Fleisch
stelle sich neben Bix. Solange hier Besucher kamen und gingen, würde ihr Informant sicher wegbleiben. Platt stieß Bix mit dem Ellbogen an und bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, weiterzugehen, als die Frau sagte: „Guten Abend, meine Herren!“
Beide mussten zweimal hinsehen. Was, zur Hölle, hatte Irene Baldwin hier zu suchen? Jetzt flogen sie auf. War sie ihnen gefolgt?
Bix schaute sich um, und Platt wusste, dass er festzustellen versuchte, ob sie den Whistleblower jetzt verjagt hätten.
„Hallo, Miss Baldwin“, sagte Platt schließlich. Bix war offensichtlich noch immer sprachlos.
„Wie war das Wetter in Chicago?“
Das war der Satz. Woher konnte sie den Satz kennen, mit dem sich der Whistleblower zu erkennen geben wollte?
Dann betrachtete Platt sie genauer. Sie trug ebenfalls ein Smithsonian-Sweatshirt, dazu Jeans, und ihr normalerweise hochgestecktes Haar hing nun auf ihre Schultern herab. Sogar die Brille war neu. Wenn sie nicht so eine einprägsame Stimme gehabt hätte, hätte er sie wohl nicht sofort erkannt.
„Sie?“, fragte Bix. „Was soll das denn …“
61. KAPITEL
Nebraska
„Endstation, O’Dell.“
Mike Griffin griff nach Maggies Fußknöcheln und begann zu ziehen.
Sie konnte nichts dagegen tun. Ihre Füße gehorchten ihrem Kopf nicht, der sie zu treten aufforderte. Sie spürte kaum seine Finger um ihre Knöchel. Mit ihren gefesselten Händen konnte sie nichts ausrichten und auch den Fall aus einem halben Meter Höhe nicht abfangen.
Sie landete hart auf ihrer rechten Schulter, so hart, dass sie sich anfühlte wie ausgekugelt. Eine neue Schmerzwelle überflutete ihren Oberkörper. Aber es war immer noch besser, mit der Schulter aufzukommen als mit dem Kopf. Doch der Schmerz ließ nicht nach. Vielleicht war es doch nicht besser. Ein Kribbeln breitete sich aus, das bis in ihre Zehen reichte.
Ihm war es offensichtlich egal, was ihrem Körper zustieß. Er musste hinterher nichts wegputzen, und er würde jede Sauerei, die entstand, einfach vergraben. Er schleppte sie bis an den Abhang. Sie konnte in der Dunkelheit genug sehen, um erkennen zu können, dass das Gelände steil abfiel. Sie erinnerte sich daran, wie sie damals den Hang hinabgeklettert waren, um zum Tatort zu kommen. Ein falscher Schritt, und man geriet ins Rutschen, bis man von einem Baum aufgehalten wurde. Er brauchte ihr nur einen Stoß mit dem Fuß zu geben, und sie würde hinabstürzen. Es spielte keine Rolle. Es würde keine Spurensicherung kommen, keine Obduktion stattfinden, nicht einmal durch den Bezirksstaatsanwalt, bei der ihre Leiche untersucht werden würde, denn man würde ihre Leiche niemals finden.
Aber nun wirkte er unzufrieden, dass sie nicht aufstehen konnte. Er hatte es mit dem Taser etwas übertrieben. Sie sah, dass er sich umschaute, eine neue Strategie entwickelte. Er betrachtete seine Kleidung. Dann ging er zurück zum SUV undöffnete die Heckklappe, wobei er sie immer im Auge behielt. Er war groß und stark genug, um sie zu tragen, aber das wollte er offenbar nicht. Er war nicht entsprechend angezogen. Vielleicht hatte er sich beeilen müssen. Er wollte nicht riskieren, dass an seinen Kleidern etwas von ihr zurückblieb.
„Warum?“, krächzte sie. Ihr Mund war trocken, ihre Kehle immer noch rau. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie das Wort eigentlich rausgebracht hatte. Falls er sie überhaupt hören konnte. Doch er hielt inne.
„Ich wollte den Kids nur einen Schrecken einjagen“, sagte er und blickte zu ihr herüber, während er in einem Werkzeugkasten wühlte. „Sie haben bei der Anlage herumgeschnüffelt. Ich habe Amanda gesagt, dass sie das verdammt noch mal sein lassen sollen!“
Dann war es also Mike Griffin gewesen, der sie in dieser Nacht mit dem Laser-Schocker angegriffen hatte.
„Es ist ein gutes Geschäft. Das lasse ich mir doch nicht versauen!“
„Man wird mich suchen“, sagte sie und merkte im gleichen Moment, wie lahm und schwach sich das anhörte.
„Über achttausend Hektar mit Tälern und Hügeln, und alle sind mit Wald und dichtem Unterholz bewachsen. Zu dieser Jahreszeit verlieren die Tannen ihre Nadeln, die Blätter fallen ab. In weniger als einem Monat liegt hier Schnee. Sie suchen vielleicht“, er hielt inne und blinzelte, als er aus dem Schein der Rücklichter hinaustrat und ihr in die Augen sehen wollte, „aber sie werden dich nicht finden.“
An dem kurzen Blick, den er ihr zugeworfen hatte, hatte Maggie erkannt, dass dies kein Mann war, mit dem man
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