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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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zurückkehrte. Die zeitweise Lähmung verschwand. Sie glaubte nicht, dass er ihr die Füße zusammengebunden hatte. Sie fühlten sich losean, aber Maggie konnte sie weder sehen noch richtig spüren. Nein, wahrscheinlich hatte er sie dort nicht gefesselt. Sie musste ja noch gehen können. Auch wenn es nur ein Stolpern war, würde er wollen, dass sie auf den Beinen war, damit er sie noch tiefer in den Wald bringen konnte. Das war leichter, als sie zu tragen oder zu ziehen. Er wollte, dass sie so gut wie möglich gehen konnte. Ja, er würde sie dazu zwingen, zu ihrem eigenen Grab zu laufen.
    Maggie versuchte, ihre Finger zu bewegen. Sie waren steif und kribbelten. Doch auch das Kribbeln war gut, sagte sie sich. Ihre Hände, die gefesselt auf ihrem Bauch lagen, sah sie nur, wenn die Bremslichter in der Dunkelheit aufleuchteten. Anfangs war sie beinahe erstaunt gewesen, dass sie noch dran waren. In dem roten Licht sah ihr Körper verdreht und kaputt aus.
    Ihr brummte der Schädel. Jedes Mal, wenn sie ihn anhob, fühlte er sich an, als würde er gleich explodieren. Aber sie sah nicht mehr so verschwommen, und die Übelkeitsanfälle kamen seltener. Ihr Herzschlag hatte sich ein wenig beruhigt. Es fühlte sich nicht mehr an, als wolle ihr Herz aus ihrer Brust springen. Sogar das Geräusch in ihren Ohren hatte nachgelassen.
    Besser. Es ging ihr besser. Aber dann hielt der SUV. Endgültig. Der Motor erstarb. Die Scheinwerfer und Rücklichter blieben an. Und sie hörte, dass sich seine Tür öffnete. Er nahm die Schlüssel mit. Schlug die Tür zu. Die Innenbeleuchtung war nicht angegangen, er musste sie zuvor ausgeschaltet haben.
    Dunkelheit umgab das Fahrzeug. In dem roten Schein der Rücklichter konnte sie erkennen, dass sie von Bäumen und dichtem Unterholz umgeben waren. Sie waren nicht einmal auf einem richtigen Weg hierhergelangt. Die Reifen hatten das hohe Gras zum ersten Mal niedergedrückt. Der Wagen hatte sich zwischen Baumstümpfe gequetscht. Sie fragte sich, wie er hier wieder herauskommen wollte. Merkwürdig, dass sie sich darüber Gedanken machte, wo sich doch wusste, dass sie nicht mit ihm wegfahren würde.
    Er ging sicher davon aus, dass sie noch immer benommen undlahmgelegt war. Und sie würde ihn nicht enttäuschen.
    An der Heckklappe klickte es, und ihr Körper zuckte zusammen. Sie sagte sich, dass auch das Zucken ein gutes Zeichen wäre, aber dann begann ihr Herz wieder zu rasen.
    Die Angeln quietschten, und die Heckklappe öffnete sich nach oben. Und im roten Schein der Rücklichter stand – ein Gewehr in der Hand – Mike Griffin.

60. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Platt war schon immer der Meinung gewesen, dass die Washingtoner Monumente nachts am beeindruckendsten waren. Die hellen Strahler verliehen ihnen Heiligenscheine und entlockten den Touristen der geführten Busreisegruppen ehrfurchtsvolle Kommentare, was tagsüber nicht der Fall war.
    Der Whistleblower hatte sich damit einverstanden erklärt, sie am Franklin Delano Roosevelt Memorial zu treffen. War es im Kino nicht immer das Lincoln-Memorial? Aber jetzt erkannte er die Weisheit dahinter: Das FDR war vollkommen ebenerdig, keine Treppen, keine Stockwerke, wo einem eine Falle gestellt oder man festgehalten werden konnte. Klar, es gab dort separate Bereiche, aber auch das kam der Kontaktperson zugute. Sie konnte durch sie hindurchschlendern und sogar einfach an Bix und Platt vorbeigehen, wenn ihr etwas komisch vorkam.
    Bix hatte sein Jackett und Platt seine Uniformjacke gegen Sweatshirts mit einem Aufdruck der Smithsonian Institution getauscht. Bix trug sein zusammengelegtes Jackett sogar in einer Papiertüte mit Smithsonian-Logo. Sie sahen wie richtige Touristen aus.
    „Wie viel Zeit wollen wir ihm noch geben?“, fragte Platt.
    „Er ist nur zehn Minuten zu spät“, erwiderte Bix und sah auf die Uhr. „Zwölf Minuten.“
    Platt gefiel dies alles immer noch nicht, aber er hatte keine Wahl. Er wäre nicht erstaunt, wenn sich der Whistleblower als jemand von den Medien entpuppen würde: etwa ein Reporter, der Tipps bekommen hatte, die er bestätigt haben wollte. Oder ein Washingtoner Journalist, dem in vertraulichen Gesprächen Gerüchte zu Ohren gekommen waren. Vielleicht machte es Bix nichts aus, wenn er zu solchen sinnlosen Untersuchungen geschickt wurde, aber Platt hatte keine Lust mehr darauf. Vor allem wenn seine Eltern mit ins Spiel kamen.
    Sie starrten auf eine der Mauern, doch keiner von ihnen las, was dort eingraviert war. Eine Frau

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