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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Silver
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wandte sich an Calliope. „Nein, das ist vollkommen harmlos, eine Art Hypnose. Die Leute vergessen, was sie gesehen haben, oder erinnern sich höchstens noch vage daran, als hätten sie es geträumt.“
    Calliope nickte. „Da war im Fahrstuhl noch eine ältere Frau, die auf Kuznetsovs Etage wohnt. Weißes Haar, schmächtige Figur.“
    Malthus gab die Information weiter und fügte hinzu: „Lösche alle Bänder der Überwachungskameras. Wie es aussieht, wirst du dich auch um die Cops kümmern müssen. Es wäre gut, wenn sichkein Einziger an mich und meine Begleitung erinnert.“ Wer ihn augenblicklich begleitete, behielt Malthus für sich. Auch solche Nebensächlichkeiten, zum Beispiel dass er aufgespießt und zur Ader gelassen worden war, erwähnte er nicht. Er betrachtete das als seine Privatangelegenheit, die er auf seine Art aus der Welt schaffen wollte. Eine kleine Revanche in Sachen Aufspießen.
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, blickte er hinüber zu Calliope. Sie wirkte vollkommen entspannt, beinahe amüsiert. Er traute dem Frieden nicht. Sie wollte Kuznetsov für sich allein. Und deshalb war er auch sicher, dass sie etwas im Schilde führte. Für seinen Geschmack war sie in Anbetracht der Umstände entschieden zu gut gelaunt. Er würde kein weiteres Mal den Fehler begehen, sie zu unterschätzen.
    „Wo soll es langgehen?“, fragte sie, und als sie keine Antwort bekam, fragte sie noch einmal: „Wo hast du deinen Wagen geparkt?“
    „Auf einem öffentlichen Parkplatz. Da hinten rechts und an der nächsten Ampel wieder rechts.“
    Sie rückte den Teppich auf der Schulter zurecht. „Kann es losgehen?“
    „Du scheinst ja bester Stimmung zu sein“, bemerkte er, ließ sich sein Misstrauen jedoch nicht anmerken.
    „Ich bin immer bester Stimmung.“
    „Oberflächlich betrachtet.“
    „Wie auch immer“, sie klopfte mit der Hand auf den Teppich, „wir sollten gehen. Der hier drinnen schläft nicht ewig. Und mir ist er in seinem jetzigen Zustand lieber.“
    Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie los, und ihm blieb nichts anderes übrig, als hinterherzutrotten. Der Teppich war gut zwei Meter lang, der Abstand zu ihr also ideal, um ihre Rückenansicht zu bewundern. Aber Malthus konzentrierte sich lieber auf die Schmerzen in der Brust, wo das Schwert ihn durchbohrt hatte. Auch sein Unterarm tat noch weh. Es half ihm, sich in Erinnerung zu rufen, dass sie trotz all ihrer Reize seine Feindinwar, eine sehr ernst zu nehmende Feindin, die ohne Weiteres imstande war, ihn zu Schaschlik zu verarbeiten, wenn er ihr die Chance dazu ließ.
    Als sie an dem bewussten Parkplatz ankamen, blieb Calliope stehen. Es waren nur zwei Autos dort: in der hintersten Ecke ein heruntergekommener, von Rost befallener blauer Lieferwagen, weiter vorn unter einer Laterne ein schnittiger weißer Zweisitzer.
    „Jetzt sag bitte, dass deines der Van ist“, meinte sie trocken.
    „Meines ist der Van.“
    Sie ließ ihr Ende des Teppichs zu Boden fallen und drehte sich zu ihm. Malthus spähte auf seiner Seite in die Rolle und verdrehte die Augen. Er hielt Kuznetsovs Fußende. Hochwürden war an diesem Abend nicht zu beneiden. Langsam legte Malthus seine Seite des Teppichs ab.
    „Noch einmal: Welcher ist deiner?“, fragte Calliope deutlich schärfer.
    Malthus zuckte die Schultern. „Ich bin vielleicht doch kein so guter Lügner.“
    Ihr Blick wechselte von der Teppichrolle zu dem weißen Porsche. „Der passt da nicht rein“, stellte sie fest. Bevor er etwas dazu sagen konnte, war sie schon zur Tat geschritten. Mit einem Fußtritt entrollte sie den Teppich auf dem Asphalt, der daraufhin den nackten Kuznetsov freigab.
    „Wenn ich ihn zusammenfalte, meinst du, dass er dann in den Kofferraum passt?“
    „Zusammenfalten?“ Malthus lachte, aber sie meinte es ernst. „Ich bezweifle es, aber du kannst es ja versuchen.“

8. KAPITEL
    Was nun die Ewigkeit angeht, bedeutet es heller Tag
    Was das unendlich Fortdauernde angeht, bedeutet es Nacht
    Nach dem Ägyptischen Totenbuch
    Sutekhs Reich in der Unterwelt
    D jeserit Bast folgte einer Dienerin durch die in den Sandstein getriebene Galerie. Im Innenhof unter ihnen wand sich eine lange Schlange von Wartenden bis nach draußen. Bewegungslos und schweigend standen sie dort. Von irgendwoher beschlich Djeserit eine Ahnung, dass dieser Anblick wichtig für sie sei, aber sie konnte sich nicht mehr entsinnen, warum.
    Sie rieb sich mit Zeigefinger und Daumen die Nasenwurzel. Die Kopfschmerzen, die

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