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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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all die Unterweltgottheiten dabeistehen und tatenlos zuschauen konnten.
    Verzweifelt schaute sie sich um. Es kam ihr vor, als könnten die anderen sie nicht sehen, oder als wollten sie sie nicht sehen. Jetzt stand sie in dem Flammenmeer, das Sutekh entfacht hatte. Mechanisch umschlossen ihre Finger den Griff des Messers. Wie eine Marionette gehorchte sie einem fremden Willen, als sie die andere Hand erhob und öffnete. Aber die ganze Zeit dröhnte ein Satz in ihrem Kopf, hämmerten ihr im Takt ihres Herzschlagsdie Worte in den Schläfen: Das hier ist falsch! Das hier ist falsch! Trotzdem war sie außerstande zu begreifen, was falsch daran war. Ihr dämmerte nur, dass etwas fehlte. Etwas ganz Entscheidendes.
    Plötzlich ließ Malthus den Arm vorschnellen. Er packte Calliope am Handgelenk und hinderte sie so daran, sich ins Fleisch zu schneiden. Seine Pupillen waren geweitet, sodass von seiner eisgrauen Iris nur noch ein schmaler Ring zu sehen war.
    Calliope spürte sofort, dass auch Malthus etwas bemerkt hatte. Auch er hatte gemerkt, dass hier Falschheit und Betrug im Gange waren.
    Schon im nächsten Augenblick legten Dagan und Alastor die Hand auf Malthus’ Hand.
    „Was ist los? Sag es mir“, forderte Malthus.
    Ihr Blickkontakt mit ihm brachte ihr die Sprache zurück. „Er will Lokan gar nicht zurückholen.“ Die Worte sprudelten jetzt aus ihr heraus. „Er versucht, Lokan als sein Vehikel zu missbrauchen. Er will in seinen Körper hineinfahren, ihn sich um die Schultern legen wie einen Mantel. Er hat es selbst gesagt, Mal. Lokan ist der menschliche Körper, der es ihm ermöglichen soll, wieder auf der Erde zu erscheinen. Lokan selbst wird er nicht zurückbringen. Dazu bräuchte er seine Seele. Aber wo ist sie? Wo ist Lokans Seele?“
    „Verdammte Scheiße“, zischte Dagan durch die zusammengebissenen Zähne. Dann wandte er sich an seinen Vater. „Darum ist es also die ganze Zeit gegangen, nicht wahr? Das war also von Anfang an dein Plan, seitdem Gahiji Roxys Mutter zu Frank Marin gebracht hat. Du hast das seit Jahrzehnten vorbereitet. Damals schon warst du entschlossen, Lokan zu opfern.“
    „Ich wusste nur, dass es einer meiner Söhne sein würde“, antwortete Sutekh ungerührt. „Erst als mir auffiel, dass dein Bruder an Macht immer weiter zunahm und mir gefährlich werden konnte, ist meine Wahl auf Lokan gefallen.“
    Die drei Brüder wichen vor Entsetzen zurück. Calliope spürteMalthus’ Schmerz, als sei es ihr eigener. Der eigene Vater hatte sie betrogen. Er hatte seinen Sohn ermorden lassen. Mehr noch: Er war entschlossen gewesen, jeden beliebigen seiner Söhne zum eigenen Vorteil zu opfern.
    „An Macht zunahm?“ , fragte Malthus. „Wovon redest …“ Er verstummte, dann fuhr er mit leiser Stimme fort: „Dana. Seine Fähigkeit, ein Kind zu zeugen. Das hast du als Bedrohung angesehen.“
    „Kein Seelensammler kann zeugen. Das können allein Sterbliche. Oder die höchsten der Götter.“
    „Und deshalb hast du ihn umgebracht.“ Calliope konnte Malthus ansehen, wie sehr er litt, und es zerriss ihr das Herz. Sie wollte ihm helfen, ihn von seiner Pein erlösen.
    „Es geht hier allein um die Prophezeiung“, sagte Sutekh kalt und wollte Calliope zu sich ziehen.
    Aber Malthus stellte sich ihm in den Weg. „Nein“, presste er hervor und zog Calliope weg, sodass er schützend zwischen ihr und seinem Vater stand. Dann rief er seinen Brüdern zu: „Dagan! Alastor! Holt Lokan! Versucht, mit ihm Verbindung aufzunehmen. Jetzt! Das ist unsere einzige Chance.“
    Die beiden versuchten es. Calliope spürte die gewaltige mentale Kraft, die von den dreien ausging. Sie fühlte aber auch körperlich Sutekhs entfesselten Zorn, mit dem er die blauen Flammen noch höher schlagen ließ, um seine Söhne vom Leichnam fernzuhalten – bevor sie Gelegenheit hatten, zu Lokans Seele vorzudringen.
    Jenseits des Feuerballs sah Calliope die anderen Gottheiten stehen, die staunend das Geschehen verfolgten. Schlagartig wurde ihr klar, dass diese sich an einem Ort befanden, der von der Szene, die Sutekh beschworen hatte und in der sie selbst sich befand, abgeschieden war.
    „Da!“, rief Malthus, „ich kann ihn erreichen. Ich fühle Lokans Nähe.“
    Das Kraftfeld war so stark, dass es Calliope den Atem nahm.Aber es fühlte sich an, als könnte sie es in sich aufnehmen, und so versuchte sie, das Ihre beizutragen, wie unbedeutend es auch sein mochte, und konzentrierte mit den anderen ihre ganze Willenskraft darauf, die

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