Grippe gehabt – mehr nicht, hatte Mary Ellen gedacht. Deswegen hatte sie ihn nicht angerufen, es ihm nicht früher gesagt. Er war in Afghanistan gewesen, kurz nachdem der Krieg dort begonnen hatte. Ja, er war Welten entfernt gewesen, aber er hätte den schnellsten Heimflug angefordert, wenn er es gewusst hätte. Er hatte es ihr nie vergeben können.
    Als er sie heute gesehen und gehört hatte, dass sie einen neuen Mann und ein kleines Kind hatte, hätte es ihn daran gemahnen sollen, dass sich all das vor einer schrecklich langen Zeit zugetragen hatte. Stattdessen saßen die Erinnerungen, der Schmerz und der Kummer noch so dicht unter der Oberfläche, waren noch so frisch, als habe sie einfach die Kruste von einerWunde gekratzt, einer Wunde, die nie richtig verheilt war.
    Er lehnte sich vom Mikroskop zurück. Rieb sich mit den Händen über das Gesicht und hoffte, damit auch die Erschöpfung wegwischen zu können. Er schaute sein Sortiment von Essensresten und Abfallproben durch und fragte sich, wo er anfangen sollte. Da meldete sich sein Handy. Er hätte es beinahe wieder weggesteckt, als er den Namen der Anruferin sah. Er hätte schwören können, dass sein Herz schneller schlug und seine Handflächen feucht wurden.
    Er ließ es noch einige Male klingeln, während er tief einatmete und sich bemühte, seinen lässigsten Tonfall auszugraben, ohne Anschuldigungen wie „Warum hast du mich nicht angerufen?“ oder anspielungsreiche Auslassungen wie „Oh mein Gott, ich habe dich so vermisst!“.
    Stattdessen sagte er: „Hallo, Maggie O’Dell.“ Ziemlich schwach, aber auf der sicheren Seite. Für einen Augenblick versuchte er sich daran zu erinnern, warum es eigentlich so wichtig war, auf der sicheren Seite zu sein.
    „Oh, ich habe ganz vergessen, dass es bei dir zwei Stunden später ist. Habe ich dich geweckt?“
    „Nein, ich bin noch im Labor.“
    „Im USAMRIID?“
    „Ja, wir haben da einen recht merkwürdigen Fall. Ich versuche, dem CDC dabei zu helfen, herauszufinden, woran hundertfünfzig Schulkinder erkrankt sind.“
    „Eine Lebensmittelvergiftung?“
    „Scheint so. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um einen Salmonellenstamm handelt, aber es hat zwei verschiedene Schulen innerhalb von einer Woche getroffen, die über zweihundert Meilen voneinander entfernt sind. Hast du noch nichts davon gehört? Es kommt ständig in den Nachrichten. Aber vielleicht nicht da draußen, wo du jetzt bist.“
    „Ehrlich gesagt habe ich seit gestern keine Nachrichten mehr gesehen oder gehört. Hier war es auch ein bisschen merkwürdig.“
    „Klar, so sind Konferenzen manchmal.“
    „Ich bin nicht bei der Tagung.“
    „Oh.“ Er hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen, weil es seine erste Reaktion war, verletzt zu sein, weil sie es ihm nicht schon früher gesagt hatte. „Geht

Weitere Kostenlose Bücher