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Fleisch

Fleisch

Titel: Fleisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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und schließlich ein tiefes Knurren und Winseln ausstieß.
    Sie fühlte den scharfen Schmerz zwischen ihren Schultern schon, bevor ihr bewusst wurde, dass sie getroffen worden war. Sie fiel auf die Knie. Ihr Körper explodierte, als der Stromschlag durch ihren Rücken in Arme und Beine fuhr. Sie versuchte,hinter sich zu greifen und das zu erreichen, was in ihrem Rücken steckte, doch ihre Hände rührten sich nicht.
    Konnten sich nicht rühren.
    Warum konnte sie ihre Arme, ihre Hände, ihre Finger nicht mehr bewegen?
    Sie vermochte sich nicht einmal mehr abzustützen und landete auf der Wange in dem verkrusteten Sand. Ihre Muskeln begannen unkontrolliert zu zucken. Ihr Körper wand sich, war außer Kontrolle. Schotter riss ihr die Haut auf. Und dann verhärteten sich ihre Muskeln. Ihr Kopf drehte sich. Aber das war die einzige Bewegung. Sie konnte sich nicht mehr rühren. Sie war wie gelähmt.
    Sie hörte Jakes Wimmern und wollte ihm zurufen, dass er weglaufen solle. Nach Hause. Doch was schließlich aus ihrem Mund kam, war nur ein unverständliches Gebrabbel in einer hohen, dünnen Stimme, die sie gar nicht wiedererkannte.
    Dann bemerkte sie die Stiefel direkt vor sich. Sie hatte sie nicht kommen hören. Sie vernahm nichts mehr außer ihrem Herzschlag, einem ohrenbetäubenden Trommeln in einem Windkanal. Sie schmeckte Sand, und ihr wurde klar, dass sich ihr Mund geöffnet haben musste. Sie konnte ihn nicht schließen. Konnte nicht einmal aufschauen. Die Welt drehte sich im Kreis und kippte seitwärts weg. Alles, was sie noch sah, waren die Stiefel, die vor ihr standen, schmutzverkrustete Stiefel, die nach Flussschlamm rochen.

56. KAPITEL
    Washington, D. C.
    Julia Racine warf die Zeitung auf Rachels Bettseite. Sie machte kein so lautes Geräusch, wie sie gehofft hatte, aber es reichte aus, um Rachels Aufmerksamkeit von ihrem iPad und dem nervtötenden Gequassel der Experten auf CNN abzulenken. Rachel war bereits im Bett, hatte ihr Nachthemd an und die Decke bis zur Hüfte hochgezogen, war aber umgeben von ihren Arbeitsutensilien: Notizblöcke, Stifte, Nachrichtenmagazine, die sich bis auf Julias Seite ausbreiteten.
    „Du liest meine Artikel doch sonst nie“, sagte Rachel und warf einen Blick auf die Seite der Zeitung, die Julia so gefaltet hatte, dass Rachel es sofort sehen konnte.
    Julia war müde. Ihr freier Tag war keiner gewesen, und auf ihn hatte eine lange Schicht gefolgt, in der sich zwei Dealer gegenseitig ausgeschaltet hatten. Der Stadt hatten sie damit einen Gefallen erwiesen, doch sie hatten an der vernagelten und auch ansonsten verlassenen Supermarkt-Tankstelle eine blutige Sauerei hinterlassen. Natürlich hatte keiner der Nachbarn etwas gesehen. Dann, in ihrer Pause, hatte sie zufällig einen Blick in eine weggeworfene Ausgabe der Washington Post geworfen. Und entgegen Rachels Annahme las Julia ihre Artikel sehr wohl, genauso wie jeden Enthüllungsbericht, den sie geschrieben hatte, seit sie sich kennengelernt hatten. Vielleicht sagte sie ihr nur nicht jedes Mal, dass sie es gelesen hatte.
    „Du hast versprochen, dass du nichts von dem verwenden würdest, was ich dir gesagt habe.“
    „Habe ich auch nicht.“
    „Und das Wühlen im Müll nach Beweisen?“
    „Na gut, ja. Das war einfach ein zu schönes Bild, um es nicht zu benutzen. Aber komm – immerhin habe ich nicht geschrieben, was ihr gefunden habt.“
    „Und das spätabendliche Treffen im Landwirtschaftsministerium?“
    „Jetzt warte mal!“ Nun legte Rachel ihren iPad zur Seite und setzte sich auf. „Ich habe auch noch andere Quellen als dich, Julia.“
    „Und welche von deinen Quellen kann etwas von dieser Sitzung gewusst haben?“
    „Mommy.“
    Cari Anne erschien in der Schlafzimmertür, blass und mit schläfrigen Augen, im Arm ihr Lieblingskuscheltier, einen Koalabären, dem ein Auge fehlte.
    „Nur noch einen kleinen Moment, meine Süße!“, sagte Rachel und machte eine Nicht-wenn-Mommy-sich-gerade-unterhält-Geste. Doch dann sah sie ins Gesicht des Mädchens. „Was ist denn los, meine Kleine?“
    „Mir geht es nicht so gut. Ich hab Durchfall.“
    Rachel sprang aus dem Bett.
    „Und mein Kacka war rot.“

57. KAPITEL
    Nebraska
    Maggie wusste nicht, wie sie auf die Rückbank des SUV gelangt war. Es hatte noch zwei schmerzhafte Stromstöße gegeben, beide noch unerträglicher als der erste. Es hatte sich angefühlt, als wären ihre Augäpfel in ihren Hinterkopf gerollt. Vielleicht war sie ohnmächtig geworden. Sie wusste es

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